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Schlossgarten-Festspiele

Oh, lá, lá – dieses Kleid zieht alle Blicke auf sich

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Maria Theresia fehlt noch ein Arm. Mäntel für die Zigeuner oder Soldaten hingegen hängen im Flur der Gewandschneiderei des Theaters bereits bereit. Dennoch wird wohl die letzte Stecknadel erst kurz vor der Premiere des „Zigeunerbarons” im Neustrelitzer Schlossgarten fertig werden.
Veröffentlicht:22.06.2017, 17:44

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Was für ein Kleid! Der schmale obere Teil wird nach unten breiter und breiter. Nicht irgendwie, sondern auf üppige Art und Weise, wie sie sich kaum jemand vorzustellen vermag. Versprochen. Noch fehlen dem Kleid der diesjährigen Schlossgartenfestspiele ein Arm und auch noch eine Reihe Tüten. Tüten? Ja, dies ist kein Schreibfehler. Seit zehn Tagen näht eine Schneiderin nichts anderes als eben jene Tüten für das Kleid der Maria Theresia. In vier Reihen werden jeweils 14 dieser Elemente aneinandergereiht. Sie sind aus Satin, sagt Lena Brexendorf. In ihrem Kopf und zunächst auf dem Papier entstand die Idee für das Gewand, das der Hingucker ziemlich zum Schluss einer jeden Vorstellung sein soll. Gegeben wird übrigens „Der Zigeunerbaron”. Die Operette von Johann Strauss hat am 7. Juli Premiere.

150 Kostüme müssen genäht werden

Lena Brexendorf ist Kostüm- und Bühnenbildnerin. Sie ist verantwortlich für das Bühnenbild und die Kostüme. Und das sind nicht gerade wenige. Für das jährlichen Freiluft-Spektakel auf dem Schlossberg braucht es eine Menge Darsteller, um die große Bühne mit Leben zu erfüllen – und alle brauchen das passende Kostüm. Gewandmeisterin Margit Blendermann bringt die Zahl 150 zumindest äußerlich nicht aus der Ruhe. Nach vielen Jahren gehört es dazu, nach der letzten Premiere im Mai sich voll und ganz dem Schneidern für die Freiluft-Operette zu widmen.

Da müssen unter anderem unzählige Bänder Band für Band per Hand auf ein Kostüm genäht werden. Die Federn für den Kopfschmuck müssen festsitzen. Es geht zu, wie in einem Ameisenhaufen. Jeder weiß hier, was zu tun ist. Wenn nicht, weiß es die Gewandmeisterin. Lena Brexendorf steht die Freude über die gemeinsame Arbeit ins Gesicht geschrieben. „Das geht nicht mit jedem Theater“, weiß sie um die Professionalität der Neustrelitzer Schneider, Maskenbildner und allen anderen Beteiligten.

Darin lässt sich herrschaftlich schreiten

Doch zurück zu den Tüten für Maria Theresias Kleid. Die sind tatsächlich verstärkt und aus Satin, goldene Spitzen und ebenso goldene Fransen geben dem Kostüm etwas Herrschaftliches. Mit dem Kleid lässt sich kein Rad schlagen, aber eine Menge Aufsehen erregen. Herrschaftlich Schreiten wird die Darstellerin über die Bühne. Etwa zehn Minuten werden die Besucher bewundern, was derzeit noch in der Schneiderei bearbeitet wird.

„Dabei handelt es sich um keine historisch korrekte Mode“, sagt Lena Brexendorf. Sie konnte das Kostüm frei interpretieren und fand die besagten Tüten auf Fotos vom venezianischen Karneval. Ansonsten schwört die 37-Jährige auf ein „traumhaft-zauberhaftes Kostüm-Konzept“, dem Inhalt angemessen. Fast schon mystisch wird es auf der Bühne werden, verspricht die Kostümbildnerin aus Berlin. Zwei Meister und acht Schneiderinnen sorgen dafür, dass die Entwürfe von Lena Brexendorf auf der Bühne Realität werden. „Und alles kommt aus unserem eigenen Fundus“, so die Schneiderin.

Der Aufwand sei deshalb in diesem Jahr höher als sonst. Für Margit Blendermann steht fest, dass alle Kostüme rechtzeitig fertig werden, auch wenn die letzte Nadel bei dem Aufwand vermutlich erst kurz vor der Premiere gezogen wird. Darstellerin Gabriele Thomann wird das wohl auffälligste Kleid der Schlossgartenfestspiele tragen. Dann wird das Kleid beide Ärmel haben und die Satintüten werden sitzen, genau wie alle dazugehörigen Verzierungen.