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Schlussstrich

Finanzwächter bremste Bürgermeisterin aus

Altkalen / Lesedauer: 3 min

Erich Hänze sagt der Kommunalpolitik ade. Mit 75 Jahren muss man  schon mal einen Schlussstrich ziehen dürfen, argumentiert der Kleverhöfer. Was für  ihn nicht bedeutet, die Dinge nur noch von der Seite zu betrachten.
Veröffentlicht:06.05.2014, 17:39

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"Er war eigentlich schon immer da." Das sagt Altkalens Bürgermeisterin Renate Awe über den Gemeindevertreter Erich Hänze. Was sie meint ist, dass in dem Gremium keiner auf eine so lange Wirkenszeit zurückblicken kann wie er. Mit nunmehr 75 Jahren aber meint der Kleverhofer Senior, sich aus der aktiven Politik zurückziehen zu können. "Als ich zehn Jahre jünger war, brauchte ich nicht lange zu überlegen und habe kandidiert. Aber man muss auch mal einen Schlussstrich ziehen können."  Was das bei Erich Hänze heißt, bleibt allerdings offen. Gut, auf dem Stimmzettel für die Gemeinderatswahl am 25. Mai wird man seinen Namen nicht finden. Doch andererseits ist sein Terminkalender knüppeldick gefüllt. Rosten also wird der Rastlose auch ohne Mandat nicht.

Aber sein Fehlen wird sich bemerkbar machen. Zuallererst wohl bei der Bürgermeisterin selbst. Sie hatte oft den Rat des Älteren eingeholt vor schwer wiegenden Entscheidungen. "Ich hab' ja manche fixe Idee. Mit Erich Hänze konnte ich solche Gedanken gut durchspielen. Oft fand er, dass der Einfall ja ganz passabel sei, aber man dies oder jenes mit berücksichtigen müsse", berichtet Frau Awe. Richtig ausgebremst hatte Erich Hänze seine Gemeindechefin aber nur einmal. Das war vor zwei Jahren. Altkalen hatte sich um die Ausrichtung des Landeserntedankfestes beworben und den Zuschlag erhalten. Feiern, so argumentierte Hänze damals wie heute, kann man nur, wenn das Geld dafür in der Kasse  ist. Damals war es nicht da. Denn die Gemeinde hatte keinen genehmigten Haushalt und dieser, das war absehbar, würde wegen der Einführung der doppischen Haushaltsführung  in die roten Zahlen rutschen. Auf Kredit feiern? Das kam für Altkalen dann doch nicht in Frage und die Gemeinde ruderte beim Landeserntefest  zurück.

Was Erich Hänze auszeichnet, ist sein kritischer Blick und eine  unaufgeregte Weise, Probleme deutlich anzusprechen. Das setzt voraus, diese auch zu erkennen. Er gehört zu der gar nicht so großen Zahl jener Kommunalpolitiker, die über den aktuellen Horizont hinaus blicken und weiter vorausdenken. Beispielsweise wenn er die Reparatur von Schadstellen in Gemeindestraßen anmahnt. Wohl wissend, dass die Kosten explodieren, wenn die Erosion dort erst voranschreitet. Nicht minder wird der Gemeinde sein trockener Humor fehlen, mit dem er so manche der langen Sitzungen würzte und die Stimmung auflockerte.