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Neue Pläne

Solarfläche bei Leussin könnte sich vervielfachen

Leussin / Lesedauer: 4 min

Auch in der Gemeinde Bentzin wird über neue Solarparks diskutiert. Erneut rückt der Ortsteil Leussin ins Blickfeld, an dessen Rand bereits Zehntausende Solarmodule stehen.
Veröffentlicht:10.01.2023, 12:26

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Geht es nach den Plänen von Grundstückseigentümern und der Firma „re.venture“, dann dürfte sich die Produktion von Strom aus Sonnenlicht innerhalb der Gemeinde Bentzin bald in etwa verdoppeln. Denn das in Berlin ansässige Unternehmen strebt ihm Rahmen eines neuen Bebauungsplanes mit der Nummer 11 die Errichtung eines weiteren Solarparks beim Ortsteil Leussin an, der rund 44 Hektar Fläche umfassen soll.

Damit dürfte dann locker ein Viertel der gesamten Fläche zwischen diesem und den Nachbardörfern Bentzin und Zarrenthin mit Photovoltaik bedeckt sein. Schließlich existiert dort schon ein solches Kraftwerk.

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Erheblicher Eingriff in die Landschaft

Es befindet sich auf jenem Areal westlich Leussin, das die LPG Tierproduktion Alt Plestlin zu DDR-Zeiten für eine groß angelegte Geflügelhaltung nutzte und das nach der Wende als Freigehege für Damwild diente. Rund 13 Hektar wurden dafür überplant, Ende Dezember 2012 fand die öffentliche Inbetriebnahme statt. Allerdings gab es immer wieder Konflikte zwischen der dort verantwortlichen Firma sunfarming, insbesondere um die versprochenen Ausgleichspflanzungen. Trotzdem stimmte die Kommune vor zwei Jahren zu, als es um den Ertrag steigernde Anbauten an der Oberkante der Paneele ging.

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Doch mit dieser Firma habe „re.venture“ nicht zu tun, betonte deren Leiter der Projektentwicklung, Hannes Huckebrink, bei der Vorstellung in der Gemeindevertretung. Er bot an, die mit ihr abgestimmte Bepflanzungsverpflichtung in den öffentlich-rechtlichen Vertrag aufzunehmen, ebenso wie eine Bürgschaft für den späteren Rückbau. Immerhin handelt es sich um einen erheblichen Eingriff in die Landschaft, der die Ansicht Leussins deutlich verändert. Die neuen Freiflächenanlagen sollen sich sowohl im Westen wie im Süden an den vorhandenen Solarpark an- und ihn so dort umschließen. In beide Richtungen geht es um mehrere Hundert Meter. Die längste Ausdehnung des neuen Areals beläuft sich auf mehr als einen Kilometer.

„Da passt der kleine Ort ja dreimal rein“

Wegen der neu zu verlegenden langen Trasse bis zum nächsten Einspeisepunkt wären geringere Ausmaße nicht rentabel, so Huckebrink, der von einem Jahresertrag von geschätzt rund 55 Millionen Kilowattstunden sprach. Das entspreche einem Bedarf von ungefähr 15 000 Durchschnittshaushalten und mache den Bau eines Umspannwerkes nötig.

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Die Module würden bei zirka 2,40 Meter Höhe enden, die mittendrin integrierten Trafostationen würden sie mit ihren 2,50 bis 3 Meter noch etwas überragen, schilderte der Mann. Vielleicht werde das Vorhaben im Randbereich auch noch um einen Batteriepark ergänzt.

„Die Größe ist einfach Wahnsinn für so einen kleinen Ort“, räumte Bürgermeisterin Grit Gawrich im Gespräch mit dem Nordkurier ein. „Da passt der ja dreimal rein.“ Schließlich verfüge das Dorf lediglich über 29 Haushalte. Komplett verstecken lasse sich das Bauwerk in keinem Fall. Dennoch sei der Zuspruch bei der Einwohnerversammlung zu dem Thema Anfang Dezember größer ausgefallen, als von ihr erwartet beziehungsweise der Widerstand geringer. „Auch wenn sich die meisten etwas Besseres vorstellen könnten.“ Bei einer Abstimmung pro forma hätte sich die Hälfte dafür ausgesprochen, das Gros der anderen enthalten, berichtete sie.

Über 100 000 Euro pro Jahre für die Gemeindekasse

Die Leute befänden sich dabei vermutlich genau wie die Bürgermeisterin und die Abgeordneten in einer Zwickmühle, die in den monetären Rahmenbedingungen zu suchen ist. Schließlich winkt angesichts der prognostizierten Leistung und der möglichen Beteiligung von 0,2 Cent je Kilowattstunde ein Jahreserlös von um die 110 000 Euro für die Gemeindekasse. „Das sind bei einer Laufzeit über 30 Jahre insgesamt 3,3 Millionen Euro zusätzlich für uns. Da kann ja eigentlich keiner sagen, das will er nicht für seine Gemeinde.“ Überdies will „re.venture“ wohl eine Bürger- und Unternehmensbeteiligung bei dieser Investition anbieten, Ähnliches gilt für die Kommune.

Unter diesen Vorzeichen fasste die Volksvertretung einhellig den nötigen Aufstellungsbeschluss für den B-Plan Nr. 11 „Solarpark Leussin II“. Erfahrungsgemäß dauert das entsprechende Verfahren, in dem sich neben den sogenannten Trägern öffentliche Belange auch die Einwohner dazu äußern und etwaige Widersprüche vorbringen können, so zwischen 15 bis 18 Monaten, hieß es. Für Ende 2023 wird mit der heißen Phase des Prozesses gerechnet, noch im Folgejahr könnte der Bau über die Bühne gehen, wenn alles gut läuft. Zusammen mit dem großen Solarpark neben dem Ortsteil Zemmin und dem eher kleinen in Alt Plestlin würden sich die Freiflächenanlagen innerhalb der Gemeinde Bentzin damit auf mehr als 90 Hektar summieren.