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Schadet das warme Wetter?

Noch sehen Landwirte Ernte nicht in Gefahr

Altentreptow / Lesedauer: 2 min

Der unberechenbare Winter macht nicht nur die Straßen plötzlich und unvorhergesehen glatt. Auch auf den Feldern wäre ein extremer Temperaturumschwung fatal.
Veröffentlicht:07.01.2014, 18:29

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Eigentlich müssten die Pflanzen schon schlafen. Im November, spätestens im Dezember setzen sich Gerste, Weizen, Raps zur Winterruhe. Aber dieser Winter ist extrem mild und warm. Keine Spur von Bodenfrösten, geschweige denn Schnee. Welche Folgen das für die Landwirtschaft hat, erklärt Barbara Brands, Chefin des Altentreptower Bauernverbands.

„Problematisch kann sein, dass das Getreide immer weiter wächst“, sagt sie. Normalerweise unterbricht der Frost das Wachstum der Pflanzen. Momentan aber werden sie bei den milden Temperaturen von fast zehn Grad größer und größer. Zierpflanzen wie Schneeglöckchen oder Kirschbäume hat die Chefin des Bauernverbands sogar schon blühen gesehen. Landwirt Frank Kurzhals aus Burow beobachtet verstärktes Wachstum vor allem an den früh bestellten Weizen- und Getreidepflanzen. Diese sind schon sehr weit entwickelt; der Raps dagegen sei noch nicht dramatisch groß.

In diesem Zustand wäre ein plötzlicher, harter Frost fatal. Die zu groß gewachsenen Pflanzen sind dann anfälliger, gingen leichter kaputt. Landwirt Sönke Andresen aus Rosenow fürchtet vor allem einen schnellen Temperaturwechsel: „Das wäre ein Schlag ins Gesicht.“ Eigentlich entwickeln Pflanzen während der ersten, milden Fröste einen natürlichen Frostschutz. Doch das blieb dieses Jahr aus. Das Wasser, das in ihren Zellen eingelagert ist, könnte die Pflanzen bei plötzlichem Frost zerreißen. Landwirt Michael Frese aus Werder erinnert an einen drastischen Temperatursturz vor einigen Jahren: „Von zehn Grad plus sank die Temperatur sehr schnell auf 15 Grad minus. Da mussten wir rund 200 Hektar Wintergetreide umbrechen.“

Wünschenswert wäre zuerst Schnee und dann Frost, so die Chefin des Bauernverbands. Unter der Schneedecke wären die Pflanzen geschützt.

Bislang „müssen wir keine Angst haben“, sagt Barbara Brands. Bis zur Ernte im Juli kann noch viel passieren. „Vor allem der Raps hat ein gutes Regenerationsvermögen. Selbst wenn ein Feld schlimm aussieht oder sogar stinkt, kann sich die Pflanze wieder erholen.“ Solange die Wurzeln intakt sind und das Herz in Ordnung, treibt er von unten neu aus. 

Ob die Ernte groß ausfällt, hängt nicht nur vom Winter ab. Auch Regen zur rechten Zeit sei entscheidend, so Sönke Andresen. Ein trockener Frühling könnte einen Getreidebestand, der gut durch den Winter kommt, ruinieren. Aber daran müssen die Bauern momentan nicht denken. Sie gehen nicht von großen Schäden durch den milden Winter aus.