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Sie blasen, bis ihnen die Puste ausgeht

Pasewalk / Lesedauer: 3 min

VonRita NitschDer Sommersdorfer Posaunenchor ist seit50 Jahren eine Institution. Manch einer hat seit Jahrzehnten die Freude am gemeinsamen Musizieren nicht ...
Veröffentlicht:01.06.2013, 02:35

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VonRita Nitsch

Der Sommersdorfer Posaunenchor ist seit
50 Jahren eine Institution. Manch einer hat seit Jahrzehnten die Freude am gemeinsamen Musizieren nicht verloren. Heute sind die Bläser beim Piratenfest in Radewitz zu erleben.

Sommersdorf.„Also Herr Pastor, wenn sie bei uns in der Gemeinde einen Posaunenchor aufbauen, dann bekommen sie 100 Mark für die Anschaffung einer Trompete und meinen Sohn als Bläseranfänger dazu“, sagte vor gut 50 Jahren Bauer und Kirchenältester Heinrich Kowalewski zu Pfarrer Karl-Heinz Sadewasser. Der junge Pfarrer hatte zwar in der Greifswalder Studentengemeinde in einem Chor mitgeblasen, doch studiert hatte er das nicht. „Ich fand in Neuhof Oskar Hartwig, einen ausgebildeten Posaunenchorbläser“, erinnert sich Pastor i.R. Karl-Heinz Sadewasser. Dieser brachte gleich zwei Söhne mit. Und die 50-jährige Geschichte des Sommersdorfer Posaunenchores nahm ihren Anfang.
Bis heute kann Sadewasser nicht begreifen, dass er mit acht Anfängern nach rund dreimonatiger Übung zwei vierstimmige Choräle im Konfirmationsgottesdienst am 25. Mai 1963 blasen konnte.
Bis heute gibt es einen Sommersdorfer Kern von sechs Bläsern, und es wäre undenkbar, dass die Bläser im eigenen Dorf nicht Heiligabend in der Kirche musizieren würden. „Wir könnten jedes Wochenende unterwegs sein“, erzählt Roland Schulz, der auch schon mehr als 40 Jahre mit von der Partie ist. „Wir Schulzens sind auf dem Pfarrhof groß geworden. Und ein Instrument zu lernen, war etwas Besonderes“, denkt er zurück. Pastor Sadewasser sei eine Institution gewesen. Und wenn einmal die Lust nachließ, zum wöchentlichen Unterricht zu gehen, dann haben die Eltern schon dafür gesorgt, dass man bei der Stange blieb.
Instrumente und Noten stellte die Kirche zur Verfügung. Eine eigene Trompete oder ein Flügelhorn hätte sich zu DDR-Zeiten kaum einer leisten können. Manchmal brachten jedoch die fachlichen Forderungen des Landesposaunenwartes Hans-Peter Günther die Sommersdorfer Bläser ins Schwitzen. Doch Sadewasser blieb gelassen und seinen Methoden treu. „Seine Kritiken hat er schnell aufgegeben, und trotzdem mit uns oftmals fröhlich musiziert“, erinnert sich der Pfarrer schmunzelnd.
Auch nach der Wende gab es Höhepunkte und viele schöne Erlebnisse, an die sich die Bläser erinnern. „Das Deutsche Bläserfest 2008 in Leipzig mit rund 1700 Bläsern im Fußballstadion werde ich nie vergessen“, denkt Sadewasser zurück. Dieses kirchenmusikalische Ereignis habe sogar für einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde gereicht.
Die sechs unentwegten Bläser des Sommersdorfer Posauenchor spielen heute in dem großen Posaunenchor Gartz/Penkun. Doch auch in der kleinen Runde sind sie noch so manches Mal unterwegs. Ob beim Storkower Erntedankfest, beim Waldgottesdienst in Leben, auf dem Weihnachtsmarkt Penkun oder zu Jubiläen und runden Geburtstagen in Sommersdorf sind die Bläser immer gern gesehen, ihre Musik wird geliebt.
„Wir spielen jedenfalls, bis uns die Puste endgültig ausgeht“, sind sich Roland, Bodo und Viola Schulz sowie Maylind Dally, Magdalena Kumm und Manfred Buchholz einig. Heute ist der Posaunenchor im Rahmen des Piratenfestes in Radwitz um 18 Uhr auf dem Dorfplatz zu erleben. Am Sonntag findet von 9.30 bis 10 Uhr ein Bläserseminar in Sommersdorf mit dem Landesposaunenwart Martin Huss statt. Und um 14 Uhr feiert die Gemeinde einen Festgottesdienst mit Superintendent i.R. Karl-Heinz Sadewasser und dem Posaunenchor der Region Gartz/Penkun unter der Leitung von Marin Huss aus Barkow. An der Orgel spielt Kreiskantor Daniel Debrow. Nach dem Gottesdienst sind alle zu einem gemütlichen Beisammensein eingeladen.