Am Montag, 10. Januar, fanden wie bereits in den Vorwoche mehrere Versammlungen im Landkreis Vorpommern-Greifswald statt. Es gab angemeldete Versammlungen in Anklam, Greifswald und Pasewalk sowie nicht angemeldete Versammlungen in Anklam, Penkun und Torgelow, welche zuvor in sozialen Netzwerken beworben wurden.
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Hunderte wieder in Anklam auf der Straße
In Anklam bereitete sich die Polizei nach eigener Aussage auf erneut mehrere hunderte Teilnehmer vor. In den vergangenen Wochen kam es immer wieder zu unangemeldeten Versammlungen gegen 18 Uhr in der Hansestadt mit teils bis zu 400 Teilnehmern, die dabei auch durch die Stadt zogen. Die Aufrufe erfolgen hauptsächlich im Internet über den Messengerdienst „Telegram”.
Die Polizei ging diesen Montag in Anklam nach eigener Schätzung von 350 Teilnehmern aus. Nordkurier-Reporter vor Ort schätzen eine höhere Teilnehmerzahl. Nach erster Einschätzung der Polizei blieb es beim Protestzug durch die Hansestadt friedlich, bis auf einzelne Böllerschläge und Einsatz von Pyrotechnik.
In Anklam gab es an diesem Montag ab 17.30 Uhr auch erstmalig eine Menschenkette am Rathaus. Das Bündnis „Anklam für alle” wollte damit ein Gegenzeichen zu den Corona-Protesten setzten.
Video der Menschenkette vor dem Rathaus:
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Mehr als 600 Demonstranten in Greifswald
Die wöchentliche Montagsdemonstration „Mein Körper, meine Wahl“ in Greifswald hat weiteren Zuwachs bekommen. Etwa 600 Demonstranten protestieren auf dem Greifswalder Marktplatz gegen eine Impfpflicht und für verhältnismäßigere Corona-Politik.
Auf dem Greifswalder Marktplatz versammelten sich auch diesen Montag und trotz der niedrigen Temperaturen knapp unter null Grad wieder hunderte Demonstranten, um gegen eine allgemeine Impflicht in der Corona-Krise zu demonstrieren. Während „Deutschland“ von Rammstein aus den Lautsprechern tönte, fanden sich immer mehr Menschen vor der Kulisse des Greifswalder Rathauses ein, laut Polizei 650 Personen. Die wöchentliche Versammlung unter dem Motto „Mein Körper, meine Wahl“, die diese Woche mehr Teilnehmer begrüßte und auch dieses Mal die Menge mit antreibenden Reden zum Jubeln brachte, zeigte sich über den Zulauf sehr erfreut.
Forderungen an die Landesregierung beim Greifswalder Corona-Protest:
Ausformulierte Forderungen an die Landesregierung wurden von Ina Schupa-Wittfoht verlesen. Zum Abschluss wurde „Die Gedanken sind frei“ gespielt, was von den Demonstranten nach jeder Strophe mitgesungen wurde.
Eine Gegendemonstration wie in der letzten Woche, an der mit hunderten Menschen sogar der Greifswalder Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) teilgenommen hatte, fiel diese Woche aus. Auch das Polizeiaufgebot war mit schätzungsweise 50 Beamten nicht so ausgeprägt wie das der letzten Woche. Alles in allem blieb es aber auch in dieser Woche ruhig und es gab keine Ausschreitungen. Nach der Kundgebung auf dem Marktplatz, zog sich die Demonstration wieder in einem gemeinsamen "Spaziergang" durch die Greifswalder Innenstadt.
Strafanzeigen wegen Sitzstreik vor Corona-Protestzug
Diese zweite Demonstration fand in im Anschluss als angemeldeter Aufzug statt. Unter dem Motto "Lasst uns wieder WIR sein!" starteten gegen 20 Uhr ca. 600 Menschen vom Marktplatz durch das Greifswalder Stadtgebiet. Die überwiegende Anzahl der Teilnehmer aus der zuvor beendeten Versammlung am Marktplatz schloss sich dem Aufzug an. Nach Beginn des Aufzuges kam es im Bereich Schuhhagen/Schützenstraße zu einer Sitzblockade mit ca. 15 Personen, weshalb der Aufzug in Abstimmung mit dem Versammlungsleiter umgelenkt wurde. Eine weitere Blockade gab es später auf Höhe Schuhhagen/Brüggstraße, welche durch Einsatzkräfte der Polizei umstellt wurde. Von den insgesamt 15 Personen wurden die Personalien erfasst und es wurden Strafanzeigen wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz erstattet. Der Aufzug wurde zeitgleich über die Mühlenstraße zurück zum Marktplatz geleitet und gegen 21.10 Uhr für beendet erklärt.
Auch in Südvorpommern sind in Pasewalk, Löcknitz und Penkun Versammlungen im Internet angekündigt.
Auf der ersten Demo in Penkun, die aber nicht angemeldet gewesen war, wurden etwa 70 Teilnehmer gezählt. Die Polizei wies sie darauf hin, dass sich nur Geimpfte und Genesene versammeln dürften. Daraufhin zerstreuten sich Teilnehmer kurz, versammelten sich aber kurz darauf wieder und gingen zusammen durch Stadt. Polizei begleitete sie.
Eindrücke aus Pasewalk:
In Pasewalk versammelten sich nach Schätzungen der Polizei rund 450 Leute in der Spitze und sangen auf dem Markt unter anderem Marius Müller Westernhagens Lied "Freiheit". Nach einigen Worten von Initiator Dirk Stegemann setzte sich der Zug mit deutlicher Verspätung zu einer Runde durch die Stadt in Bewegung. Teilnehmer machten deutlich, dass sie sie nicht als Impfgegner sehen, sondern auf die Einhaltung von Grundrechten Wert legten. Die Polizei begleitete die Demonstration, die friedlich vonstatten ging.
Mehrere Personen des Aufzuges unter dem Motto "Für eine freie Impfentscheidung" hielten sich nicht an die Auflage zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung, sodass die Polizei Kontakt zur Versammlungsleitung aufnahm, welche anschließend auf die Einhaltung der Maskenpflicht hinwies. Der Aufzug erreichte nach rund einer Stunde gegen 20 Uhr wieder den Pasewalker Marktplatz und wurde im Anschluss ohne weitere Vorkommnisse für beendet erklärt.
In Torgelow nahmen in der Zeit von 17 Uhr bis ca. 18 Uhr nahmen laut Polizeimeldung ca. 150 Teilnehmer an einem nicht angemeldeten Aufzug mit Beginn und Ende am Rathaus teil. Auch hier gab sich wie in Penkun kein Versammlungsleiter gegenüber der Polizei zu erkennen. Für die Versammlungen in Penkun und Torgelow wurden von der Polizei Auflagen erlassen und mittels Lautsprecherdurchsagen verkündet, darunter auch die Auflage zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung, welcher nur einzelne Teilnehmer nachkamen. Die Versammlungen wurde ohne weitere Vorkommnisse beendet.
+++ Dieser Beitrag wurde im Laufe des Abends regelmäßig aktualisiert. +++
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