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Ältere Autos im Visier

Diesel-Fahrverbote sind Wahnsinn - oder nicht?

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Fahrverbote für Autos mit Dieselmotor? Unsere Kommentatoren steigen angesichts dieses Szenarios in den Ring und schlagen sich die Argumente um die Ohren.
Veröffentlicht:29.07.2017, 14:55

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Geht es nach der Autoindustrie, sollen Nachrüstungen ausreichen, um Fahrverbote für alte Diesel mit schmutzigen Abgasen zu vermeiden. Das Stuttgarter Verwaltungsgericht sieht das anders – Besitzer älterer Dieselwagen müssen nach einem aktuellen Urteil weiter mit Fahrverboten rechnen. Was denken unsere Kommentatoren darüber?

Die Zahlen lügen nicht
(Kommentar von Friederike Zörner)

Sehen kann man Stickstoffdioxid nicht. Das Gas geht im Dunst deutscher Städte unter. Und doch lässt sich seine Existenz nachweisen. Die Messstation am Stuttgarter Neckartor hat für das vergangene Jahr einen Mittelwert von 82 Mikrogramm pro Kubikmeter ermittelt. Das ist das Doppelte von dem, was Experten dem Menschen zumuten würden.

Stuttgart ist ein Extrem-, aber mitnichten ein Einzelfall. Andere Stationen in Städten wie Berlin, Potsdam oder Hamburg messen zwar geringere Jahresdurchschnitte – liegen allerdings über den erwünschten 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Wer Schuld hat, ist unmissverständlich klar: der Mensch. Namentlich derjenige mit einem fahrbaren Untersatz – Modell „alter Diesel“.

Stickstoffdioxid kann Atemwegsprobleme und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen. Nur eine Reduktion der Quelle allen Übels kann da Abhilfe schaffen. Die bequeme Mobilität muss dem Gemeinwohl untergeordnet werden. Ein angedachtes Fahrverbot in Stuttgart wird in der Folge keineswegs eine bundesweite, hysterische Diesel-Diffamierung auslösen. Dafür ist die Problematik in der Stadt mit Kessel-Lage dann doch zu extrem.

Doch selbst wenn andere Städte wie München oder Berlin nachziehen sollten, wird sich der gemeine Großstädter angesichts der guten öffentlichen Infrastruktur ohnehin nicht schocken lassen. Und während der Fahrt mit Bus und Bahn hat er oder sie dann genügend Zeit für die Zeitungslektüre.

Populistische Symbolpolitik
(Kommentar von Jürgen Mladek)

Die Luft in Deutschland wird immer besser, seit Jahrzehnten dauert diese positive Entwicklung schon an. Das muss sogar das Bundesumweltamt bestätigen, das eigentlich viel lieber alarmistische Weltuntergangsszenarien beschwört. Und die Diesel werden immer sauberer und effizienter. Das wiederum bestätigte jüngst sogar die Deutsche Umwelthilfe mit eigenen Stickoxid-Messungen im Realbetrieb, also jener grün bemäntelte Abmahnverein, dessen Geschäftsmodell darin besteht, die Industrie zu verteufeln und der jetzt das Urteil für Diesel-Fahrverbote erstritten hat.

Wohlgemerkt für alle Diesel, nicht einmal für die saubersten Motoren, die man selbst unter die Lupe nahm und in die zum Beispiel Mercedes gerade drei Milliarden Euro investierte, soll es Ausnahmen geben. Das zeigt, dass es hier um reine Symbolpolitik von Autohassern geht, mit der letzten Endes der komplette Individualverkehr abgeschafft werden soll.

Denn nach dem Diesel, der zu Recht als wichtiger Baustein in der Klimapolitik gehandelt wurde, ist mit Sicherheit auch bald der Benziner „böse“. Wie normale Menschen dann zur Arbeit kommen sollen – egal. 27 führende Professoren deutscher Technik-Universitäten haben gegen diesen Wahnsinn unterschrieben. Vernünftiger als nur lokal wirksame Verbote seien Nachrüstungen und weitere Verbesserungen der zukünftigen Diesel-Antriebe. Aber wer hört schon auf die Wissenschaft, wenn Verbieten doch viel mehr Spaß macht.

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