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Virginia Nowak

"Habe den Winter jetzt wirklich satt"

Borgfeld / Lesedauer: 3 min

Nur nicht noch einmal Schnee. Frost, na gut, wenn es denn nicht anders geht.
Veröffentlicht:09.03.2010, 00:00
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"Doch Schnee", schüttelt Virginia Nowak aus Borgfeld den Kopf, "den kann ich nicht mehr sehen." Dabei liegt zwischen Fahrenholz und Röckwitz noch eine ganze Menge. Doch der, so hofft die von den Philippinen stammende Frau, werde wohl in absehbarer Zeit auch tauen. Mit Bangen hatten sie und ihr Mann Peter am Wochenende den Kurs von Tief "Yve" verfolgt. Beide waren froh, dass es weiter westlich hängen blieb. "Wir hatten hier chon Chaos genug", sagt Virginia Nowak.

Die Jahreszeit ist ihr mittlerweile so zuwider, weil sie mit ihrem Mann den Nordkurier in Gützkow, Röckwitz, Adamshof und Borgfeld zu den Lesern bringt. Der viele Schnee hat sie dabei richtig geärgert. Morgens um halb drei ist die Nacht für Nowaks zu Ende. Dann geht's mit dem Opel über die Dörfer. Die ersten Leser sind gegen halb fünf die Adamshofer Bauern. Sie sind um diese Zeit mit dem Melken fertig und haben sich damit ine Pause verdient - it dem Nordkurier uf dem Tisch natürlich. Seit vielen Jahren schon fahren Nowaks die Zeitung aus, kümmern sich um Post und Beilagen, und der Job macht ihnen Spaß. Die vergangenen Wochen aber seien fast über ihre Kräfte gegangen. Borgfeld ist nur über Gemeindestraßen und -wege mit der Außenwelt verbunden. Es gibt hohlwegartige Passagen, die ab 9. Januar teilweise drei Meter hoch zugeweht waren.

Die Männer auf der Räumtechnik gaben ihr Bestes, standen aber für etliche Tage auf verlorenem Posten. Wie da die Zeitung zum Leser bringen? "Es war unbeschreiblich", schildert Peter Nowak die Zustände in der ersten Januarhälfte. Einmal war das Ehepaar bei halbwegs Vertrauen erweckender Witterung aufgebrochen, dann aber setzte heftiges Schneetreiben ein. Nowaks schafften es schließlich nach Borgfeld zurück - aber nur über einen Umweg von 38 Kilometern. Das Gehöft erreichten sie dennoch nicht. 300 Meter davor machte eine Schanze alle Hoffnung zunichte. Noch dümmer traf es Ethelberg, den 27-jährigen, in Bayern arbeitenden Sohn von Virginia Nowak. Der hatte den weiten Weg von Süddeutschland recht problemfrei bewältigt und blieb prompt 200 Meter vor der heimischen Hofeinfahrt stecken. Virginia Nowak lebt seit 1992 in Deutschland, aber ein solches Wetter hat sie nie erlebt.

Bei all dem Unbill gelang es Nowaks dennoch, die Haushalte mit dem Nordkurier zu versorgen, und darauf sind sie schon ein bisschen stolz. Mitunter wurde es freilich Mittag, aber dafür zeigten alle Leser Verständnis. Nur einmal hatten sie die Zeitung erst am nächsten Tag bringen können. Das war jene Zeit, als der Winter noch mal richtig Atem holte und alles Freigeschobene rneut hoch zuwehte. Dass auf Nowaks ei all dem Verlass war, hat noch einen anderen Grund. Sie wohnen im Borgfelder Posthaus. Und Postboten waren immer pünktlicheMenschen.