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Hintergründe einer Tat

Messerstecherei lässt Fragen offen

Schwedt / Lesedauer: 4 min

Ein Jugendlicher wurde im April in Schwedt lebensgefährlich verletzt. Weil die Suche nach dem Täter bislang erfolglos blieb, ging die Polizei mit einem Phantombild an die Öffentlichkeit. Doch was verbirgt sich hinter der Tat?
Veröffentlicht:22.07.2017, 10:00

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Wegen versuchten Mordes sucht die Polizei in der Uckermark nach einen Mann. Am 13. April soll er in der Oderstadt Schwedt einen Jugendlichen mit einem Messer attackiert und lebensgefährlich verletzt haben. Zum Zeitpunkt der Tat stand der 16-Jährige in einer Gruppe von Jugendlichen. Ein Fall, in dem noch viele Fragen offen sind. Antworten soll unter anderem ein tatverdächtiger Mann geben, den die Polizei jetzt öffentlich mit einem Phantombild sucht. Was war überhaupt geschehen?

Alkohol im Spiel

Die Dr.-Theodor-Neubauer-Straße in Schwedt, in der sich die Tat ereignet hat, führt am Rathaus und an der Polizeiwache vorbei hin zu einem Sportgelände. Am Nachmittag und Abend ist das ein Treffpunkt für viele Jugendlicher. Während viele dort Sport treiben, ist bei anderen mehr der Alkohol im Spiel. So auch am 13. April gegen 22 Uhr. Zwischen 15 bis 20 Jugendliche stehen zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zwischen Sportplatz und Rathaus. Viele von ihnen sind alkoholisiert. Einer unter ihnen ist der 16-Jährige Bernd (Name geändert). Ein Mann kommt aus Richtung Kaufland, es entwickelt sich eine lebensgefährliche Auseinandersetzung. Wer da angefangen hat und wie der Streit verlief, dazu gibt es unterschiedliche Zeugenaussagen. Laut der Mutter des Opfers zieht der Mann ein Messer und sticht Bernd in die Brust. Der Schnitt geht von unten nach oben, Millimeter am Herzen vorbei, und durchtrennt eine Muskelfaser.

Erinnerung fällt Rausch zum Opfer

Bernd selbst kann sich an nichts mehr erinnern, weil er zu betrunken war, wie er sagt. Kurz nach der Tat wird seine Mutter von einem Freund des Sohnes angerufen und eilt zum Tatort. Sie hat die Bilder, wie ihr 16-Jähriger auf dem Fußgängerweg liegt, noch vor Augen. Bernd ist so schwer verletzt, dass der Notarzt entscheidet, einen Rettungshubschrauber anzufordern, der ihn in die Berliner Charité bringt. Nach zwei Tagen Intensivstation wird er in das Krankenhaus Schwedt verlegt, das er nach einer Woche verlassen darf. „Die Ärzte sagten, dass mein Sohn viel Glück gehabt hat“, erzählt die Mutter.

Kein Einzelfall

Einige Jugendliche, die Bernd kennen und oft mit ihm durch die Gegend ziehen, sind überhaupt nicht gut auf ihn zu sprechen. Er sei ja ein netter Junge, aber nicht, wenn er zu viel Alkohol getrunken hat. Dann, so berichten Jugendliche, soll Bernd aggressiv reagieren. Er soll pöbeln, Streit suchen und auch gerne mal auf andere einprügeln. So erzählen die jungen Leute von einem weiteren Vorfall zwei Monate nach der Messerattacke im April. Beim Mittsommerfest am 23. Juni soll Bernd wieder so betrunken gewesen sein, dass er ein neues Mitglied seiner Clique anschreit, einen zwischen ihnen stehenden Jugendlichen wegschubst und dem Jungen eine runterhaut.

Ein Fremder zeigt den Fall bei der Polizei an, die den Jungen nun als Zeuge zu dem Vorfall anhören will. Außerdem meinen einige der Jugendlichen, der Täter habe sich bedroht gefühlt und aus Notwehr gehandelt. Ralf Z. (Name geändert) hat ein ebenfalls festes Bild von Bernd. „Der hat immer eine große Klappe, besonders wenn er etwas getrunken hat. Jetzt ist er mal an den Falschen geraten. Aber ein Messer ziehen,
das geht gar nicht. Der hätte ihm eine runterhauen sollen, aber nicht mehr“, meint Ralf Z.

Tatverdächtiger und Zeugen gesucht

Eine Notwehrreaktion möchte Bärbel Cotte-Weiß, Pressesprecherin in der Polizeidirektion Ost in Frankfurt (Oder), nicht kommentieren, mit dem Hinweis dass es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren handelt.

Unterdessen suchen die Uckermärker Kriminalisten fieberhaft nach dem Täter. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts und hat jetzt ein Phantombild veröffentlicht. Der Mann wird auf 25 bis 35 Jahre geschätzt, ist 1,75 bis 1,80 Meter groß und von kräftiger Statur. Die Ermittler erhoffen sich Hinweise aus der Bevölkerung, um das Puzzle zusammensetzen zu können. Auch werden Zeugen der Auseinandersetzung gesucht, die sich bislang nicht mit der Polizei in Verbindung gesetzt haben.

Hinweise bitte an die Polizeiinspektion Uckermark.

Kontakt: 03984 350