StartseiteRegionalMüritzGigantismus? Der Millionen-Ausschuss im Fokus

Bettenburgen, Fahrgastschiffe und Anwohnerprotest

Gigantismus? Der Millionen-Ausschuss im Fokus

Waren / Lesedauer: 3 min

Aqua Regia Park, Hafenausbau Steinmole, Maremüritz – am Dienstagabend berät der Stadtentwicklungsausschuss über Rekordinvestitionen. Rund 140 Millionen Euro sollen bewegt werden, um Warens Ruf als Touristenstadt auch künftig zu sichern. Doch Zoff ist programmiert – die Anwohner am Volksbad werfen der Stadt sogar „verdeckte Interessen” vor.
Veröffentlicht:16.01.2017, 13:25

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Monatelang herrschte auf dem Baugelände der geplanten Luxusferienanlage Maremüritz Flaute, umso mehr Wind wurde dagegen in den verantwortlichen Planungsbüros gemacht. Nach einem Architektenwechsel im Spätsommer – der Warener Herbert Harm musste seinen Hut nehmen und durch die Berliner Firma DGI Bauwerk Architektur und Management ersetzt – wurde das 40-Millionen-Euro-Projekt nochmals modifiziert. Und diesen Veränderungen muss der Stadtentwicklungsausschuss – und später die Stadtvertretung – ihr Okay geben.

Der Schornstein soll weg

Neben dem Wechsel von Holz- zur Massivbauweise fällt in den neuen Plänen auf, dass jetzt doch auf einen Fitnessbereich verzichtet werde. Verzichten möchten die verantwortlichen Investoren 12.18. Maremüritz Yachthafenresort und Spa GmbH & Co KG auch auf den alten Fabrikschornstein, der seit Jahrzehnten auf dem Areal zwischen Feisneck und Müritz steht. Laut eines von den Investoren in Auftrag gegebenen Gutachtens seien Teile des Schornsteins absturzgefährdet.

Eine Sanierung ließe sich wirtschaftlich nicht darstellen – im Gutachten wird der Abriss des Schornsteines empfohlen. Unabhängig vom Schicksal des historischen Bauwerkes geht aus den geplanten Veränderungen hervor, dass sich die Fertigstellung des Projektes mindestens um ein Jahr auf Ende 2018 verzögert.

Noch im Zeitplan ist Warens größtes Bauprojekt – der Aqua Regia Park. 89 Millionen Euro sollen auf dem Nesselberg investiert werden. Tauchturm, Luxushotel und Reittherapiezentrum – dies sind nur drei geplante Einrichtungen der gigantischen Anlage. Warens Stadtentwickler beraten am Dienstag (Rathaussaal, 18 Uhr) die Stellungnahmen von Bürgern, Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange zum Aqua Regia Park. Anschließend könnte eine Empfehlung zur Aufstellung eines Abwägungsbeschlusses erfolgen.

Das nächste Millionenprojekt im Hafen

Weiter ist die Politik bereits bei den Plänen zum Ausbau des Hafenbereichs an der Steinmole – schließlich hatte die Stadtvertretung bereits im Jahr 2010 einen grundsätzlichen Beschluss zur Hafenkonzeption gefasst. Der erste Teil, der 10-Millionen-Euro-Ausbau des Stadthafens ist realisiert, jetzt soll wenige Meter weiter westlich an der Steinmole der zweite Schritt erfolgen. Ziel ist, die gesamten Fahrgastschiffe in den Hafenbereich der Steinmole zu verlegen.

Was die Kosten angeht, hat die Verwaltung offensichtlich ihre Lehren aus den stetig weiter ausufernden Investitionen beim Stadthafenbau gezogen, und verweist darauf, dass die zu erwartenden Summen nicht mehr mit den ursprünglichen Zahlen aus dem Jahr 2010 korrespondieren. Mit anderen Worten: Jene 2 Millionen Euro sind längst Geschichte, aktuell schätzen die Verantwortlichen die Investition an der Steinmole auf 4,9 Millionen Euro. Allerdings macht die Verwaltung deutlich, dass das Land eine Förderung aus Steuergeldern in Höhe von 80 Prozent als realistisch betrachte. Das heißt, fast eine Million Euro müsste Waren aus der eigenen Stadtkasse berappen.

Streitpunkt Wohnbebauung Am Volksbad

Dies dürfte in der Müritzstadt genauso für Gesprächsstoff sorgen wie die geplante Wohnbebauung in der Straße Am Volksbad. Nachdem sich der im Herbst offen ausgetragene Streit zwischen Anwohnern und Politik über die Bauweise des Wohnprojektes in der Vorweihnachtszeit zwischenzeitlich gelegt hatte, flammt die Auseinandersetzung zu Beginn diesen Jahres wieder auf.

Die Interessengemeinschaft Maßvolle Wohnbebauung am Volksbad übte bereits im Vorfeld der Sitzung des Stadtentwicklungsausschuss heftige Kritik an der Verwaltung. Die jetzt neu erstellten Pläne wiesen „eine Unzahl teils erheblicher Mängel auf und sind wieder nicht investorenneutral gestaltet“, heißt es in einer Mitteilung der Anwohner. „Es scheinen verdeckte Interessen im Spiel zu sein“, fährt die Interessengemeinschaft scharfe Geschütze auf.