Käfer-"Behausungen"
Ausgerechnet tote Eichen erfreuen Naturschützer
Teterow / Lesedauer: 2 min
Von der Sonne ausgeblichen ragt das nackte Holz der Baumleichen in den blauen Himmel. Befremdlich wirken die toten Eichen in der ansonsten in üppigem Grün stehenden Allee am Feldrain südwestlich von Groß Markow. Da mutet es paradox an, dass gerade die abgestorbenen Bäume die Naturschützer entzücken.
Den Widerspruch löst Dr. Volker Meitzner vom Büro Grünspektrum mit wenigen Worten auf. „In den abgestorbenen Bäumen lebt der Eremit, der auch als Juchtenkäfer bekannt ist. Bei dem Insekt handelt es sich um eine vom Aussterben bedrohte Art.“ Der Biologe aus Neubrandenburg leitet die Arbeitsgemeinschaft Monitoring Käfer und hat die Eremiten seit Jahren im Blick. Die Population der Einzelgänger in der Groß Markower Eichenallee ist seit den 1990er-Jahren recht stabil. Deshalb steht das Gehölz bei der EU auf der Liste der geschützten Flora-Fauna-Habitate. Dennoch ist der Biologe in Sorge. „Der Eremit ist flugträge. Von seinem Standort entfernt er sich kaum mehr als 500 Meter. Das hat in der stark zergliederten Landschaft zur Folge, dass die Populationen meist voneinander isoliert sind, der genetische Austausch fehlt.“ Mit einem Missverständnis bezüglich des Käfers räumt der Wissenschaftler indes auf.
Der Juchtenkäfer ist nicht schuld am Absterben der Eichen. Er zieht als Höhlenbewohner erst ein, wenn er Mulm im Totholz findet. Der Bestand der vitalen Bäume in der Allee ist somit von seiner Seite nicht gefährdet, versichert der Fachmann.