Nach Fall Hameln
Sind die Richter viel zu milde?
Schwerin / Lesedauer: 1 min
Die Tat hat für Entsetzen gesorgt: Im niedersächsischen Hameln sticht ein 38-Jähriger die Mutter seines Sohnes nieder und schleift sie mit dem Auto durch die Straßen. Danach attackiert der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DpolG), Rainer Wendt, die seiner Ansicht nach viel zu milde Justiz: Der Mann sei immer wieder mit Straftaten aufgefallen, aber dennoch nicht im Gefängnis gewesen.
Der Richterbund Mecklenburg-Vorpommern will das nicht auf sich sitzen lassen und nimmt seinerseits Wendt ins Visier: „Das Vorurteil von der ,laschen Justiz` wird in der Öffentlichkeit leider immer wieder gerne zur Stimmungsmache missbraucht“, sagt Richterbund-Sprecher Dirk Simon. Er empfiehlt allen Bürgern, sich selbst ein Bild zu machen.
Der Besuch einer öffentlichen Verhandlung vermittele nicht nur einen persönlichen Eindruck von der Schärfe oder Milde der Justiz, er könne auch Aufschluss über die unterschiedlichen Perspektiven der Verfahrensbeteiligten geben. Polizei und Strafjustiz seien in der täglichen Arbeit häufig aufeinander angewiesen. „Herr Wendt wäre daher gut beraten, Auftritte a la Rumpelstilzchen zu unterlassen und die gute Atmosphäre nicht zu vergiften“, so Simon.
„Ich teile die Ansicht Herrn Wendts nicht und sehe vielmehr ein anderes Problem. Ebenso wie die Polizei ist auch die Justiz völlig überlastet“, sagt der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, Christian Schumacher.