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Wegwerf-Mentalität

Der „Coffee to go“und seine Tücken

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Das Heißgetränk gehört mittlerweile zum Straßenbild in den Händen der Menschen. Aber Umweltschützer warnen. 320 000 Becher landen bundesweit im Müll – Stunde um Stunde. Das geht auch anders, sagen viele Uckermärker.
Veröffentlicht:27.11.2015, 18:00

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Elke Schulz möchte ihn nicht missen. Wenn die Verwaltungsangestellte morgens zum Prenzlauer Bahnhof eilt, um zur Arbeit zu fahren, hat sie ihren „Coffee to go“ stets dabei. Unterwegs noch beim Bäcker geholt, wo die Angestellten schon wissen, dass sie ihn immer ohne Zucker nimmt, dafür aber mit doppelt Milch. Die jüngsten Medienberichte über die enorme Umweltbelastung durch diesen Trend haben sie allerdings ins Grübeln gebracht. 320  000 Pappbecher, die nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe (DUH) bundesweit pro Stunde im Müll landen.

„Das ist schon heftig“, sagt die 49-Jährige Elke Schulz. Die Kreisstädterin will deshalb ihrer „Kaffeetanke“ vorschlagen, dass sie sich einen eigenen Thermobehälter zum Nachfüllen besorgt. „Aber ich weiß nicht, ob das gestattet ist.“

Hier sind Thermobecher gern gesehen

Bei Beate Schulz, Inhaberin des Bio-Café Lew, würde sie damit offene Türen einlaufen. „Ich plane zurzeit, wiederbefüllbare Becher in mein Sortiment aufzunehmen, um meine Kunden für diese Problematik zu sensibilisieren.“ Ganz aufs „Coffee to go“-Sortiment kann die Nicht-Kaffeetrinkerin und Vegetarierin aber nicht verzichten. „Das ist ein Trend, an dem selbst wir Bio-Händler nicht vorbeikommen, auch wenn es meiner Meinung nach der totale Kulturverfall ist. Ich bin da echt in einem Interessenskonflikt. Aber es steht uns ja frei, wenigstens die Rahmenbedingungen noch mitzugestalten.“ Komplett verweigert hat sie sich beispielsweise den Kaffee-Kapseln, die die Umweltbilanz noch negativer beeinflussen.

Auch Kerstin Them von der gleichnamigen Stadtbäckerei bricht eine Lanze für die Thermobecher. „Ich bin dankbar für jeden Kunden, der sein Gefäß selbst mitbringt“, sagt sie. Zum einen müsse sie dann weniger Becher kaufen, zum anderen werde der globale Müllberg kleiner. „Bei mir dürfen die Kunden auch ihren eigenen Brötchenbeutel über den Ladentisch reichen. Denn der Tütenverbrauch ist ebenfalls der Wahnsinn.“ Ähnlich argumentieren die Angestellten der Steinecke-Bäckerei. Auch dort verzeichnet man den Trend zum eigenen Becher. „Wir finden das gut und befüllen diese selbstverständlich.“

Umweltschützer fordern Pappbecher-Abgabe

Mit mitgebrachten Thermogefäßen haben auch die Mitarbeiter der Total-Tankstelle Prenzlau kein Problem. „Vor allem die vielen Lkw- und Busfahrer bringen in der Regel schon ihre eigenen Becher mit, wenn sie bei uns einkehren“, heißt es. „Jeder Becher, der nicht im Müll landet, kann als Beitrag zum Umweltschutz verbucht werden.“

Deshalb ruft auch der Betreiber der Sprint-Tankstelle ausdrücklich dazu auf, sich über den „Coffee to go“ Gedanken zu machen. Gemeinsam mit den Kunden könne man das Müllaufkommen minimieren, ist der Chef überzeugt. Dass etwas passieren muss, scheint allen klar.

Umweltschützer fordern bereits die Einführung einer einheitlichen Abgabe, um die Zahl der Wegwerfbecher zu reduzieren. 20 Cent sollen die Kaffeetrinker diesen Planungen zufolge für jeden Einwegbecher zahlen. Das dürfte durchaus ein zusätzlicher Anreiz sein, sein Heißgetränk künftig häufiger aus Mehrweggefäßen zu trinken.  Wie denken Sie über dieses Thema, liebe Leser?