Ausflug zur Kleinseenplatte
Teufel, Tiere und andere kleine Sensationen
Wesenberg / Lesedauer: 5 min
Enrico Hackbarth kennt sich aus in der Mecklenburgischen Kleinseenplatte. Er kennt nicht nur eine Menge Leute und die schönen Ecken zwischen Wesenberg, Mirow, Wustrow und Priepert. Er kennt sogar die Namen der Büffel auf der Weide im „Exotendorf“ Strasen. Als Geschäftsführer der Kleinseenplatte Tourismus GmbH ist das gewissermaßen sein Job.
Und als solcher erklärt er bei einem Fischbrötchen auf dem Fischereihof Ahrensberg bei Wesenberg, wie das Geschäft gerade so läuft. Genaue Zahlen gebe es zwar noch nicht, aber „gefühlt“ würden immer mehr Menschen den idyllischen Winkel für sich entdecken. Viele noch aus den östlichen Bundesländern, aber auch schon aus dem Westen. Beliebt sei die Kleinseenplatte vor allem bei Radlern und Paddlern, eben wegen der vielen kleinen Seen, von denen nicht wenige für Motorboote tabu sind. Aber es sei auch festzustellen, dass die Kultur und Geschichte der Region bei den Touristen auf ein immer größeres Interesse stoße, sagt Enrico Hackbarth, als er auf die Wesenberger Kirche und ein besonderes Relikt darin zu sprechen kommt.
Kirchgänger vom Boden verschluckt?
„Die Leute fragen nach der Teufelskette“, bestätigt auch der zuständige Pastor Iven Benck und zeigt auf ein seltsames Eisengeflecht, das im Halbdunkel an einer der Türen der Kirche hängt. Er kennt auch die Sage dazu, wobei die noch harmlos ist. Direkt daneben sollen Kirchgänger vom Boden verschlungen worden sein, weil sie während des Gottesdienstes Karten spielten. „Die Blutflecken sollen noch lange zu sehen gewesen sein. Jetzt aber nicht mehr“, schmunzelt Iven Benck.
Dafür gibt es in der Wesenberger Kirche eine wunderschöne Röder-Orgel zu sehen, von der der Pastor geradezu schwärmt. Und nicht nur davon. Am liebsten würde er Besuchern wohl alle „seine“ Kirchen zeigen. Unbedingt angucken müsste man sich aber die in Priepert, allein schon wegen des Taufengels, der dort unter der Decke hängt.
Nächster Ort ist ein "Exotendorf"
Auf dem dem Weg dorthin liegt Wustrow. Die Heimatstube beherbergt das Helmut-Sakowski-Lesezimmer, also das komplette Arbeitszimmer und der literarische Nachlass des Schriftstellers, dem die Region seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zur Wahlheimat geworden war. Der nächste Ort ist auch schon das „Exotendorf“ Strasen. Diesen Namen hat es sich verdient wegen einer Rentierzucht mit Sami-Dorf, einer Alpaka-Farm und dem Büffelhof. Und da alle Einrichtungen auch etwas für Touristen zu bieten haben, wird langsam deutlich, dass ein Urlaub in der Kleinseenplatte nicht unbedingt nur aus Paddeln und Radeln bestehen muss.
Priepert selbst ist ein beschauliches Dorf, dass auf einer Halbinsel liegt, was es zu einem Eldorado für Wassersportler macht. Neben dem Taufengel gibt es unter anderem auch noch einen Badestrand mit dem schönen Namen „Zur Freiheit“ zu besichtigen, wo beim traditionellen Havel-Fest das größte Feuerwerk weit und breit abgebrannt wird, schätzt Enrico Hackbarth. Worauf er in Priepert jedoch zuerst zeigt, ist eine auf den ersten Blick unscheinbare Bank. Auf den zweiten Blick handelt es sich jedoch um eine Einrichtung mit Seltenheitswert. Es ist eine „Mitfahrerbank“.
Der Haken am Trampen
Daneben steht ein Mast mit verschiedenen Schildern, mit denen der Wartende anzeigen kann, wohin in der nähern Umgebung er mitgenommen werden will. Ein kleiner Haken an dieser modernen Form des Trampens könnte ja sein, dass es in den Zielorten keine anderen Mitfahrerbänke gibt, um wieder zurück zu kommen. Aber das sei in der Regel kein Problem, sagt Enrico Hackbarth, die Leute würde sich da schon absprechen.
Er selbst nimmt auch gerne mal die Kleinseenbahn, die zwischen Neustrelitz und Mirow pendelt und damit zwischen zwei Städten, die untrennbar mit der Geschichte des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz verbunden sind. Einer Geschichte, die in Mirow allerdings ein tragisches Ende fand. Auf der sogenannten Liebesinsel erinnert ein Monument an den Großherzog Adoph Friedrich VI., den letzten Regenten aus dem Strelitzer Herzogshaus. Sein Tod im Jahr 1918 ist bis heute geheimnisumwittert. Sein Grabmal soll er selbst entworfen haben. Mit Blick auf den See.
Die Teufelskette von Wesenberg
An der Kirchtür zu Wesenberg befindet sich ein eigentümlich geschmiedetes Endchen Kette, das weder Anfang noch Ende zu haben scheint. Man erzählt, daß die Bürger von Wesenberg einst einen Schmied beauftragten, eine Kette anzufertigen, die an der Kirchtür befestigt werden sollte. Als der Schmied die fertige Kette brachte, war man nicht zufrieden damit, sondern trug ihm auf, eine bessere zu fertigen. Als auch diese keinen Beifall fand, rief der erzürnte Schmied (allerdings auf plattdeutsch) aus: So mag der Teufel euch eine Kette machen! Am andern Morgen hing denn auch wirklich die Kette an der Tür und man sagt, dass der Teufel sie gemacht habe.
Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg von Karl Bartsch