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Neubrandenburg

Die leere Hülle steckt voller Leben

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Das Haus der Kultur und Bildung ist nur noch ein Potemkinsches Dorf. Wo einst der große Saal war, klafft derzeit ein riesengroßes Nichts. Die gewaltigen ...
Veröffentlicht:12.04.2013, 02:28

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Das Haus der Kultur und Bildung ist nur noch ein Potemkinsches Dorf. Wo einst der große Saal war, klafft derzeit ein riesengroßes Nichts. Die gewaltigen Stützen an den Außenwänden stehen nicht von ungefähr: es gibt schlicht nichts mehr, woran sich die Ziegel sonst noch festhalten könnten.

Durch die Lücke im Dach könnte problemlos eine Sojus-Rakete abheben, und im Loch darunter fahren Trucks im Minutentakt wie in ein riesiges Bergwerk ein und aus und entsorgen tonnenweise, was das ausgeweidete Gebäude an Schutt, Sand, Beton und Stahl hergibt. In diesem Nichts geht es zu wie in einem Bienenstock, denn Ende November will hier der Textilriese H&M ein mehr als 2000 Quadratmeter großes Geschäft eröffnen. Die Zeit drängt also.

"Gut im Plan"

Dem Bau-Laien fehlt jedwede Fantasie, wie das mit irdischen Mitteln zu schaffen sein soll, doch Bauherr Frank Benischke von der Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft (Neuwoges) ist guten Mutes, dass alles termingerecht fertig wird. Man liege hier – im sogenannten Haus A – gut im Plan.

Einige Meter weiter in den ehemaligen Räumen der Bibliothek ist der Anblick noch etwas weniger apokalyptisch als nebenan. Gähnende Leere auch hier, doch noch keine eingerissenen Wände. Hier im Haus B wird sich später nicht nur der mit dem umstrittenen Kragdach versehene Haupteingang des HKB samt Foyer befinden – durch ministeriellen Erlass wurden die Einwände des Denkmalschutzes gegen das Dach überstimmt –, sondern auch die Stadtinformation samt Ticketservice.

Wo sich früher der Gartenhof befand, entsteht der neue Saal, der dann vom Veranstaltungszentrum Neubrandenburg (VZN) bewirtschaftet wird. Bot der alte knapp 600 fest installierte Sitzplätze, passen in den neuen Saal je nach Bestuhlung 400 oder 800 Gäste; werden ausschließlich Stehplätze angeboten, fasst der Raum sogar 1200 Menschen, rechnet Frank Benischke vor. Technisch werde das Ganze auf dem neuesten Stand sein, durch die flexible Raumaufteilung sei der Saal nun auch besser für Kongresse geeignet. Weitere Räume im Hotel vis-á-vis ergänzten das Angebot, zum Beispiel für Workshops. „So etwas hat in Neubrandenburg bisher gefehlt“, konstatiert der Neuwoges-Chef. Auch für Modenschauen sei der Saal künftig gut geeignet.

Bibliothek in Haus C soll im Sommer 2014 fertig sein

Haus C indes wird weiterhin die Bibliothek samt saniertem Lesepilz sowie eine Gastronomie beherbergen. Mit deren Betreiber stehe man bereits in fortgeschrittenen Verhandlungen, so Benischke. Im Obergeschoss wird das VZN einen zusätzlichen Konferenzraum nutzen können. Für Haus B und C sieht der Zeitplan eine Fertigstellung im Spätsommer 2014 vor.

Auch für das Wahrzeichen des gesamten Komplexes – Haus T wie Turm – sind die Vermietungsgespräche bereits „lebhaft in Bewegung“, wie der Bauherr versichert. 90 Quadratmeter große Gewerbeflächen, die vom Mieter recht frei gestaltet werden können, stehen pro Etage zur Verfügung. Der Bau an sich liege etwas hinter dem Plan zurück, da die zuerst zuständige Abbruchfirma ihr Gewerbe abgemeldet hatte und man eine neue finden musste. Doch auch der einstige „Kulturfinger“ soll wie HausA noch Ende dieses Jahres fertiggestellt sein, stellt Frank Benischke in Aussicht. Die denkmalgeschützte Vorhangfassade des Turms im neuen alten Farbton „flaschengrün“ liege bereits im Lager und werde bald montiert. Zuvor muss noch eine Betonsanierung erfolgen.

30,1 Millionen Euro Gesamtkosten

Insgesamt, so blickt der Neuwoges-Chef voraus, werden am Ende 30,1 Millionen Euro im HKB-Komplex verbaut sein. Dass man äußerlich nicht allzu viel davon sehe, liege bei der Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes in der Natur der Sache. Hier zählen eher die „inneren Werte“. Und das wortwörtlich, denn Dreifachverglasung, zeitgemäßer Brandschutz samt 200.000-Liter-Sprinkleranlage, moderne Konferenztechnik und dergleichen sieht man nun einmal nicht von außen.