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Neue Studie

Straßenstress wird zu Wut

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Beschimpfen, Bedrängen und Bedrohen: Der ungehobelte Ton scheint im Straßenverkehr allerorts Einzug zu halten. Das liegt vor allem daran, dass Autofahren anstrengend und stressig ist.
Veröffentlicht:19.12.2013, 17:09
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Die Autobahn ist die Wutzone Nummer Eins bei deutschen Autofahrern. Eine Umfrage des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) hat ergeben, dass mehr als der Hälfte aller Autobahnfahrer aggressive Fahrer begegnet sind, gefolgt vom Stadtverkehr (23 Prozent) und der Landstraße (16 Prozent). Dabei werden Fahrer von PS-starken Autos als besonders bedrohlich wahrgenommen. Vor allem durch dichtes Auffahren und Drängeln fallen den Befragten BMW (50,6 Prozent), Mercedes (32,2 Prozent), Audi (25,9 Prozent) und Porsche (8,7 Prozent) auf. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage der ADAC Motorwelt.

Viele Verkehrsteilnehmer schließen auch von der Autofarbe auf das Fahrverhalten. Bei einem schwarzen Auto haben 43,5 Prozent der Befragten das ungute Gefühl, dass hinterm Steuer ein aggressiver Fahrer sitzt. 9,7 Prozent haben diese Einschätzung immerhin noch bei silbernen Fahrzeugen. Drängler sind der aktuellen ADAC-Motorwelt-Umfrage zufolge das größte Ärgernis im Straßenverkehr. 80 Prozent der Deutschen fühlten sich bereits durch Drängler provoziert. Das wundert nicht, denn 30 Prozent der Befragten ärgern sich gleichzeitig über Schleicher auf den Straßen, heißt es in der Studie.

Die deutschen Fahrer werden nach eigenen Angaben stetig aggressiver. Jeder Fünfte sei überzeugt, dass Aggression im Straßenverkehr in den vergangenen Jahren zugenommen hat, so die ADAC Motorwelt. Für Verkehrspsychologen ist dies kein neues Phänomen. Der spezialisierte Zweig der Psychologie, vor knapp 100 Jahren in Deutschland entstanden, befasst sich mit Beratung, Diagnostik und Nachschulung von Verkehrsteilnehmern. Und seit einigen Jahren geben wissenschaftliche Untersuchungen mehr und mehr Aufschluss über die Ursachen von Aggressionen im Straßenverkehr. Die anerkannte Antwort der Psychologie lautet: „Autofahren ist ein Moment der kognitiven Überforderung, ein Moment des absoluten Stresses.“

„Schlechtes Fahren wird durch weit mehr beeinflusst als durch Rücksichtslosigkeit oder der Einstellung von einigen Problemfahrern“, heißt es in einer Erklärung des britischen Verkehrsministeriums, das seit Sommer neue Gesetze gegen aggressives Verhalten im Straßenverkehr geschaffen hat. „Selbst die geübtesten Fahrer verlieren hinterm Steuer ihre soziale Aufmerksamkeit, ihre gegenseitige Rücksichtnahme und ihr Gefühl für die eigenen Grenzen.“

Ein Ausweg aus dem Wutdilemma soll nun moderne Technik schaffen. Denn Forscher des Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern sehen eine der Hauptursachen für „asoziales Verhalten auf den Straßen“ in der Anonymität und in der mangelnden Kommunikation zwischen Autofahrern. Computersysteme, die ähnlich der sozialen Netzwerke funktionieren, könnten deshalb zu mehr Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme führen, meinen die Wissenschaftler.