StartseiteRegionalUckermark„Ich weiß bis heute nicht, warum das jemand getan hat“

Streuobstwiese

„Ich weiß bis heute nicht, warum das jemand getan hat“

Briest / Lesedauer: 2 min

Die Streuobstwiese am Ortseingang Briest glich am Wochenende einer Maulwurfshügellandschaft.
Veröffentlicht:05.12.2005, 00:00

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Zig freiwillige Helfer waren mit Spaten und Schaufeln auf der Wiese des Briester Landwirtes Gerhard Discher unterwegs, um Löcher in den harten Erdboden zu treiben: Pflanzlöcher für 75 Obstbäume, 60 Bäumen von uralten Apfelsorten und 15 Süßkirschen. Mit dieser Pflanzaktion sollen die Folgen einer für die Dorfbewohner auch heute noch unbegreif lichen Straftat gemildert werden. In der Nacht vom 5. zum 6. Mai dieses Jahres kappten unbekannte Täter sämtliche Bäume auf Dischers Streuobstwiese. Alle 140 Obstbäume waren damals mit Baumsägen unterhalb der Krone gekappt worden. „Ich weiß bis heute nicht, warum mir das jemand angetan hat“, sagt Discher.

Er hat auch nicht die Spur einer Ahnung, wer hinter dieser üblen Tat steckt, ob sie ein überzogener Dumme-Jungen-Streich war oder ob ihm wirklich jemand etwas Böses wollte. Und böse waren die Folgen dieser Tat für ihn. „Die Bäume standen zu dem Zeitpunkt neun Jahre, gerade die richtige Zeit, wo es mit guten Ernten hätte losgehen können“, erklärt der Landwirt. Die Täter und die Hintergründe ihrer Tat werden wohl für immer unentdeckt bleiben. Vor zwei Wochen erhielt Discher von der Staatsanwaltschaft die Nachricht, dass die Ermittlungen eingestellt wurden. Über die Hilfe, die ihm die Briester zuteil werden ließen, war der Landwirt umso froher. „Der Feuerwehrverein des Ortes und der Dorfgemeinschaftsverein hatten versprochen, mir bei den Neupflanzungen zu helfen.

Und auch so sind zahlreiche Freiwillige gekommen“, freut sich der Landwirt. „Man muss sich doch einander helfen, wenn einem so etwas widerfährt“, sagt ein Mann, der extra aus Schwedt gekommen war, um zu helfen. Er hatte in der Zeitung von der Pflanzaktion gelesen.Das Geld für die neuen Bäume stammt teilweise aus Spenden, die Discher nach der Tat erhalten hatte, teils hat er sie aus eigenen Mitteln finanziert. Die Versicherung hatte damals nichts gezahlt, weil die Streuobstwiese nicht ein gezäunt war. Auf einer Fläche von zunächst einem Hektar entsteht nun wieder eine neue Wiese – mit knapp der Hälfte des ursprüng lichen Baumbestandes. „Mehr war erst einmal nicht drin. Das kostet alles eine Menge Geld. Aber es ist wieder ein Anfang“, sagt Discher.

Vor allem alte Apfelsorten pflanzt er wieder an. Grafensteiner ist dabei oder Bos- kop, aber auch unbekanntere und exotisch klingende Sorten wie Boikenapfel, Freiherr von Berlepsch, Goldparmäne oder gar Ruhm von Kirchwerder. Er will die Plantage nach ökologischen Kriterien bewirtschaften. Bio-Äpfel, diese Erfahrung hat er gemacht, gehen auf Berliner Märkten besonders gut. „Sogar beim Berliner Senat sind meine Äpfel schon einmal verkostet worden“, berichtet Discher. Und in einigen Jahren, wenn die neuen Bäume ihre ersten Früchte tragen, soll es wieder so sein.