Das Interesse an der Anklamer Zuckerfabrik, der einzigen in Mecklenburg-Vorpommern, ist offenbar ungebrochen. Das zeigte sich auch wieder am Sonnabend beim Tag der offenen Tür. Schon kurz nach 9 Uhr waren rund 60 Besucher in drei Gruppen auf dem Gelände unterwegs, um sich darüber zu informieren, was in der Bluthsluster Straße alles aus der Zuckerrübe gemacht wird und wie das funktioniert.
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Importverbot für Rohrzucker bringt Zuckerproduktion voran
Diese Informationen gab es natürlich auch bei Klaus Lother, der die Führung der ersten Gruppe übernommen hatte. Zum Einstieg lieferte er allerdings auch noch einige historische Hintergründe. So erklärte er, dass die Existenz der Zuckerfabrik auch auf die Kontinentalsperre zurückgeht, mit der Napoleon von 1806 bis 1813 quasi ein Importverbot für britische Waren verhängte. Zu den davon betroffenen Waren gehörte auch Rohrzucker aus den britischen Kolonien in Übersee. Hierzulande war man allerdings nicht mehr bereit, auf den süßen Stoff zu verzichten.
Immer mehr Zuckerrüben
Glücklicherweise war es da aber schon in Schlesien gelungen, erste Zuckerrüben zu züchten, erzählte Klaus Lother, und bald darauf wurden auch schon Grundlagen für die industrielle Zuckerproduktion gelegt, die während der Kontinentalsperre einen regen Aufschwung nahm. Dadurch wurde dann auch der Anbau von Zuckerrüben auf den Gütern der Region zunehmend attraktiver.
Gründung ging 1883 über die Bühne
Die „Aktiengesellschaft Pommersche Zuckerfabrik Anklam” wurde schließlich am 4. April 1883 gegründet und bereits Anfang November desselben Jahres startete die erste Rübenverarbeitungs-Kampagne, welche bis Anfang Januar andauerte und in der 10 157 Tonnen Rüben zu 950 Tonnen Rohzucker verarbeitet wurden. Zum Vergleich: In der gerade angelaufenen Saison sind es rund 1,8 Millionen Tonnen Rüben und fast 160 000 Tonnen Zucker, abgesehen von weiteren Produkten wie unter anderem Schnitzelpellets und Biogas.
Rüben können viel Kohlendioxid binden
Und nicht nur die Palette der Produkte, die aus der Zuckerrübe gewonnen werden, hat sich im Laufe der Zeit erweitert, war bei der Führung zu erfahren. Inzwischen spiele auch der Beitrag, den die Pflanze zum Klimaschutz leistet, eine Rolle. Ein Hektar Zuckerrüben könne nämlich wesentlich mehr Kohlendioxid binden, als ein Hektar Wald, machte Klaus Lother aufmerksam.