StartseiteRegionalNeubrandenburgStreit bei Denkmaleinweihung

Einweihung der Bronzeplastik „Trauernde“

Streit bei Denkmaleinweihung

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Eine kleine Gruppe fordert, der deutschen Opfer von Krieg und Vertreibung ebenfalls zu gedenken. Dadurch gerät sie mit Ordnern und Polizei aneinander. Die Demonstranten werden aufgefordert, gebührenden Abstand zur Veranstaltung einzuhalten.
Veröffentlicht:20.04.2015, 08:03

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Nicht nur ein Ort stillen Gedenkens: Am Rande der Veranstaltung zur Einweihung der Bronzeplastik „Trauernde“ in Neubrandenburg gab es einen Zwischenfall, der den meisten Anwesenden verborgen blieb. Doris Festersen wollte mit einem kleinen Plakat ihre Meinung zum Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen kundtun. Auf diesem Plakat stand: „Die deutschen Frauen nicht vergessen! Vertrieben, verschleppt, vergewaltigt, umgebracht.“ Warum ging Doris Festersen, die in der Ortsgruppe der Vertriebenen in Neubrandenburg engagiert ist, mit dem Plakat zur Einweihungsfeier? „Ich wollte auch auf diese Menschen aufmerksam machen, die ja auch zu der Opfergruppe gehört und für alle Greueltaten der Nazis unschuldig büßen mussten“, erklärte sie am Wochenende gegenüber dem Nordkurier.

Demonstranten wurden des Platzes verwiesen

Nachdem sie und ein weiterer Demonstrant die Plakate hochhielten, seien sie sofort von einer Ordnungskraft des Platzes verwiesen worden. Als mündige Bürger einer Demokratie hätten sie aber nicht eingesehen, dass sie ihre Meinung nicht frei zum Ausdruck bringen dürften. Also weigerten sie sich, den Platz zu verlassen, schilderte Doris Festersen das weitere Geschehen. Nach dieser Weigerung seien sofort zwei Polizeibeamte zu ihnen gekommen. Diese Beamten hätten sie mit Ordnungsstrafen in Höhe von 1200 Euro pro Person bedroht, wenn sie nicht den Veranstaltungsort verlassen, berichtete Doris Festersen und ergänzte: „Da wir ja noch immer eingeschüchterte Bürger gegenüber der Obrigkeit sind, was aus DDR-Zeiten herrührt, verließen wir den Ort und gingen auf die andere Straßenseite.“

So seien sie und ein weiterer Mitstreiter von der Einweihung des Denkmals ausgeschlossen worden. „Wir kamen uns gedemütigt und entwürdigt vor - wie Staatsfeinde der übelsten Sorte -  nämlich Rechte“, bewertete Doris Festersen das Geschehen. Denn sie hätte als vom Krieg und seinen Auswirkungen selbst Betroffene das Recht gehabt, bei der Einweihung dabei zu sein. „Ich erlebte all das mit als Kind, verlor Menschen meiner Familie, die unter grausamsten Bedingungen in russischen Arbeitslagern zugrunde gingen“, berichtete sie.

Polizei äußert sich zu dem Vorfall

Aus Sicht der Polizei stellt sich der Zwischenfall anders da. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte ein Polizeisprecher, dass man die demonstrierenden Personen gebeten habe, gebührenden Abstand von der angemeldeten Veranstaltung zu halten. Auch seien sie nicht in die Nähe der Rechten gerückt worden, von Strafandrohung sei keine Rede gewesen. Denn in der Demokratie werde das Recht auf Meinungsfreiheit gewährt.