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Neues Gesetz

Was wird aus den Dorffesten im Land?

Sommersdorf / Lesedauer: 2 min

Post vom Finanzamt treibt im Moment vielen Ehrenamtlichen in Dorf-Vereinen Sorgenfalten auf die Stirn. Sind die Dorffeste im Land in Gefahr? Ein Fall aus Sommersdorf.
Veröffentlicht:25.07.2017, 16:08

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Das Dorffest wurde am Wochenende noch ausgerichtet, aber jetzt ist wohl erst einmal Schluss mit dem Ehrenamt im Dorfclub in Sommersdorf am Kummerower See. Das Finanzamt sagt, so ein Fest könnte auch ein Gastronom machen, erklärt Bürgermeister Gerd Müller. Jetzt wollen die Akteure die Arbeit im Dorfclub erst einmal niederlegen. Die Reißleine ziehen. Warum eigentlich?

Der Knackpunkt ist die Gemeinnützigkeit

Der Dorfclub war bisher ein gemeinnütziger Verein, aber diese Gemeinnützigkeit stellt das Finanzamt nun aufgrund einer geänderten gesetzlichen Lage infrage. „Dorffeste sind laut dem Finanzamt nicht gemeinnützig", sagt der Bürgermeister.

Das Gastronomen-Argument des Finanzamtes kann der Bürgermeister jedoch nicht nachvollziehen. Auf den Dörfern gebe es doch gar keine Gastwirte mehr. „Das ist doch wirklich die Ausnahme, welches Dorf in der Region hat noch eine Gaststätte?“, fragt er sich und schüttelt den Kopf.

Satzung müsste geändert werden

Der Dorfclub müsste jetzt seine Satzung ändern, um weiter bestehen zu können. Den Aufwand will man in Sommersdorf aber nicht betreiben. „Vielleicht gibt es neue Leute, die sich engagieren wollen und auch neue Ideen“, so Gerd Müller. Er hofft darauf, dass sich wieder Menschen aus dem Dorf finden, die ehrenamtlich für die Gemeinde aktiv sind.

Sommersdorf steht damit nicht alleine da. Der Dorfclub Teusin-Roidin etwa ist den gleichen Weg gegangen. Der einstige Dorfclub ist jetzt eine Interessengemeinschaft. Vielleicht gibt es in Sommersdorf dann auch eine Interessengemeinschaft, die das Dorffest organisiert. Aber es gibt dann keinen Verein mehr.

Spendenbescheinigung nicht absetzbar

Wenn die Gemeinnützigkeit fehlt, dann können die Vereine keine Spendenbescheinigungen mehr ausstellen. Das würde wiederum bedeuten, dass Unternehmen wohl in der Regel keine Spenden mehr an die Vereine geben. Und dann fehlen die Gelder für Aktivitäten.

Ist das das Ende des Ehrenamtes auf dem Dorf?

Das sagt die Landesregierung

Die Landesregierung lässt das Hin und Her um die Gemeinnützigkeit relativ kalt. Das Finanzministerium sieht nur wenige Vereine im Land von solchen Aberkennungen durch die Finanzämter bedroht. „Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass die Vereine, deren Gemeinnützigkeit bereits anerkannt wurde, auch weiterhin als gemeinnützig anerkannt werden“, schreibt der Sprecher des Finanzministeriums. Nach seinen Worten ist es gängige Verwaltungspraxis, dass die Finanzämter den betroffenen Vereinen vor der Aberkennung der Gemeinnützigkeit „umfassendes rechtliches Gehör“ gewähren. Gesetzlichen Änderungsbedarf sieht die Landesregierung nicht.