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Geflügelpest in Heinrichswalde

Die ersten Schritte nach dem Seuchen-Ausbruch

Heinrichswalde / Lesedauer: 4 min

Es ist ein trauriger aber zugleich so wichtiger Job: Die Seuche, die da in Heinrichswalde ausgebrochen ist, muss sofort und entschieden eingedämmt werden. Wir haben vor Ort nachgeschaut, wie das geschieht.
Veröffentlicht:07.11.2014, 07:59

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Gegen Mittag meldete sich Polizeihauptkommissarin Andrea Semmler mit ihrem Kollegen erst einmal ab. Eine unmittelbare Gefahr könne sie nicht mehr erkennen. „Wir werden aber in den nächsten Stunden noch verstärkt Streife fahren“, sagt sie und braust mit dem Dienstwagen davon.

Der Ausbruch der Geflügelpest in einer Putenmastanlage in Heinrichswalde hat am Donnerstag auch die Beamten des Ueckermünder Polizeireviers in Atem gehalten. Schon am frühen Morgen sicherten Polizisten das Gelände ab, unterstützt von Mitarbeitern einer Wachschutzfirma. Ihre Hilfe war aber gar nicht notwendig: Es blieb ruhig an diesem kalten Vormittag. Keine neugierigen Heinrichswalder und auch keine aufgebrachten Tierschützer sorgten für Unruhe. Das änderte sich am Abend. Da erreichten die Polizei Meldungen, dass doch mit Besuch von Demonstranten zu rechnen sei.

Wissenschaftler suchen fieberhaft nach Ursachen

Was sich in den Ställen selbst abspielte, in denen mehr als 30 000 Puten untergebracht sind, darüber gab es nur wenig Auskünfte. Wissenschaftler vom Friedrich-Loeffler-Institut suchen dort akribisch nach möglichen Ursachen. Am Rand der Stallungen ist eine mobile Desinfektionsanlage aufgebaut worden. Männer in Schutzanzügen lotsen einen Lkw, der die ersten toten Puten abtransportieren will, „unter die Dusche“ – es wirkt gespenstisch. Eine Mitarbeiterin vom Veterinäramt des Landkreises Vorpommern-Greifswald konnte sich selbst ein Bild von der Lage im Innern des Betriebes machen. Sie gibt sich furchtlos. Angst hat sie aber wohl dennoch, versteckt diese in einem Spaß: „Ich muss nachher auch noch mal rein. Und heute Abend gibt es Pute zum Abendbrot.“ Cool und auch noch witzig, die Frau vom Amt!

Medien laufen Sturm

Holger Vogel, Leiter des Veterinäramtes Vorpommern-Greifswald, und Kreis-Pressesprecher Achim Froitzheim haben derweil alle Hände voll zu tun, die ganzen Medienanfragen zu beantworten. Froitzheim erklärt dem Nachrichtensender N24, dass man noch nicht genau sagen könne, wie lange die gerade eingeleiteten Maßnahmen zum Schutz vor der Geflügelpest aufrechterhalten bleiben. Vogel diskutiert ein paar Meter weiter genervt am Handy mit einer offensichtlich sehr aufgeregten Reporterin der Berliner TAZ, wie viele Puten denn nun genau betroffen seien. „Es können auch 31 528 Tiere sein, so genau weiß ich es auch nicht“, sagt er und rollt mit den Augen.

„Etwas unheimlich ist das alles schon“

Irgendwann am Vormittag rollt ein Kleintransporter vors abgeriegelte Tor der Anlage. Eine Frau vom „Pommerschen Hof“ in Ferdinandshof bringt Verpflegung für die Männer vom Loeffler-Institut. Die Speisen und Getränke werden vorm Tor in eine Schubkarre gepackt und dann ins Innere geschoben. „Etwas unheimlich ist das alles schon“, meint die Dame. Der Hunger macht aber auch vor einer Seuche nicht halt. „Wir sind angesprochen worden, ob wir die Leute dort nicht verpflegen können. Klar können wir das“, erzählt Gaststätten-Chef Angelika Günther. Und was für ein Service in der Krise! Am Donnerstagnachmittag liefert der Pommersche Hof sogar noch Kuchen.

Mitarbeiter unter Schock

Wie lange der Lieferdienst der Ferdinandshofer Gaststätte ins Heinrichswalder Seuchengebiet noch in Anspruch genommen wird, ist offen. „Wir hoffen, dass wir so schnell wie möglich fertig sind“, sagt Amtstierarzt Holger Vogel. Zumindest für Freitag hat Angelika Günther aber noch Bestellungen aufgenommen. Betriebsleiter Heinz Springer hofft indes, dass möglichst schnell wieder Ruhe in sein Unternehmen einkehrt: „Die Mitarbeiter stehen natürlich alle ein wenig unter Schock.“ Das Schlimme sei, dass man für den Ausbruch der Seuche überhaupt nichts könne. Die Angestellten der Putenmastanlage in Heinrichswalde, die jetzt erst einmal keine Arbeit mehr haben, müssten sich aber keine Gedanken um ihre Zukunft machen. „Niemand wird seinen Job verlieren, in unserem Unternehmen haben wir ja noch andere Betätigungsfelder“, sagt Heinz Springer.