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Meinungsbeitrag zu Doppelmoral in der CDU

Minister auf Twitter-Pfaden

Neuland / Lesedauer: 2 min

Innenminister Lorenz Caffier folgt einem AfD-Mitglied auf Twitter. Wenn jemand in der Landes-CDU ein Spitzenamt bekleidet und das tut, kommt das eigentlich einem Frontal-Crash gleich – siehe Sasha Ott, der fast Justizminister geworden wäre. Aber für Caffier gilt das anscheinend nicht.
Veröffentlicht:08.12.2016, 15:17

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Seit zwei Jahren benutzt auch unser Innenminister Lorenz Caffier (CDU) den Kurznachrichten-Dienst Twitter. Gerne verbreitet er dort Fotos aus seinem Politikerleben: mit der Kanzlerin beim Parteitag, mit einem Polizeihund beim Training, mit schwarz-rot-goldener Krawatte vorm Deutschland-Spiel. Ganz wichtig sind ihm auch Blumensträuße und Feuerwehrautos. Die er übrigens gerade zu Wahlkampfzeiten fast täglich irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern verteilt hat.

Wie das bei Twitter so ist, kann man dort auch verfolgen, was andere Leute in diesem Internet so treiben. Für den Leser ist das alles öffentlich. Und so kann die geschätzte Twitter-Gemeinschaft sehen, dass sich Lorenz Caffier für einige Journalisten interessiert und auch andere Zeitungen verfolgt, dazu kommen Vereine, Polizeiinspektionen und Politiker. Vorwiegend sind das solche aus der Union, aber auch aus anderen Parteien. Einer kommt aus der AfD. Und das ist Holger Arppe, der sich erst kürzlich wegen einer verbalen Entgleisung entschuldigen musste, weil er die Eltern der in Freiburg ermordeten Studentin verhöhnte.

Folgen heißt im Grunde nur, dass man regelmäßig die Nachrichten eines Nutzers lesen will. Damit ist noch lange keine Sympathie gemeint, erklärte auch Caffier auf Rückfrage. Es gibt also keinen Grund, diese Sache übermäßig ernst zu nehmen. Andererseits darf an dieser Stelle daran erinnert werden: Die CDU in Mecklenburg-Vorpommern hat im Oktober eindrucksvoll bewiesen, dass sie in solchen Dingen sehr pingelig sein kann. Der nach der Landtagswahl und den Koalitionsverhandlungen frisch zum Justizminister berufene Sascha Ott hatte auf Facebook bei der AfD auf den „Gefällt mir”-Knopf gedrückt und dafür ging in der Partei der Daumen umgehend wieder nach unten. Ott wurde fallen gelassen von seinen eigenen Leuten.

„Das Internet ist für uns alle Neuland," sagte einmal die Bundeskanzlerin. Also aufgepasst, lieber Minister: Bloß nicht auf der Maus ausrutschen und besser mit gültigem Internet-Führerschein über die Datenautobahn fahren.