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Ermittlungen nach Alkoholexzess

Koma-Trinker werden immer jünger

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Bei Anzeigen wegen des Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz findet die Polizei (fast) immer den oder die Schuldigen. Aber auch das Ordnungsamt macht sich auf die Suche nach allzu freigebigen Händlern, die Alkohol an zu junge Leute verkaufen.
Veröffentlicht:24.04.2017, 17:00
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Glück gehabt. Unbeschadet hat die 13-Jährige, die am Wochenende in hilflosem Zustand von der Polizei auf dem Neubrandenburger Marktplatz aufgegriffen wurde, ihren Alkoholexzess überstanden. Ihren Rausch konnte das Mädchen zu Hause ausschlafen, nachdem es von der Besatzung eines Rettungswagens untersucht worden war. Immerhin – der Notarzt musste bei dem Kind einen Atemalkoholwert von 1,35 Promille konstatieren.

Die Arbeit der Ärzte ist beendet, jetzt nimmt die Polizei die Sache in die Hand, die wegen fahrlässiger Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz in der feuchten Angelegenheit ermittelt. „Und in aller Regel“, weiß die Sprecherin der Neubrandenburger Polizeiinspektion, Diana Mehlberg, „finden wir auch den- oder diejenigen, die den Alkohol verkauft oder weitergegeben haben.“ Den Personen, die sich der Ordnungswidrigkeit schuldig gemacht haben, drohen hohe Bußgelder. Bis zu 2000 Euro müssen zum Beispiel Gewerbetreibende zahlen, die Alkohol an unter 16-Jährige verkaufen.

Nicht nur die Polizei geht den Sachen nach, auch das Ordnungsamt des Landkreises kümmert sich um die Sühne. In den vergangenen zwei Jahren, so teilte am Montag die Sprecherin des Landratsamtes mit, seien beim Ordnungsamt rund ein Dutzend Anzeigen zu dieser Thematik eingegangen. Zumeist gestellt von Eltern, Schulleitern und Lehrern. „Und bei dem überwiegenden Teil haben die Kontrollen auch erwiesen, dass eine Ordnungswidrigkeit vorlag. In diesen Fällen wurden entsprechende Bußgeldverfahren eingeleitet.“

Manchmal besteht sogar Lebensgefahr

Die Gesundheit der jugendlichen Komatrinker zu retten, ist zu guter Letzt dann immer die Aufgabe der Mediziner. Dr. Sven Armbrust, der Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik im Bonhoeffer-Klinikum, kann davon ein Liedchen singen. „Das werden nicht weniger“, so der erfahrene Mediziner am Montag auf Nordkurier-Anfrage. Einige Dutzend völlig betrunkener Kids seien im vergangenen Jahr im Haus behandelt worden.

„Was ganz besonders Anlass zur Sorge sein muss“, sagt der nachdenkliche Armbrust, „ist der Fakt, dass die betrunkenen Jugendlichen immer jünger werden. 12- oder 13-Jährige im Koma wegen übermäßigen Alkoholgenusses, die ins Klinikum zur Entgiftung eingeliefert werden, sind keine Seltenheit mehr“. Dabei besteht in manchen Fällen sogar Lebensgefahr, weil Kinder und junge Jugendliche die Giftstoffe noch nicht so abbauen können wie Erwachsene.