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Wunsch erfüllte sich

„Ich wollte nie etwas anderes werden“

Altentreptow / Lesedauer: 4 min

Schon mit 20 stand es für Mareen Hüttel fest, dass sie einmal ihr eigener Chef sein würde. Nach der Ausbildung folgten Meisterschule und elf Jahre „Lehrzeit“, bevor sie sich vor drei Wochen ihren Traum erfüllte.
Veröffentlicht:27.06.2013, 15:27

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Nein, einen anderen Beruf könne sie sich nicht vorstellen, sagt Friseurmeisterin Mareen Hüttel und duscht behutsam den Schaum aus den Haaren ihrer Kundin. „Ich arbeite gern mit Menschen zusammen, bin kreativ und ich freue mich, wenn die Kunden am Ende meiner Arbeit glücklich in den Spiegel schauen.“

Schon als Kind sei sie gern in den Friseursalon ihres Onkels gegangen und habe ihm über die Schulter geschaut. Einmal habe sie sogar gesagt: „Wenn ich groß bin, dann steh‘ ich mal hier“, erinnert sich die gebürtige Altentreptowerin und ihre Augen fangen an zu strahlen. Was lag da näher, als den Beruf Friseurin zu ergreifen. Die Lehre machte sie in einer anderen Firma. Aber nach bestandener Prüfung war für sie ein Platz in der „Ihr Friseur GmbH“ in Altentreptow reserviert, in der Onkel Harald Wegner Chef war. Schon ein viertel Jahr später begann die damals 20-Jährige die Meisterschule, denn Onkel und Nichte hatten vereinbart, dass sie einmal das Geschäft weiterführen soll. In der Meisterschule, die Mareen Hüttel 2004 abschloss, holte sie sich das nötige Rüstzeug zur Führung einer Firma, das sie durch einen Existenzgründerkurs im vergangenen Jahr aktualisierte.

„Eigentlich sollte es ja eine Betriebsübernahme werden. Mein Onkel wird in diesem Jahr 65, dann will er aufhören. Es hätte gepasst“, erzählt die junge Frau. Aber sie wollte etwas Eigenes wagen – und so wurde aus der GmbH am 7. Januar dieses Jahres ein Einzelunternehmen, mit dem Namen „Haarstudio Kreativ“. So könne sie besser Dinge verändern, um ihre eigenen Vorstellungen zu verwirklichen, meint die Friseurmeisterin.

Zum Unternehmen gehören insgesamt sechs Geschäfte, zwei in Altentreptow und je eins in Bartow, Siedenbollentin, Werder und Burow. Die drei letztgenannten sind nur an einigen Tagen geöffnet, um den älteren Menschen Wege in die Stadt zu ersparen. Das war so und solange dieser Service angenommen wird, will Mareen Hüttel daran nichts ändern.

Gründungszuschuss hat am Anfang geholfen

Als Chefin des Unternehmens ist sie für neun Mitarbeiterinnen und eine Auszubildende verantwortlich. Mit allen hat sie schon vorher zusammengearbeitet. „Es ist nicht ganz leicht, von der Kollegin zur Chefin zu werden und Anweisungen zu geben“, gesteht die 31-Jährige. „Aber ich wurde ja langsam herangeführt, habe schon in Urlaubs- und Krankheitszeiten Entscheidungen treffen müssen.“ Außerdem verstehe sie sich mit den Kolleginnen und alle „spielen“ mit, ist die Jungunternehmerin froh.

Wichtig sei erst einmal alles ins Laufen zu bringen. „Dabei ist viel Schreibkram zu erledigen, was mir nicht so liegt“, gibt sie unumwunden zu. Aber die Familie helfe ihr dabei. „Ohne ihre Unterstützung hätte ich das Projekt gar nicht angehen können“, sagt Mareen Hüttel. Zurzeit stehe sie sechs Tage in der Woche im Friseursalon. Mehr Arbeitskräfte könne sie sich noch nicht leisten. Da ist nicht nur im Geschäft, sondern auch im Privaten gute Organisation gefragt. Schließlich wolle sie ihre Kinder – sieben und zwei Jahre alt – nicht vernachlässigen. Zum Glück könne sie sich auf Oma und Opa und auf ihren Mann verlassen.

Ehemann Danilo und Freunde haben auch bei den Renovierungsarbeiten geholfen, und so konnte nach nur vier Tagen Schließzeit das Geschäft in neuem Outfit wieder öffnen. Verschenkt habe ihr Onkel die Einrichtung nicht. Es gab eine Verkaufssumme, die sie mit Hilfe der Familie zahlen konnte. „Damit war mir eine große Last von den Schultern genommen, weil ich keine langwierigen Bankgespräche führen musste“, gesteht die Existenzgründerin. In der Anfangszeit helfe ihr noch der Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit. Aber sie hoffe, dass sie diesen nach sechs Monaten nicht mehr brauche.

Künftigen Existenzgründern möchte sie den Rat geben, sich umfassend zu informieren. „Dafür gibt es so viele Möglichkeiten. Man muss nur fragen“, hat Mareen Hüttel festgestellt. Und man solle nicht gleich beim ersten Stolperstein aufgeben. „Einfach weitermachen. Es lohnt sich.“