StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernZweite Chance für junge Leute ohne Berufsabschluss

Ungenutztes Potenzial

Zweite Chance für junge Leute ohne Berufsabschluss

Schwerin / Lesedauer: 2 min

In den Firmen in Mecklenburg-Vorpommern bleiben immer mehr Ausbildungsplätze unbesetzt. Bei der Suche nach Fachkräftenachwuchs sollten Unternehmen aber nicht nur Schulabgänger im Blick haben.
Veröffentlicht:28.08.2017, 09:25
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Bei jungen Leuten ohne Berufsabschluss sieht die Chefin der Arbeitsagentur Nord, Margit Haupt-Koopmann, noch ungenutztes Potenzial für die Gewinnung von Fachkräften. Rund 7400 Männer und Frauen im Alter zwischen 25 und 35 Jahren, die derzeit in Mecklenburg-Vorpommern auf Jobsuche sind, könnten wegen fehlender Abschlüsse nur schwer vermittelt werden. „Wir haben Fachkräftebedarf allenthalben und können es uns deshalb nicht erlauben, diese Ressourcen brach liegen zu lassen”, mahnte Haupt-Koopmann.

Auch mit einer späten Ausbildung könnten Fachwissen und Fertigkeiten erworben werden, die die Chancen auf einen gut bezahlten Job merklich verbessern. Pro Jahr würden rund 1000 junge Leute im Nordosten diesen Weg gehen. „Aber es könnten und es sollten mehr sein”, sagte die Agenturchefin und verwies auf die von Arbeitsagenturen und Jobcentern gewährte Unterstützung. Dazu gehöre auch eine Erfolgsprämie für die jungen Menschen. So würden insgesamt 2500 Euro für jeden nachgeholten Berufsabschluss gewährt, zusätzlich zur Ausbildungsvergütung.

Ausbildung in Betrieb ermöglicht nahtlose Übernahme

„Klar bekommt man derzeit auch als Ungelernter Arbeit, die mit Mindestlohn vergütet wird. Aber damit sollten sich junge Leute, die ja noch 30, 40 Arbeitsjahre vor sich haben, nicht zufrieden geben”, sagte Haupt-Koopmann. Die Arbeitslosenquote sei unter Ungelernten mit rund 20 Prozent gut drei Mal so hoch wie bei Facharbeitern. „Wer keine abgeschlossene Ausbildung hat, fliegt meist als erster.”

Haupt-Koopmann appellierte an die Unternehmen, bei der Suche nach Berufsnachwuchs nicht nur auf die aktuellen Schulabgänger zu schauen, sondern auch junge Erwachsene in den Blick zu nehmen. „Auch wer eine zweite Chance erhält und sie nutzt, kann eine gute Fachkraft werden”, betonte sie. Finde die Ausbildung in einem Betrieb statt und nicht in einer überbetrieblichen Einrichtung, sei zudem eine nahtlose Übernahme nach der Ausbildung möglich. Das nutze beiden Seiten.

Bis Ende 2020 sollen 120.000 Geringqualifizierte bei Lehre unterstützt werden

Immer mehr Firmen in Mecklenburg-Vorpommern klagen nach Angaben der drei Industrie- und Handelskammern über fehlenden Berufsnachwuchs. In fast der Hälfte der ausbildenden Betriebe im Land könnten die angebotenen Lehrstellen nicht vollständig besetzt werden, weil es zu wenige oder nur ungeeignete Bewerber gebe, hieß es. Zum Start des Ausbildungsjahres Anfang August waren in Mecklenburg-Vorpommern bei den regionalen Arbeitsagenturen noch etwa 4200 der seit Oktober 2016 gemeldeten 10.400 Ausbildungsplätze unbesetzt.

Mit dem Programm „Zukunftsstarter” wollen Bundesarbeitsministerium und Bundesarbeitsagentur bis Ende 2020 bundesweit etwa 120.000 geringqualifizierte junge Menschen dabei unterstützen, eine betriebliche Lehre nachzuholen.