StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizIm Privat-Brunnen lauert die Gefahr

Trinkwasser-Qualität

Im Privat-Brunnen lauert die Gefahr

Dargun / Lesedauer: 3 min

Ein Physiker nahm in Dargun das Trinkwasser unter die Lupe. Bei den Wasserwerken steht es demnach gut um die Nitrat-Werte. Doch einige private Brunnenbesitzer erschreckte das Ergebnis.
Veröffentlicht:20.08.2014, 18:28

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Als Dietmar Krüger seine Brunnenwasser-Analyse in den Händen hält, ist er einigermaßen verblüfft. Der Neukalener war am Mittwoch extra nach Dargun gefahren, um das Wasser seines Brunnens untersuchen zu lassen. „Wo kommt denn der hohe Nitratwert her“, fragt er den Wasserexperten des Vereins VSR-Gewässerschutz, Harald Gülzow, der mit einem Labormobil am Platz des Friedens halt gemacht hatte.

Denn Gülzow ermittelte einen Nitrat-Wert von 69,9 Milligramm je Liter. Damit liegt das Wasser des uralten privaten Brunnens in der Neukalener Bahnhofstraße über dem Grenzwert von 50 Milligramm je Liter und sollte damit nicht mehr als Trinkwasser verwendet werden. Denn ein Zuviel des Salzes der Salpetersäure bedeutet ein erhöhtes Krebsrisiko.

Getrunken hat Dietmar Krüger sein Brunnenwasser ohnehin nicht. Mit dem Nass gießt er seine Pflanzen und füllt seinen Gartenteich. Auf seinen fragenden Blick findet der Wasserexperte Harald Gülzow leicht eine Antwort. „Das Nitrat kommt aus der landwirtschaftlichen Düngung.“ Doch das verwundert Krüger umsomehr. „Mein Grundstück liegt doch mitten in der Stadt“, betont er. Da seien die Felder doch weit entfernt. „Grundwasser ist wie Strom“, entgegnet Gülzow. „Es fließt.“ Und so sei es leicht möglich, dass das Nitrat aus den Stickstoffdüngern oder aus der Gülle von den Feldern unterirdisch viele Kilometer getragen wird.

Zum Teil das Dreifache des Grenzwerts

Dietmar Krüger war einer von 32 Menschen, die ihr Brunnenwasser untersuchen ließen. Auch Darguner, Vanselower, Demminer, Malchiner, Lelkendorfer oder Sassener nutzten diesen Service, sagte Physiker Harald Gülzow. Von den 15 Proben, die er sofort untersucht hat, lagen nur neun unter dem Nitrat-Grenzwert von 50 Milligramm je Liter. Die beiden Spitzenwerte kommen aus Dargun: Sie betragen 130 und 149,5 Milligramm je Liter. Letzterer beträgt das Dreifache des Grenzwerts.

Bei öffentlichen und betrieblichen Brunnen zeichnet sich da aber ein ganz anderes Bild ab. Da liegen sämtliche Werte weit unter dem Grenzwert von 50 Milligramm. Sie reichen von „nicht nachweisbar“ in Altkalen bis zu 9,8 Milligramm Nitrat je Liter im Darguner Trinkwasser. Für Harald Gülzow ist der Unterschied zwischen privaten und öffentlichen Brunnen kein Widerspruch. Schließlich liegen die öffentlichen Trinkwasserbrunnen auch in sensiblen Trinkwasserschutzzonen. Sie sind damit weniger den Belastungen der Landwirtschaft ausgesetzt.

Petra Tertel, Geschäftsführerin des Wasserzweckverbands Malchin Stavenhagen, kennt das Nitrat-Problem. „Es ist ein Phänomen, das auch uns als Wasserversorger irgendwann erreichen wird“, sagt sie. Noch hätten alle Brunnen des Verbands Top-Werte. Auch weil das Wasser aus 40 bis 60 Meter Tiefe geholt wird. Bis in diese Schichten seien die Nitrate bislang noch nicht durchgesickert.