Gedenken an den Todesmarsch
Seine Bitte: Junge, steht auf für den Frieden
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Für Eduard Zimavets aus Weißrussland ist der Belower Wald am südlichen Rand der Müritzregion nicht einfach ein Wald – er ist ein Ort der schlimmsten Erinnerungen. Der ehemalige KZ-Häftling hat den Belower Wald anders in Erinnerung als er heute dasteht. Nicht als idyllisches Fleckchen mit Bäumen, die ihr erstes Grün zeigen, nicht als Wald, in dem wie jetzt gerade die Buschwindröschen blühen. Sondern als öde Fläche, buchstäblich kahl gegessen von entkräfteten und fast verhungerten KZ-Häftlingen, die dort im April 1945 rasten mussten.
Mehr als 200 Menschen haben am Freitag im Belower Wald an der Grenze Brandenburgs zu Mecklenburg an das Schicksal der KZ-Häftlinge erinnert. Anlass waren die Todesmärsche vor 72 Jahren, bei denen die SS Tausende Häftlinge aus Konzentrationslagern wie Sachsenhausen und Ravensbrück nach Nordwesten trieb. Der Belower Wald war ein Knotenpunkt dieser Märsche. Im Beisein von Überlebenden aus Frankreich und der Ukraine wurden mehrere Kränze und Blumengebinde niedergelegt, Schüler sprachen mit Zeitzeugen.
Im Belower Wald sollten die Häftlinge der verschiedenen Marsch-Kolonnen, die auch durch Städte wie Malchow, Röbel und Mirow kamen, zusammengezogen werden. Ab dem 23. April 1945 lagerten zwischen 16.000 und 18.000 Häftlinge im Belower Wald unter freiem Himmel – teilweise eingezäunt durch Stacheldraht, ohne Nahrung, ohne Wasser. Verzweifelt rissen sie die Rinde von den Belower Bäumen, aßen Löwenzahn und Wurzeln, tranken aus Pfützen.
Eduard Zimavets drohte die Stimme zu brechen, als er von dem Martyrium der KZ-Häftlinge erzählte. Heute, so der Überlebende, werde der Menschen gedacht, die hier gestorben sind, aber auch derer, „die die Kraft hatten, weiter zu laufen, weiter zu leben, um von diesen Ereignissen auch hier im Belower Wald zu erzählen“, sagte Zimavets, der seine Worte angesichts der aktuellen Kriege vor allem an junge Menschen richtete: „Wir sind müde des Krieges, wir wollen endlich in Frieden leben. Steht auf für den Frieden, damit wir nicht umsonst gekämpft haben.“