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Streit um Corona-Tests

Anklamer Testzentrum erzürnt Apotheker

Anklam / Lesedauer: 4 min

Gemeinsam wollten mehrere Anklamer Apotheker wieder im Testzentrum im Volkshaus zusammen mit der Stadt agieren. Das Rathaus traf nun jedoch eine andere Entscheidung.
Veröffentlicht:07.12.2021, 18:30

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Im Anklamer Volkshaus werden seit dieser Woche wieder reihenweise Corona-Tests abgenommen. Das städtische Testzentrum ist somit erneut in Betrieb gegangen. Was die Stadtverwaltung und wohl auch den ausführenden Apotheker Florian Köster freut, sorgt unter den anderen städtischen Apothekern allerdings durchaus für dicke Luft. Die Art und Weise, wie das Testzentrum an einen einzigen Akteur vergeben wurde, erregt die Gemüter der Berufskollegen. So sehr, dass sie sich nun sogar mit einem Schreiben an die Stadtpolitik wenden.

Vorwurf gegen Bürgermeister Galander

Für Katharina Schmiedel, Inhaberin der Adler-Apotheke, ist diese Entscheidung der Stadt ganz eindeutig eine Wettbewerbsverzerrung. „Ich bin über das Agieren erschüttert”, sagt sie. Zumal aus ihrer Sicht vor allem eine vernünftige Kommunikation keineswegs gegeben war. „Wir haben uns als Apotheker vorab bereits ausgetauscht und dann das Gespräch mit der Stadt gesucht. Wir wollten wieder gemeinsam unseren Dienst in der Krise leisten. Das kam allerdings nicht zustande, weil der Bürgermeister im Urlaub war”, erklärt sie.

Aus dem Urlaub heraus sei dann aber doch von der Verwaltungsspitze agiert worden – allerdings wurde dabei fünf der ortsansässigen Apotheker gehörig vor den Kopf gestoßen, so Schmiedel. Im Nachhinein sei ihr zudem noch nicht einmal mehr ein Gespräch mit dem Bürgermeister gewährt worden, ergänzt sie. Vor seiner Tür sei sie vielmehr abgewiesen worden, auch auf Anrufe wurde nicht mehr reagiert. Ein Umstand, der sie ebenso sprachlos mache.

Rückblick: Testen und Impfen in Anklam im Frühjahr

Bürgermeister widerspricht Vorwürfen

Bürgermeister Michael Galander indes schildert den ganzen Sachverhalt etwas anders. So habe es aus seinem Urlaub heraus die Anweisung an die Verwaltung gegeben, die Apotheker zu ihrer Mitarbeit im Testzentrum abzufragen – das sei auch geschehen – mit gemischtem Ergebnis, behauptet Galander.

Dem entgegen stand zudem das Angebot der Cothenius Apotheke, das städtische Testzentrum in kompletter Eigenregie zu führen, dann aber eben alleine. Dies sei schon vom Verwaltungsaufwand her, was etwa die Abrechnung der Tests betrifft, deutlich günstiger für die Stadt, argumentiert das Stadtoberhaupt, weshalb man das Angebot dankend annahm und die GWA das Volkshaus nun auch kostenfrei für den Apotheker zur Verfügung stellt.

Vorwürfe, es habe damit keine Erweiterung der Testkapazität stattgefunden, sondern lediglich die Verlagerung der Tests, die bislang auch schon in der Apotheke abgenommen wurden, kontert der Bürgermeister ebenfalls. So hätte sich mit den neuen Räumlichkeiten die Testrate pro Stunde noch mal deutlich gesteigert, sagt er. Ein weiterer Ausbau sei zudem wohl möglich. Außerdem sei gerade die Testzeit am Samstagnachmittag für drei Stunden wichtig für das gesellschaftliche Leben in der Stadt. Das habe es vorher so auch nicht gegeben.

Weitere Apotheken mit der Vergabe nicht zufrieden

Der Unmut der weiteren städtischen Apotheken verfliegt damit keineswegs. Auch Heidrun Luft von der Greif Apotheke ist mit der Vergabe des Testzentrums nicht zufrieden und bemängelt ebenfalls die Kommunikation der Stadt.

„Wir wurden vor etwa einer Woche abends gefragt, ob wir wieder in einem Testzentrum mitarbeiten würden, das habe ich bejaht – auch wenn es für uns einen großen Organisationsaufwand darstellt”, sagt sie. Ihren Job zur Pandemiebekämpfung wolle sie dennoch gerne leisten – ganz alleine das Testzentrum zu führen, sei jedoch nicht möglich, als Teil eines Zusammenschlusses mit anderen Apotheken, wie es im Frühjahr organisiert wurde, sähe das anders aus. Über die vom Bürgermeister angesprochenen Abrechnungsfragen sei mit ihr zudem gar nicht gesprochen worden, so Luft. „So weit sind wir gar nicht gekommen”, sagt sie.

Im Frühjahr hatte noch Apothekerin Andrea Nowotny federführend die Organisation des Testszentrum übernommen. Auch in diesem Winter hätte sie die gute Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Stadt gerne fortgeführt, sagt sie. Dass es dazu nun wohl nicht kommt, sei sehr schade. „Wir waren stolz darauf, was in Anklam in der Zusammenarbeit geleistet wurde”, sagt sie. Über Lösungen für Organisationsfragen hätte man aus ihrer Sicht in einer einfachen Telefonschalte zu jeder Zeit reden können. Dazu sei es vonseiten der Stadt aber nicht mehr gekommen. Am Donnerstag ging lediglich eine E-Mail an alle Apotheken raus, in der die jetzige Lösung mitgeteilt wurde.

Ob nun noch einmal Bewegung in die Sache kommt, scheint offen: Zumindest bietet die Antwort von Bürgervorsteher Andreas Brüsch auf den Apothekerbrief an die Stadtvertreter ein Angebot an. In Absprache mit der Verwaltung bekomme jede Apotheke von der Stadt kostenlos geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, um ein Testzentrum in kompletter Eigenregie durchzuführen. „Damit ist es möglich, dass unsere Hansestadt flächendeckend mit Testzentren versorgt ist und den Bürgern lange Wege und Wartezeiten erspart werden”, heißt es weiter. Ob es dazu wirklich kommt, wird sich zeigen.

Übersicht der Corona-Testmöglichkeiten:
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