StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernBützow soll wieder für Fußgänger sicher gemacht werden

Neue Aufnahmen zeigen den Wirbelsturm

Bützow soll wieder für Fußgänger sicher gemacht werden

Butzow / Lesedauer: 5 min

Nur knapp zehn Minuten brauchte der Wirbelsturm, um Bützow zu verwüsten. Die Bilder der zerstörten Stadt gingen um die Welt.
Veröffentlicht:05.05.2015, 21:01
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Nach den Zerstörungen durch einen Tornado in Bützow sind am Donnerstagmorgen die Aufräumarbeiten fortgesetzt worden. "Es geht um die akute Gefahrenbeseitigung", sagte Wehrführer Holger Gadiner. Erstes Ziel sei, dass von allen Häusern entlang der stark betroffenen Durchgangsstraße lose Ziegel heruntergenommen werden. Fußgänger dürften nicht gefährdet werden. Auf jeden Fall solle die Straße noch am Donnerstag für den Verkehr wieder freigegeben werden.

Gleichzeitig werden die kleineren Seitenstraßen in der Altstadt geräumt. Gadiner ging davon aus, dass auch dort die akuten Gefahrenstellen noch an diesem Donnerstag beseitigt werden können. "Jetzt heißt es: Aufräumen, anpacken und die Stadt von dem ganzen Bruch und Müll zu befreien." Drei Schulen sollen die ganze Woche noch geschlossen bleiben, für eine Betreuung der Kinder sei aber gesorgt.

Seit den Stadtbränden Mitte des 18. Jahrhunderts habe es kein vergleichbares Unglück in der 7600-Einwohner-Stadt gegeben. Bewohner Bützows berichteten, dass der Tornado knapp zehn Minuten gewütet habe.

Ministerpräsident sichert Hilfe zu

Durch den Sturm, der am Dienstag gegen 19 Uhr knapp zehn Minuten lang über der Innenstadt wütete, wurden 30 Personen meist durch herumfliegende Trümmerteile leicht verletzt. Eine Frau musste allerdings mit schweren Verletzungen in eine Rostocker Klinik gebracht werden, sagte Constien. Im Zentrum sind viele Häuser abgedeckt. Vom Dach der Stiftskirche fehlt ungefähr ein Viertel der Ziegel. Auch das Rathaus weist schwere Schäden auf.

Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) machte sich am Mittwoch vor Ort ein Bild von der Lage und sicherte Hilfe des Landes zu. Er zeigte sich nach einem Gang durch die Innenstadt sichtlich betroffen vom Ausmaß der Zerstörungen, die er als "riesig" bezeichnete. "Ich habe so etwas noch nie gesehen." Er sicherte der Stadt die Hilfe des Landes zu. "Ich bin sehr beeindruckt, wie die Einsatzkräfte diese schwierige Lage gemeistert haben", sagte er. Großen Respekt habe er vor der Hilfsbereitschaft der Einwohner.

Noch in der Nacht wurden drei Häuser wegen akuter Einsturzgefahr evakuiert. Die Bewohner seien bei Verwandten und Bekannten untergekommen. Im Laufe des Vormittags wurden 84 Häuser in der historischen Innenstadt besichtigt, sagte Constien. Bei 14 von ihnen wurde die weitere Nutzung verboten. Allerdings seien nicht alle Häuser bewohnt gewesen. In der Notunterkunft in der Sporthalle fanden sechs Einwohner einen Unterschlupf. Die Feuerwehr berichtete zunächst von mehr als 100 zerstörten oder beschädigten Autos. Eines sei sogar rund 70 Meter weit durch die Luft geschleudert worden.

Alle Autos in der Innenstadt zerstört

Noch in der Nacht wurden drei Häuser wegen akuter Einsturzgefahr evakuiert. Die Bewohner seien bei Verwandten und Bekannten untergekommen. Eine Notaufnahme in der Sporthalle musste nicht benutzt werden.

An diesem Mittwoch sollten Bau- und Statikexperten die beschädigten Häuser begutachten. Noch sei nicht absehbar, wie viele Häuser einsturzgefährdet und nicht mehr bewohnbar sind. In der Innenstadt sei kein Auto heil geblieben.

Rund 130 Feuerwehrleute und andere Katastrophenhelfer hatten gleich nach dem Sturm mit den Aufräumarbeiten begonnen. Wichtige Straßen wurden so geräumt, dass zumindest die Einsatzfahrzeuge gefahrlos fahren konnten.

Tornado für Verwüstung verantwortlich

Stadt und Kreis bedankten sich für die Solidarität vieler Einwohner, die sich am Morgen ausgerüstet mit Werkzeug bei der Feuerwehr gemeldet hatten. Ihnen allen steht viel Arbeit bevor. Auf den kleineren Straßen und Gehwegen liegen noch Tausende Ziegel und andere Trümmerteile, viele Bäume sind umgestürzt. Die Innenstadt ist für den Durchgangsverkehr gesperrt, drei Schulen wurden geschlossen.

Auch nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist ein Tornado für die Verwüstungen in Bützow verantwortlich. Darauf deuteten die Radarbilder hin und die Schäden wie umgestürzte Autos, sagte DWD-Meteorologin Linda Jäckel in Potsdam. Auch schwere Stürme könnten zwar Dächer abdecken, aber Autos stürzten eher bei einem Tornado um. "Es gibt Strukturen im Radarbild, die auf Rotationen in der Wolke hinweisen", erklärte Jäcke.

Auch der Rest von MV hat einiges abbekommen

Weshalb sich aber genau in Bützow - das von der Warnow durchflossen wird, die dort weite Auenflächen hat - ein Tornado entwickelte, sei unklar. Tornados seien schwer vorherzusagen, sagte Jäckel. Die Tornado-Forschung stecke noch in den Anfängen. Es sei völlig willkürlich, wo so etwas auftrete.

Unwetterartige Regenfälle und Gewitter ließen auch in anderen Regionen von Mecklenburg-Vorpommern Bäume umstürzen und Verkehrsschilder umknicken. Der Verkehr war behindert, weil die Einsatzkräfte Bäume und Äste von den Straßen räumen mussten.

In Bützow wurden nach Informationen der "Bützower Zeitung" das Dach der Kirche komplett abgedeckt und das Rathaus schwer beschädigt. Der Bürgermeister musste der Zeitung zufolge behandelt werden, nachdem ein Fenster in seinem Büro zerborsten war. Das Krankenhaus habe teilweise geräumt werden müssen, etliche Autos seien demoliert worden. Der Sturm habe eine "Schneise der Verwüstung" durch die Kleinstadt gezogen, sagte eine Augenzeugin dem NDRNDRneue Suche mit diesem Objektverfeinern nach diesem ObjektVerfügbare Bedeutungen:Norddeutscher Rundfunk. Zahlreiche Dachziegel lagen dort auf der Straße.


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