Awo-Affäre: Protokoll vom Juli 2016 aufgetaucht
Awo-Landeschef schwer belastet
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Die ersten Enthüllungen des Nordkurier zu Untreuevorwürfen und vermeintlichem Machtmissbrauch an der Spitze der Awo Müritz waren gerade veröffentlicht, da machte Awo-Landeschef Rudi Borchert in einer außerordentlichen Vorstandssitzung des Kreisverbandes am 14. Juli vergangenen Jahres deutlich, was er vom Aufklärungsengagement der seinerzeit frisch ins Amt gehievten neuen Geschäftsführerin Simone Ehlert hält – gar nichts. Laut Vorstandsprotokoll, das dem Nordkurier vorliegt, übte Borchert scharfe Kritik an Ehlert: Borchert bezeichnete die von Ehlert gestellte Strafanzeige gegen Ex-Awo-Müritz-Geschäftsführer Peter Olijnyk und den damaligen Awo-Müritz-Vorstandschef Götz-Peter Lohmann als „öffentlichkeitsschädigend und kontraproduktiv“. Für Borchert, so heißt es im Protokoll, stehe das Image der Awo an erster Stelle, er wolle das „Problem vom Tisch haben“.
Staatsanwaltschaft ermittelt seit zehn Monaten
Hinter dem „Problem“ verbergen sich mittlerweile seit zehn Monaten andauernde Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Wegen des Verdachts der Untreue hatte Simone Ehlert ihren ehemaligen Chef Olijnyk sowie Lohmann angezeigt. Die beiden Awo-Führungskräfte sollen sich über Jahre lukrative Verträge im sechsstelligen Bereich genehmigt haben – ohne Rücksprache mit dem übrigen Vorstand. Dies dementiert Olijnyk und verweist darauf, dass der Vorstand stets informiert gewesen sei. Am 18. Mai stehen sich Olijnyk und die Awo Müritz in einer arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung vor dem Landgericht Neubrandenburg gegenüber. Dabei geht es um Regressforderungen beziehungsweise vermeintlich ausstehende Gehälter im Wert von jeweils rund 400 000 Euro.
Als der Nordkurier am Freitag Borchert telefonisch mit den Protokollaussagen konfrontieren wollte, reagierte der Awo-Landeschef wie gewohnt – nach den Worten „Wir können das Gespräch gleich beenden“ legte Borchert zum wiederholten Mal einfach den Hörer auf. Transparenz?