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DDR-Konsum fortgeführt

Eine Frau ist mit ihrem Laden glücklich

Templin/Vietmannsdorf / Lesedauer: 3 min

Ein Vierteljahrhundert ist eine Uckermärkerin quasi die „Tante Emma“ in ihrem Dorf. Das verlangt ihr viel ab. Trotzdem möchte sie nichts anderes tun.
Veröffentlicht:20.04.2017, 17:54

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„Na, kommt ihr voran?“ Corinna Heinemann steht hinter der Theke in ihrem kleinen Laden und bedient Kundschaft. Der Mann, der gerade zwei Limonaden gekauft hat, nickt und berichtet vom Fortgang der Arbeiten im Dorf. „Zum Glück ist heute das Wetter besser“, sagt Corinna Heinemann und kassiert ab. Mal einen kurzen Schwatz über den Ladentisch zu halten, gehört für sie zum Tagwerk. Seit 25 Jahren. So lange betreibt die Vietmannsdorferin das kleine Lebensmittelgeschäft mitten im Ort.

Den einstigen Konsum, in dem sie zu DDR-Zeiten als Verkaufsstellenleiterin arbeitete, hat sie vor etlichen Jahren gekauft, den rechten Teil des Gebäudes zur Gaststätte gemacht. „Das ist nun auch schon bald 15 Jahre her.“ Mal einen eigenen Laden zu haben oder eine Gastwirtschaft, das sei ihr Traum gewesen, erzählt Corinna Heinemann.

Ursprünglich ein ganz anderer Traumberuf

„Obwohl ich ja eigentlich Autoschlosser werden wollte“, meint die 54-Jährige lachend. Dieser Berufswunsch stammt allerdings noch aus Zeiten, die vor ihrem Ferieneinsatz als Aushilfe in der damaligen Clubgaststätte in Milmersdorf lagen. „Das war auch schön und der Chef fand, dass ich meine Sache gut machen würde.“ Corinna Heinemann wurde also Gaststättenfacharbeiterin.

In der Dienstleistungsbranche blieb sie, als sie mit ihrer Familie nach Vietmannsdorf zog. „Ich übernahm nach kurzer Einarbeitungszeit die Dargersdorfer Verkaufsstelle. Jeden Tag ging es mit dem Fahrrad dorthin.“ Das wenige Besondere an Waren gerecht auf die Kunden zu verteilen, das war der Vietmannsdorferin wichtig. „Wenn es Bananen gab, sind wir jeden Haushalt durchgegangen. Wie viele Personen leben dort, wie viele Kinder gibt es in der Familie.“ Sie sollten zuerst bedacht werden.

Lebensmittelhandel zu DDR-Zeiten völlig anders

Irgendwie seien das Zeiten gewesen, in denen solche Dinge eine ganz andere Wertschätzung erfahren haben. Der Run der Kundschaft auf volle Regale nach der Wende hielt nicht lange an, erinnert sich Corinna Heinemann. „Als es plötzlich alles gab, ließ das Interesse schnell nach.“

Mit dem Begriff „Tante-Emma-Laden“ mag für manchen Nostalgie verbunden sein. Einfach ist es jedoch nicht, sich damit gegen die Konkurrenz der Supermärkte zu behaupten. „Und schon gar nicht auf dem Land“, so die 54-Jährige. Sie hat sich eingerichtet auf ihre Kundschaft, vorrangig Durchreisende oder Feriengäste. Wer in Vietmannsdorf Urlaub macht, der kann bei ihr eine Bestellung für den Wochenendeinkauf abgeben. Die Chefin stellt dann das Gewünschte zusammen.

Kontakt zu den Kunden ist sehr persönlich

Sie freut sich, wenn Betrieb im Rüstheim der Kirche herrscht. „Die Leute melden sich dann oft zum Mittagessen in der Gaststätte an. Sind Kinder darunter, kommen sie zu mir in den Laden, fragen nach Süßigkeiten und Eis.“ Stehen Veranstaltungen im Dorf an, sorgt Corinna Heinemann oft für das leibliche Wohl. So wie in wenigen Tagen bei der Maifeier. „So jetzt muss ich aber in die Küche“, sagt sie. Zwölf Personen haben sich zum Mittagessen angekündigt...