StartseiteRegionalUckermarkNach Horror-Unfall fährt die Sorge immer mit

Unfall mit Traktor rüttelt wach

Nach Horror-Unfall fährt die Sorge immer mit

Uckermark / Lesedauer: 3 min

Der Ausleger eines Erntefahrzeugs ragt in die Gegenfahrbahn und tötet auf der Bundesstraße einen Autofahrer. Jetzt beginnt eine hitzige Debatte. Viele Kraftfahrer sehen in den schweren Erntemaschinen eine Gefahr. Die Bauern halten dagegen.
Veröffentlicht:19.08.2013, 16:31

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Es ist der Horror schlechthin, der dieser Tage einem Berliner auf der Bundesstraße 109 nahe Templin widerfuhr. Just in dem Moment, als er einen Traktor passieren wollte, der im Gegenverkehr fuhr, klappte bei diesem der Ausleger herunter. Der Pkw-Fahrer hatte keine Chance auszuweichen und wurde von einer Egge erschlagen, der Uckermark Kurier berichtete.

Die Tragödie bewegt die Menschen in der Region auch noch Tage nach dem Unfall. Es werden sogar Stimmen laut, die den landwirtschaftlichen Verkehr am liebsten ganz von den Straßen verbannen würden. Doch das ist illusorisch, wie Friedhelm Rogasch, Geschäftsführer des Bauernverbandes, beteuert. Denn nur auf dem Feld allein werde sich Ackerbau nie abspielen können. In  der landwirtschaftlich geprägten Uckermark würden Traktoren, Mähdrescher und Pflüge immer zum Straßenbild gehören, erklärte er. Vor allem im Sommer müsse man jederzeit mit langsamen Fahrzeugen rechnen, die durchaus auch Überbreite haben können.

Über Nacht könnten die Bauern ihre Maschinen nicht auf den Äckern lassen - zu groß sei die Angst vor Diebstahl, Kraftstoffklau und Vandalismus. Friedhelm Rogasch ist überzeugt, dass das Drama auf der B 109 die Branche nochmals wachgerüttelt hat, was die Sicherheitsbestimmungen anbelangt. "Es sind alle total entsetzt und sensibilisiert." Obwohl überhaupt noch nicht geklärt ist, wie sich das Teil der angehängten Egge hatte lösen können - die DEKRA äußerte sich hierzu noch nicht - meint der Bauernverbandschef zu wissen, dass in den Betrieben die Kontrollen vor Fahrtantritt jetzt noch penibler ausgeführt werden.

Die Angst fährt mit

Das kann Christian Bernhard nur bestätigen. Der Landwirt aus Stegemannshof räumte ein, dass die Sorge bei solchen Fahrten seit jeher mit von der Partie gewesen sei. Ihm persönlich ist noch ein Unfall aus seiner Kindheit in schlimmer Erinnerung. Damals war ein Kleinwagen in den Anhänger eines Traktors gerast. "Wir sind uns der Gefahr bewusst, wenn wir vom Feld fahren", erklärte der Landwirt, der aufgrund der Vielzahl seiner Standorte sensibilisiert ist. Weil er nicht nur am Stammsitz Felder bewirtschaftet, sondern auch hinter Prenzlau und sogar bis Cremzow und nach Polen hoch, sind von seinen Mitarbeitern des Öfteren Maschinen umzusetzen. Meist fährt ein Fahrzeug mit Rundumleuchte vorweg. Ausleger würden zudem, so Bernhard,  auch noch mit zusätzlichen Spanngurten gesichert. "Material kann ermüden", ist er sich bewusst. Vergangene Woche erst habe er einen neuen Pflug bekommen, für den ein Dekra-Experte zur Einzelabnahme erschien.  Man könne schließlich nie so dumm denken, wie es kommen könne. "Nicht auszudenken, wenn jemand Schaden erleidet, nur weil man aus Zeitgründen geschludert hat." Für den Toten aus Berlin kommen derlei Bekenntnisse natürlich zu spät, aber für jeden anderen Verkehrsteilnehmer, der mit Angst den Riesen vom Feld begegnet, wird diese Versicherung vielleicht ein stückweit Beruhigung sein. 100-prozentige Sicherheit indes wird es auch hier nie geben.