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Dickhäuter zum Anfassen

In diesem Dorf im Nordosten leben zehn Elefanten

Platschow / Lesedauer: 3 min

An der Grenze zwischen Mecklenburg und Brandenburg haben Elefanten Vorfahrt. Graue Dickhäuter tummeln sich auf einer ungewöhnlichen Farm.
Veröffentlicht:15.04.2015, 18:32
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„Rangu!“ Sonni Frankello hebt die Arme und fordert damit die 36-jährige afrikanische Elefantenkuh „Sandra“ auf, selbiges mit ihrem Rüssel zu tun. Dickhäuter-Sprache. Das gelehrige Tier reagiert sofort, das Training macht offenbar Spaß. Auf „lift“ hebt es einen Fuß, „down“ bedeutet hinlegen. Der Elefantenhof im mecklenburgischen Platschow ist Europas einzige Farm dieser Art, wie Frankello berichtet.

Vor zehn Jahren hatte die ursprünglich aus Mecklenburg kommende Zirkusfamilie das Tourneegeschäft an den Nagel gehängt und sich samt ihrer riesigen Haustiere in dem kleinen Dorf nahe der Landesgrenze zu Brandenburg niedergelassen. Schilder an der Hauptstraße weisen Platschow heute als „Elefantendorf“ aus. Der lütte Ort hält die letzten Dickhäuter im Land, nachdem Ende 2013 der Rostocker Zoo die Haltung wegen strengerer EU-Vorschriften aufgab.

Sonni Frankello (56), Enkel des Zirkusgründers, fühlt sich wohl mit Familie und Tieren in dem abgelegenen 33-Seelen-Dorf, wie er sagt. „Manchmal vermisse ich das Glitzern der Großstädte, den Glanz des ganz großen Zirkus“, gesteht er. Doch schon als Kind habe er eine eigene Elefantenfarm haben wollen – in Afrika freilich, nicht in Mecklenburg. Nun seien sie hier gelandet und würden auch nicht mehr fortziehen wollen, sagen die Frankellos.

Zehn Elefanten leben auf der Farm

Zu dem exotischen Tierpark von Platschow gehören inzwischen acht afrikanische Elefanten, davon ein Bulle und sieben Kühe, sowie zwei asiatische Elefantendamen. Außerdem gibt es Seelöwen, Kamele, Pferde. Auch die Kinder der Frankellos – Erwin (30), Jennifer (27) und Marlon (17) – sind beim Füttern und Ausmisten, beim Training sowie den Vorführungen und Shows im großes Zirkuszelt dabei. Therapiestunden auf und mit Elefanten gibt eine Heilpraktikerin.

Dennoch: Eigentlich seien die Besucherzahlen mit rund 30  000 Gästen pro Jahr zu wenig für den Elefantenhof, sagt Sonnis Ehefrau Lilian Kröplin. Der Grund sei die Abgeschiedenheit der Farm, vermutet sie. Dafür treffe sich viel internationales Publikum in Platschow, wahre Fans reisen aus Nah und Fern an. Familien kommen in den Ferien aus ganz Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Spanien oder Skandinavien.

Elefanten waren schon Stars im Fernsehen

Willig folgen die großen Grauen ihrem menschlichen „Herdenchef“ Sonni über Wiese und Reitplatz. „Elefanten sind richtige Sensibelchen, zarte Wesen, die gern schmusen und sich regelrecht anlehnen“, verrät der Dompteur. Elefanten anfassen, streicheln, Leckerli zustecken, den ruhigen Riesen ganz nah sein, das könnten Tierfreunde heute weder im Zoo noch im richtigen Zirkus, sagt er.

Selbst wenn die Haut der grauen Riesen vor Falten nur so strotzt, sind die Schwergewichte aus Platschow immer wieder gefragte Stars. So spielten drei der Dickhäuter 2006 in der BBC-Dokumentation über den antiken Feldherrn „Hannibal“ (247-183 v.Chr.) mit. Auch bei der ARD-Sendung „Das unglaubliche Quiz der Tiere“ hatten die Mecklenburger Elefanten schon mehrfach ihren ganz großen Bühnenauftritt.