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Projekt zeigt Wege für Demenzkranke

Zusammenleben trotz langsamen Vergessens

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Edith Thormann erkrankte vor einigen Jahren an Demenz. Ihr Mann versuchte lange Zeit sich um sie zu kümmern. Doch irgendwann musste er aufgeben und fand  Hilfe. Und die lag nicht darin, die Frau im Pflegeheim unterzubringen.
Veröffentlicht:16.04.2014, 12:06

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Ein Lächeln huscht über Edith Thormanns Gesicht. Mit einem „Hallo Schatzi“ umarmt Rudolf Thormann seine Frau und hält ihre Hand. Dann geht ihr Blick wieder ins Leere, um sich kurze Zeit später ihrem Mann für einen Moment ganz zuzuwenden. „Sie ist heute gut drauf“, freut sich der 80-Jährige. Er kennt seine Frau auch in anderen Situationen der totalen Abwesenheit.

Im Jahr 2009 begann die Zeit des langsamen Vergessens, erinnert sich Rudolf Thomann. Seine Frau, die ihn immer gern bemuttert hatte, setzt ihm plötzlich zweimal hintereinander ein Abendbrot vor. Sie hatte einfach vergessen, dass er schon versorgt war. Das sei typisch bei Demenz, bestätigt Ilka  Hinrichs, Teamleiterin der Demenz-Wohngruppe in der Clara-Zetkin-Straße 53. Wieder andere vergessen, dass sie gegessen haben oder stellen das Essen ganz ein. Es gibt auch Momente, in denen Demenzerkranke nicht mehr nach Hause finden oder einfach nur laufen wollen.

Angebot gesucht und gefunden

Rudolf Thormann konsultierte einen Arzt  und der  stellte eine beginnende Demenz bei seiner Frau fest. Für Rudolf Thormann war klar, er kümmert sich um seine Frau. An den Wochentagen besuchte sie die Tagespflege, Zu Hause unterstützte ihn eine Pflegerin kurzzeitig bei den Alltäglichkeiten wie waschen und anziehen. „Aber am Wochenende war ich allein.“ Rudolf Thormann versuchte, alles so gut wie möglich zu bewältigen. Doch die Krankheit ließ sich nicht aufhalten.

Hilfe kam von einer guten Freundin seiner Frau, die  bemerkte, dass es ihm nicht gut ging. Im Internet fand sie ein Angebot der Wohnungsgesellschaft Neuwoges. Die plante eine Demenz-Wohngruppe in der Clara-Zetkin-Straße  53 zu eröffnen. Gleichzeitig wurden in dem Hochhaus  seniorengerechte Wohnungen hergerichtet. Ein Glücksfall, so beschreibt Rudolf Thormann seine Entscheidung.

Am 8. August 2013 bezog seine Frau ihr Zimmer in der Demenz-Wohngemeinschaft. Er quartierte sich ein Stockwerk darüber in einer kleinen Wohnung mit anderthalb Zimmern ein. Wann immer er möchte, kann er seine Frau in der WG besuchen. Er geht auch mit ihr spazieren, denn in den zurückliegenden Monaten  hat sich ihr  Zustand wieder verbessert.