StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernGrüne rühren "Gutes Essen in MV" an

Weg von der industriellen Landwirtschaft

Grüne rühren "Gutes Essen in MV" an

Parchim / Lesedauer: 3 min

Gutes Essen kommt nach Ansicht der Grünen vor allem aus ökologischem Anbau und einer artgerechten, umweltverträglichen Tierhaltung. Das Essen war das Hauptthema auf dem Landesparteitag in Parchim. Der Bauernverband forderte, mit und nicht über die Landwirte zu reden.
Veröffentlicht:22.03.2015, 19:09
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Gutes Essen ist für die Grünen in Mecklenburg- Vorpommern ein hochpolitisches Thema. Die 65 Delegierten des Landesparteitages sprachen sich am Samstag in Parchim-Dargelütz dafür aus, Lebensmittel nachhaltig, transparent und tiergemäß zu erzeugen. Das erfordere die Abkehr von der industriellen Landwirtschaft, sagte der Landesvorsitzende Andreas Katz. Gutes Essen - das seien ökologisch erzeugte und in der Region vermarktete Lebensmittel. Die Tierhaltung müsse tiergemäß und umweltverträglich sein. "Wir sind überzeugt, dass die ökologische Landwirtschaft den ländlichen Raum stärkt", sagte er.

So würden in der Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns zwar Höchsterträge erzielt, die Wertschöpfung aber sei gering, nur etwa halb so hoch wie in Niedersachsen, sagte Claudia Schulz vom Landesvorstand. Grund sei, dass viele billige Massenprodukte erzeugt würden, aber wenig arbeitsintensive Produkte wie Obst und Gemüse. Mecklenburg-Vorpommern habe 8 Prozent der Agrarfläche Deutschlands, erzeuge aber nur 1,1 Prozent des Gemüses.

Tierschutz-Standards sollen erhöht werden

Schulz forderte die Landesregierung auf, sich auf Bundesebene für die Erhöhung der Tierschutz-Standards einzusetzen. "Wir wollen, dass die Landwirte nicht gezwungen sind, immer größere Ställe zu bauen", betonte sie.

Vor dem Tagungsort suchten Mitglieder des Landesbauernverbandes das Gespräch mit den Grünen. "Wir wollen, dass mit uns, nicht über uns geredet wird", sagte der Geschäftsführer des Bauernverbandes Müritz, Matthias Schmidt. Es sei unklar, wie die ökologische Landwirtschaft die Versorgung sichern solle, wenn die Erträge 40 bis 50 Prozent geringer seien als in der konventionellen Landwirtschaft.

Lebensmittel werden zu billig produziert

Schleswigs-Holsteins Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wies als Gastredner darauf hin, dass sich die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland alle 23 Jahre halbiert. Grund sei das System, immer mehr Lebensmittel immer billiger zu produzieren - in immer größeren, intensiver wirtschaftenden Betrieben. Diesen Kreislauf wollten die Grünen durchbrechen. Sie arbeiteten nicht gegen den Bauernverband, sondern machten den Bauern das Angebot, in den nächsten Jahren familiengebunden weiterzuarbeiten.

In der Diskussion sprachen sich mehrere Redner dafür aus, in Kitas und Schulen wenigstens zweimal wöchentlich auf Fleisch zu verzichten oder täglich ein vegetarisches Wahlessen aus regionalen und saisonalen Zutaten anzubieten. Veganes Essen würde Konflikte mit den Ernährungsgewohnheiten von Kindern aus anderen Kulturen vermeiden.
Weitere Anträge an den Parteitag beschäftigen sich mit dem Landesenergieplan, dem Breitband-Ausbau auf dem Land sowie dem Zwischenlagerstandort Lubmin. Sie fordern, die Atommülllagerung in Lubmin keinesfalls auszuweiten.

Kein Einsatz von Polizeihunden

Die Delegierten stimmten einem Antrag der Grünen Jugend zu, den Einsatz von Polizeihunden bei Demonstrationen zu verbieten. Anlass war der Einsatz von Polizeihunden bei einer Demonstration am 8. Mai 2014 in Demmin gegen einen NPD-Aufmarsch. Damals seien mehrere Demonstrierende und sogar Polizeibeamte gebissen worden, sagte Ronja Thiede, Sprecherin der Grünen Jugend. Gute Polizeiarbeit sollte auf Deeskalation setzen. Dazu seien Hunde nicht geeignet. Auch unter dem Tierschutzaspekt sei der Einsatz von Hunden nicht vertretbar. "Es ist unethisch und gefährlich, Tiere als Waffen zu missbrauchen", sagte sie.