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Anklam, so macht man das: Stolpe gründet „Stadtwerk“

Stolpe / Lesedauer: 3 min

Von unserem Redaktionsmitglied Veronika Müller Während in Anklam seit Langem darüber diskutiert wird, ist Stolpe mutig: Sie gründet als erste Gemeinde ...
Veröffentlicht:11.04.2013, 02:26

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Von unserem Redaktionsmitglied Veronika Müller

Während in Anklam seit Langem darüber diskutiert wird, ist Stolpe mutig: Sie gründet als erste Gemeinde in der Region ein eigenesStadtwerk bzw. in diesem Fall: Dorfwerk.
Es soll vorrangig die Wärmeversorgung sichern. Doch ein Problem gibt es noch: Die Gemeinde ist hoch verschuldet und muss nun 25 000 Euro für die GmbH-Gründung auftreiben.

Stolpe/Peene. Es war eine schwere Geburt, doch am Ende hat es geklappt: Die Gemeinde Stolpe gründet ein eigenes Dorfwerk. Seine Aufgabe ist die Wärmeversorgung der Orte Stolpe und Dersewitz über die Biogasanlage. Ein großer Wurf, wenn er gelingt, darin sind sich alle Gemeindevertreter einig. Doch was, wenn der Schuss nach hinten losgeht? 25 000 Euro für die GmbH-Gründung in den Sand gesetzt. Geld, dass die Gemeinde nicht hat. Sie ist mit knapp 700 000 Euro in den Miesen, wie der Verwaltungs-Chef des Amtes Anklam-Land Halmar Quast den Abgeordneten noch einmal ausführlich vorrechnete.


Dennoch: Nicht nur Bürgermeister Marcel Falk, auch Quast ist dafür, das Wagnis einzugehen. „Das Risiko ist überschaubar“, sind sie sich einig. Zumal bei Vorgesprächen mit der Kommunalaufsicht – zumindest was die 25000 Euro betrifft – keine größeren Bedenken angemeldet wurden. Ganz anderes jedoch bei den Gesamtkosten, die sich auf über drei Millionen Euro belaufen. Doch da greift wieder einmal das Wundermittel „Förderzuschuss“. Und hier ist die Chance groß, schnell und unkompliziert an das nötige Geld zu gelangen, ohne weiter im Schuldensumpf zu versinken – meinen die Befürworter und die Projektplaner. Eingebettet ist das ganze Vorhaben in der landesweiten Strategie „500 Bio-Bürgerenergiedörfer“ an dem Stolpe beteiligt ist. Auch das begünstigt die geplante Geldbeschaffung, sind sich die Verantwortlichen sicher.


Aber Zweifel bleiben. „Was haben die Einwohner von der Gründung des Dorfwerkes?“, wollte Martin Falk wissen. Die Antwort war schnell gefunden: Überschaubare Kosten bei der Wärmeversorgung, die nach ersten Berechnungen deutlich günstiger ausfallen als mit herkömmlichen Heizmitteln wie Öl oder Gas. Denn die Nahwärmeversorgung soll ausgehend von der Biogasanlage Dersewitz über ein Block-Heizkraftwerk erfolgen.Martin Falk bleibt skeptisch: „Aber wir wissen ja überhaupt nicht, wie viele Einwohner sich an die Versorgungsleitung anschließen lassen wollen.“ Er hält das gesamte Prozedere für zu kompliziert als dass er dem trauen möchte. Denn wenn nur wenige mit ans Netz gehen, ist der Heizkostenpreis natürlich höher als mit großer Beteiligung. Ein Risiko, dass die Befürworter nicht einfach vom Tisch wischen können und auch nicht wollen. „Darum werden wir in Kürze mit allen Einwohnern Gespräche führen, um sie mit ins Boot zu holen“, so Bürgermeister Marcel Falk.


Geht es nach ihm, könnte in wenigen Wochen bereits mit dem Bau begonnen werden. „Dann könnte bereits im Herbst das Projekt in Betrieb genommen werden.“ Ob es gelingt, ist noch offen, doch die Stolper stehen unter Druck. Sie müssen im Frühherbst die Naturparkstation irgendwie mit Wärme versorgen. Zeit verstreichen lassen sie jedenfalls nicht. Gestern legten sie ihre Anträge zur Prüfung bei der Kommunalaufsicht vor. Gibt diese grünes Licht, stehen die Chancen auf das Gelingen des Vorhabens „Dorfwerk“ nicht schlecht. „Läuft das so, wie wir uns das erhoffen, können wir mittelfristig sogar etwas Geld damit verdienen oder ganz einfach die Kosten für die Wärmeversorgung relativ niedrig halten.“ Marcel Falk ist sich sicher, dass die Investition allein deswegen lohnt.