StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernStreit um Badeverbot an der Ostsee

Tödliche Badeunfälle entfachen Diskussion

Streit um Badeverbot an der Ostsee

Greifswald / Lesedauer: 2 min

Mehrere tödliche Badeunfälle haben bundesweit für Aufregung gesorgt. Retter fordern jetzt, bei gefährlichen Bedingungen das Schwimmen zu verbieten. Doch Kommunen und Hilfsorganisationen lehnen das bislang ab.
Veröffentlicht:24.07.2014, 08:24
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Rettungsorganisationen und Kommunen diskutieren nach mehreren tödlichen Badeunfällen vor allem an der Ostsee über die Einführung lokaler Schwimmverbote. Rechtlich wäre das nach Ansicht eines Experten möglich: «Die Gemeinden können Badeverbote erlassen», sagte Frank Hardtke, Rechtsanwalt und Dozent an der Universität Greifswald, am Mittwoch. «Das wäre nicht anders als ein Parkverbot.»

Das Baden wäre in diesen Fällen eine Ordnungswidrigkeit. Wer trotz Warnung und Verbot ins Wasser geht, müsste dann zum Beispiel mit einem Bußgeld rechnen. Die Gemeinden haben diese Möglichkeit aufgrund der kommunalen Selbstverwaltung und weil es keine übergeordneten landesweiten Regelungen gibt, sagte Hardtke.

Bislang sind die roten Flaggen an Stränden und Seen, die vor hohen Wellen oder Strömungen warnen, nur Empfehlungen - auch wenn sie oft als Verbot bezeichnet werden. Der Landesreferent der DRK-Wasserwacht Mecklenburg-Vorpommern, Thomas Powasserat, forderte daher eine neue Handhabe. «Ein Verbot kann die Zahl der Unfälle reduzieren», sagte er und bestätigte damit einen Bericht der «Ostsee-Zeitung». «Wer bei roter Flagge ins Wasser geht, gefährdet nicht nur sein Leben, sondern auch das der Retter.»

Die Politik müsse dafür sorgen, dass das Badeverbot kommt. Schon im April habe die Wasserwacht MV gemeinsam mit dem Landesverband der Deutschen Lebens- und Rettungsgesellschaft (DLRG) ein Positionspapier an Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Birgit Hesse (SPD) übergeben, in dem Sanktionen für das Missachten der roten Flaggen gefordert wird. «Es hat sich aber nicht viel getan», sagte Powasserat.

«Die Vernunft der Leute zählt», sagte hingegen der Bürgermeister des Ostseebads Kühlungsborn, Rainer Karl. Badetote gebe es leider jedes Jahr. «Wenn ich partout nicht auf die Warnungen hören will, muss ich ins Wasser gehen und ersaufen.» Ein Verbot sei kaum zu durchzusetzen: «Wer schwimmen geht, hat ja keinen Ausweis in der Badehose. Um die Person festzuhalten, müsste schon die Polizei kommen.»

Ähnlich sieht es die DLRG. «Wir wollen mit den Leuten reden, ihnen die Ursachen für die Beflaggung erklären», sagte Sprecher Martin Janssen. «Mit Sanktionen bekommen wir auch nicht in den Griff, dass der eine oder andere überreagiert.» Das sei ähnlich wie bei Radfahrern, die nicht dazu verpflichtet sind, Helme zu tragen, obwohl das die Verletzungsrisiken verringen würde.

Die DLRG erneuerte stattdessen ihre Sicherheitstipps: Schwimmer sollten sich vor dem Bad abkühlen und nicht mit vollem Magen ins Wasser gehen. «Leichtsinn, Übermut, schlechte Schwimmfähigkeit, Selbstüberschätzung und Unkenntnis über mögliche Gefahren sind die häufigsten Ursachen für tödliche Badeunfälle», hieß es.

Allein am vergangenen Wochenende waren in deutschen Gewässern um die 20 Menschen ertrunken, teilweise trotz eindeutiger Warnhinweise. In Mecklenburg-Vorpommern kamen sieben Menschen ums Leben.