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Sein letzter Törn

Ueckermünder Segler-Legende Dieter Dahms ist tot

Ueckermünde / Lesedauer: 4 min

Eine Ueckermünder Segellegende hat sich auf seinen letzten Weg gemacht. Mit dem 81-jährigen Dieter Dahms ist eine Autorität des regionalen Sports nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Roland Strahl, ein Weggefährte, erinnert an den Ueckermünder mit den vielen Talenten.
Veröffentlicht:27.04.2017, 08:31
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Er war ein untadeliger Sportsmann der alten Schule, der viel hinterlassen hat. Dieter Dahms war immer ein bodenständiger Mensch, verkörperte er doch die bereits fünfte Generation der Dahms auf diesem Flecken vorpommerscher Erde. Sein Vater fiel kurz vor Ende des Krieges, und schon mit 14 Jahren ging Dieter beim Ueckermünder Tischlermeister Walter Ulrich in die Lehre. Hier holte er sich das Rüstzeug für seine spätere Liebe – den Seesport.

Vor seinem Schussbein hatten alle Respekt

Sport gehörte stets zum Leben des schlanken, fast 1,90 Meter großen Modellathleten. Volleyball und vor allem der Fußball gehörten dazu. Noch heute sprechen die alten Kämpen der legendären Mannschaft von Stahl Ueckermünde vom knallharten Verteidiger „Schlurren“ Dahms. Den Namen hatte er bis zuletzt in Insiderkreisen, wegen seiner Schuhgröße nahe 50. Am Verteidiger-Duo Seeger-Dahms kam keiner so schnell vorbei. Und vor seinem Schussbein hatten alle Respekt.

Dieter war beliebt bei seinen Sportkameraden wegen seiner schelmischen Späße und seines bedingungslosen Einsatzes für die Mannschaft. Seine große Liebe galt jedoch dem Wasser und dem Seesport. Gleich 1949 war er dabei, als Horst Bolduan eine „Wassersport-Interessengemeinschaft“ gründete. Ein ehemaliger Marinekutter und eine zum Kanu umgebaute Fliegerbombe waren die ersten Fortbewegungsmittel auf dem Wasser.

Erfolgreichste Rudermannschaft der DDR

1952 integrierte diese Truppe sich in die neu geschaffene Gesellschaft für Sport und Technik (GST) und wurde Seesportclub. Dieser neue Segelverein in der Haffstadt verglich sich bei den Deutschen Meisterschaften im Seesportmehrkampf ab 1953 in Stralsund mit anderen sozialistischen Ländern, wie Polen, Ungarn oder der Tschechoslowakei.

Im Langstreckenrudern mit dem K 10 über 10 Kilometer gewann man mit Mannschaftskapitän Dieter Dahms. Unter seiner Leitung waren die Ueckermünder die erfolgreichste Rudermannschaft der DDR im K 10 von 1953 bis 1960. Einige Male wurde der „Große Preis der Warnow“ erkämpft. Aufgrund dieser Erfolge gehörte Dieter Dahms von 1958 bis 1962 zur DDR-Nationalmannschaft im Seesport.

Ab 1960 bis 1965 leitete Dieter Dahms den Seesportclub bis zu seiner Delegierung als Entwicklungshelfer für Seesport in Ghana. Durch Bemühungen der GST kamen herrliche Hochseejachten, wie die „Ernst Schneller“ (150 Quadratmeter), „Max Reichpietsch” (80 Quadratmeter), „Kormoran“ (30 Quadratmeter), „Knechtsand“ (50 Quadratmeter) und „Helgoland“, nach Ueckermünde.

Der Halt in Visby war ein politisches Unding

Unter der Leitung von Segellehrer Dahms sind in Ueckermünde fünf Jachtgruppen mit insgesamt 120 Seesportlern gegründet worden, die in den Belangen der Seemannschaft ausgebildet wurden. Bei Segeltörns über die Ostsee brachte Dieter Dahms seinen Schützlingen maritime Kenntnisse bei, vermittelte ihnen die Werte der Kameradschaft und bescherte ihnen gleichzeitig unvergessliche Erlebnisse. Auch nach der Grenzschließung 1961 führten ihn viele Fahrten über die Ostsee, auch ohne Parteibuch.

Unvergesslich bleibt die Sturmfahrt nach Tallin 1986 ohne Satellitennavigation, wobei er „verbotenerweise“ wegen des Zustandes der Besatzung entschied, im schwedischen Visby Halt zu machen. Ein politisches Unding seinerzeit und Gesprächsthema Nummer eins in Ueckermünde. Das kostete ihn denn auch die DDR-Ostseefahrgenehmigung PM 18.

Weitere Stationen in Dieter Dahms Leben waren seine Arbeit als Sportlehrer an der Berufsschule in Ueckermünde und nach der Wende als Ausbilder für Holztechnik am Berufsförderzentrum Ueckermünde. Seine Leidenschaft für das Segeln ließ den immer auch politisch interessierten Ueckermünder bis zum Schluss nicht los. Auf seinem Eigenbau, einem geklinkerten Kielschwerter aus Eiche, verlebte er viele schöne Stunden.

Rettungsschwimmer ausgebildet

Selbst sein Haus mitten im Wald am Rande von Ueckermünde hat er mit eigenen, kräftigen Händen erbaut. Hier fand er die nötige Ruhe und Erholung. Erst in den letzten Jahren zog er, auf Anraten seiner Frau, in eine Wohnung am Alten Bollwerk, natürlich mit Blick aufs Wasser. Gern stöberte er fast jeden Tag in alten Unterlagen vom Seesport in Ueckermünde und leistete viel Zuarbeit für Bücher über die Ueckermünder Geschichte. Zuletzt für ein Buch von Lothar Knöpke über die Hochseejachtenstation in Greifswald.

Regelmäßig bekam Dieter Dahms Post von ehemaligen Schützlingen. Manche fanden ihren Beruf auf See. So auch einer seiner Musterschüler, der Ueckermünder Ingo Winter, der schon mit 26 Jahren jüngster Kapitän der DDR-Handelsmarine wurde. Sie alle lobten seine korrekte, gerechte, aber nie nachtragende Art, mit der er Generationen das Einmaleins des Segelsports beibrachte.

Seebestattung

Auch in der Wasserrettungsausbildung gehörte Dieter Dahms zu den Pionieren im Ueckermünder Raum. Nicht wenige Rettungsschwimmer wurden durch ihn ausgebildet. Er ist Ehrenmitglied im Seesportclub Ueckermünde und im Yachtclub „Pommerscher Greif“.

Am kommenden Sonntag nehmen Familie, Freunde und Weggefährten bei einer Seebestattung Abschied von Dieter Dahms – einer Ueckermünder Legende und Institution.