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Nischenprodukt Petersilie

Nur zwei Anbauer noch in MV

Crivitz / Lesedauer: 3 min

Petersilie als das wohl bekannteste Küchenkraut in Deutschland ist im Anbau zum Nischenprodukt geworden. Zu viel Handarbeit bei vergleichsweise geringen Erlösen, heißt es bei den Gärtnereien. Zwei größere Anbauer versuchen es dennoch.
Veröffentlicht:04.10.2013, 16:34
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Monika Elgeti atmet tief durch. Seit Sonnenaufgang schon erntet die Landwirtin in Ikendorf vor den Toren Rostocks Petersilie. „Der Duft der ätherischen Öle verleiht mir ständig neue Kraft“, sagt die einzige Petersilienanbauerin weit und breit und schneidet – Wurzel für Wurzel – alle Stiele ab. Ein großes Warenhaus in der Nachbarschaft hat einige Hundert Bunde der Vitaminspender bestellt. Am Vormittag müssen sie geliefert werden.

Monika Elgeti beginnt mit dem Aussortieren – nach dem Aschenputtelprinzip: die saftig grünen Stiele in die rechte Hand, die welken landen auf dem Acker. Jeweils zehn bis zwölf Stiele, das sind ungewogen genau 50 Gramm, ergeben ein Bund. Zum Schluss noch ein Gummiband drum – und fertig. Fünf Bunde ergeben einen Strauß, so verlangt es der Handel. Die Landwirtin stellt den fertigen Strauß zu den anderen in die Holzkiste. Und weiter geht es in gebückter Haltung durch die schier endlosen Petersilienreihen am Ortsrand von Ikendorf. Eine Arbeit, die ins Kreuz geht und kaum noch Mitstreiter findet.

30 verschiedene Sorten

Allein Thomas Dreyer von der Agrargenossenschaft Crivitz (Landkreis Ludwigslust-Parchim) hält noch mit. Insgesamt werden in Crivitz etwa 30 verschiedene Gemüsesorten angebaut. Neben Petersilie auch Spitzkohl, Chinakohl, grüner Blumenkohl und Romanesco. All das ist eher selten „Made in Meck-Pomm“. „Wir brauchen für unsere Wochenmärkte aber einfach das komplette Programm. Die Kunden möchten es stets schön bunt haben“, so der Gartenbauexperte.

Auch in Ikendorf stehen neben Petersilie noch Rot- und Weißkohl, Wruken und sogar Dill im Feld. „Den zu kultivieren, ist besonders schwierig. In diesem Sommer hat uns die Trockenheit zu schaffen gemacht. Wir können hier nicht beregnen. Aber vielleicht bekomme ich
noch einen Schnitt hin“, sagt Monika Elgeti hoffnungsvoll.

Frisches aus der Region

Kurz vor Zehn am Vormittag hat sie ihre Petersilienernte für diesen Tag beendet. Ehemann Herwig wartet bereits, um die duftenden Sträuße gemeinsam mit ebenfalls frisch geerntetem Kohl und Kartoffeln zum Warenhaus ins benachbarte Roggentin zu fahren. Bestellt hat die Lieferung Globus-Geschäftsleiter Frank Meißler. „Besser geht es nicht. Morgens geerntet, mittags bei uns – und dann sofort ab in die Regale. Bis zum Abend ist alles verkauft“, sagt er. Bei frischen Erzeugnissen setzt er möglichst auf Angebote aus der Region.

Klaus Wilke, Geschäftsführer der Erzeugerorganisation Mecklenburger Ernte, weiß um die Probleme mit Nischenerzeugnissen. „Das rechnet sich für die Unternehmen oft einfach nicht. Viel Handarbeit, und am Ende gibt es wenig Geld“, sagt Wilke, der mehr als 20 Gemüseanbauer auch über die Landesgrenzen hinaus zu seinen Vertragspartnern zählt. Darunter sind Lieferanten von Lauchzwiebeln, Knollensellerie, Fenchel, Pastinaken, Spargoli oder Topinambur.