StartseiteRegionalNeubrandenburgViertorestadt hat im Land mit den höchsten Krankenstand

Gesundheitsbilanz von 2013

Viertorestadt hat im Land mit den höchsten Krankenstand

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der psychischen Erkrankungen ist erstaunlich stark gesunken. Trotzdem gibt es keinen Grund zur Entwarnung: Denn die Neubrandenburger sind immer noch öfter krank geschrieben als der Durchschnittsmecklenburger.
Veröffentlicht:09.10.2014, 19:31

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Entgegen dem Landestrend ist der Krankenstand in Neubrandenburg und Umgebung im Vorjahr leicht gesunken. So waren im Jahr 2013 tagtäglich 5,3 Prozent aller Arbeitnehmer in der Viertorestadt krankgeschrieben. Im Jahr 2012 waren es noch 5,4 Prozent. Das geht aus dem alljährlichen Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK-Gesundheit hervor. Bei ihr sind in Neubrandenburg sowie im Bereich Friedland und Burg Stargard insgesamt 17 000 Menschen versichert.

Fehltage wegen psychischer Erkrankung fielen um 26 Prozent

Mit diesem leichten Rückgang bewegt sich die Region Neubrandenburg zwar gegen den Landestrend – das ist aber noch kein allzu großer Grund zur Freude, denn die Stadt hatte damit immer noch einen höheren Krankenstand als der Landesdurchschnitt (4,9 Prozent). Am niedrigsten war er im Vorjahr übrigens in der Region Ludwigslust (4,1), am höchsten in Uecker-Randow (6,1 Prozent).

Eine wirklich erstaunliche Zahl bietet die Betrachtung der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen wie Angstzuständen und Depressionen. Diese Fälle gingen in Neubrandenburg um mehr als 26 Prozent zurück. Bei dieser enormen Zahl kann es sich einerseits um einen rein statistischen Ausschlag handeln, sagt Dörte Krüger von der DAK-Gesundheit in Neubrandenburg. Andererseits habe sich die Betreuung vor Ort stark verbessert: Es gebe mehr Therapeuten und eine Tagesklinik, in der gezieltere Behandlungen möglich sind.

Langfristig sehen die Zahlen ganz anders aus: Denn die Fehltage durch psychische Erkrankungen seien landesweit seit dem Jahr 2000 um 174 Prozent gestiegen, betont Carmen Bresny von der DAK in Neubrandenburg.

Generation unter 40 Jahren im Fokus

In der Viertorestadt sind von 2012 zu 2013 zudem Muskel-Skelett-Beschwerden wie beispielsweise Rückenschmerzen zurückgegangen - obwohl sie für die häufigsten Krankschreibungen sorgten.

Die DAK hat sich in diesem Jahr sehr intensiv mit der Generation der Unter-40-Jährigen befasst. „Zwischen 30 und 40 muss alles passieren: Heiraten, Kinder kriegen, sich im Job etablieren – all das sollen Männer und Frauen zwischen 30 und 40 schaffen“, sagt Carmen Bresny. Die „Rush Hour des Lebens“ nennt sie diese Phase, in der Menschen im Allgemeinen weniger auf ihre Gesundheit achten.

Im Spagat zwischen Familie und Beruf achten vor allem Mütter und Väter weniger auf sich selbst – sie schlafen weniger als Kinderlose und treiben auch weniger Sport.

Nachholebedarf bei familienfreundlichen Arbeitsplätzen

Die Krankenkasse hat bundesweit 3000 Männer und Frauen repräsentativ befragt. Das Ergebnis zeigt, dass die meisten Menschen diese Lebensphase ohne gesundheitliche Nachteile bewältigen. Sollen sie aber bis zur Rente produktiv bleiben, müssen Arbeitgeber nachhaltig in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren. Der in dieser Gruppe niedrigere Krankenstand dürfe nicht darüber hinweg täuschen, dass sich in diesem Alter bereits erste Ansätze für chronische Krankheiten bilden.

Viele Arbeitgeber hätten in Sachen Familienfreundlichkeit noch Nachholebedarf. Sehr oft lägen Wunsch und Wirklichkeit auseinander: So wünschten sich zwei Drittel der erwerbstätigen Eltern Teilzeit- oder Gleitzeitmodelle und mehr Rücksichtnahme auf ihre Bedürfnisse. Diese Wünsche werden aber nach wie vor zu wenig berücksichtigt. Das erschwere für viele die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, so Carmen Bresny.