StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizGroße Ehrung für kleines Museum

Hoher Orden für die Chefin des „Lütt Museums”

Große Ehrung für kleines Museum

Dargun / Lesedauer: 4 min

Zum Ende seiner Amtszeit verlieh Bundespräsident Joachim Gauck noch einmal besonders engagierten Bürgern die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik. Unter den Ausgezeichneten ist auch Marlies Claassen, die Vorsitzende des Darguner Museumsvereins. Sie wird die Ehrung am 3. Mai in der Schweriner Staatskanzlei entgegennehmen. Nicht nur deshalb ist die 74-Jährige jetzt ganz schön aufgeregt. Bevor „Uns lütt Museum“ am Sonntag wieder öffnet, sprach Torsten Bengelsdorf mit der Vereins-Vorsitzenden.
Veröffentlicht:29.03.2017, 06:12

Artikel teilen:

Was ist denn das für ein Gefühl, eine solch hohe Auszeichnung zu bekommen?

Ich habe da erst einmal einen richtigen Schreck gekriegt. Meine Knie wurden weich und ich musste mich erst einmal hinsetzen. Und dann liefen die Tränen. So etwas muss man wirklich erst einmal verarbeiten. Ich überlege natürlich auch, wer mich für diese Auszeichnung vorgeschlagen hat. Doch das habe ich bis heute nicht rausbekommen.

Was bedeutet diese Ehrung für Sie?

Für mich ist es eine Anerkennung meiner Arbeit für unser Museum. Es ist aber auch eine Auszeichnung für unseren gesamten Museums-Verein. Wenn ich nicht so viele fleißige Mitstreiter hätte, dann wären wir längst nicht das geworden, was wir heute sind. Im nächsten Jahr wird unser Verein 25 Jahre alt. Wir hätten uns bei der Gründung nicht träumen lassen, dass wir einmal ein solch tolles Museum haben werden.

Sie betreiben das Museum ausschließlich ehrenamtlich. Wie erklären Sie sich den Erfolg?

Alle, die im Verein mitmachen, sind begeistert von der Heimatgeschichte unserer Stadt und der Umgebung. Wir haben keine Mitglieder geworben, sie sind alle von allein gekommen – aus Interesse an unserer Geschichte. Unsere Mitglieder fühlen sich im Verein wie in einer großen Familie, die ihnen Erfüllung gibt.

Am Sonntag startet das Museum gleich mit einem Aktionstag. Worum geht es?

Um lustige Geschichten mitten aus dem Leben. So heißt auch unser Aktionstag. Vereinsmitglieder erzählen lustige Begebenheiten auf Hoch und Platt. Dazu spielt Sabine Wallis auf der Treckfiedel. Um 14 Uhr geht es los.

„Spurensuche – Mut zur Verantwortung“ lautet das Thema des Weltmuseumstages am 21. Mai. Da fühlt sich auch das „Lütt Museum“ angesprochen...

Eine Auseinandersetzung mit diesem Thema kostet Mut. Wir wollen am Museumstag noch einmal unsere Dauerausstellung in den Mittelpunkt rücken: „Geflohen und vertrieben – Angekommen in der Heimat?“ Dazu werden Zeitzeugen aus unserer Mitte über ihre Erlebnisse bei Flucht und Vertreibung berichten. Bis auf eine Ausnahme sagen bei uns alle, dass sie in der neuen Heimat angekommen sind, die alte Heimat aber nicht vergessen haben. Was wir mit unserer Ausstellung und den Zeitzeugen-Berichten aussagen wollen, ist, wie furchtbar der Krieg ist und dass sich solche Zeiten nie wiederholen dürfen.

Was erwartet die Museums-Besucher außerdem noch in diesem Jahr?

Am 30.  April laden wir zum Körbeflechten ein. Harry Schult wird dann allen interessierten Besuchern zeigen, wie das geht. Mit bäuerlichen Arbeiten im Winter beschäftigen wir uns bei einem weiteren Aktionstag am 22.  Oktober. Wir stellen Holzarbeiten vor, zeigen aber auch, was Frauen im Winter zu tun hatten, zum Beispiel Nähen, Stricken oder Häkeln. Und auch die Küchenarbeiten kommen nicht zu kurz, wenn für den Winter Pflaumenmus, Schmalz oder Dörrobst vorbereitet wurden. Am 31.  Oktober werden wir zum Reformationstag zusammen mit der Kirchgemeinde eine Mönchsvesper in der Klosterkirche veranstalten, wo wir unter anderem auf den Spuren des legendären unterirdischen Ganges zum Frauenkloster Verchen wandeln werden. Und dann wird es am 17.  Dezember zum dritten Mal unser Märchenrätsel geben.

Nun sind viele Ihrer Mitglieder ja von Anfang an dabei und zählen mittlerweile auch nicht mehr zu den Jüngsten. Aber um Nachwuchs im Verein müssen Sie sich offenbar trotzdem keine großen Sorgen machen...

Wir sind sehr froh darüber, dass wir in den vergangenen Jahren auch einige junge Leute aufnehmen konnten. Das liegt sicherlich auch an der Atmosphäre, die bei uns im Verein herrscht. Wer Interesse hat an Geschichte, der sollte zu uns kommen. Das ist eine sinnvolle Aufgabe.