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Naturreporter

Bei uns gibt es sogar Enten mit Sägen

Vorpommern / Lesedauer: 4 min

Es ist kalt, oft nass und noch öfter grau. Dennoch lohnt es sich zurzeit, in die Natur rauszugehen und die Augen offen zu halten. Denn in Vorpommern gibt es ganz besondere Enten und Gänse.
Veröffentlicht:15.01.2023, 19:47

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Im Hochwinter ist die vorpommersche Wasservogelwelt auf der Peene, dem Haff, der Penkuner Seenplatte und dem Galenbecker See vom bunten Treiben der Ordnung Anseriformes, den Gänsevögeln, geprägt. Innerhalb der Wasservögel ist die Familie der Entenvögel mit 150 Arten recht groß.

So gibt es Schwäne, Gänse, Halbgänse, Säger und Enten. In dieser Artenfülle sind am bekanntesten der Höckerschwan, die Stockente mit dem flaschengrünen Hals und die Graugans, die Stammform der Hausgans, die auch alle in freier Wildbahn zwischen Peenemünde und Löcknitz leben. In Vorpommern-Greifswald siedeln drei Sägerarten, die alle zu den Entenvögeln zählen, aber einen unterschiedlichen Status besitzen. Also vom Brutvogel und Durchzügler bis hin zum Wintergast.

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Doch erst einmal zu unseren beiden heimischen Sägern. Vom Namen des Gänsesägers sollte man sich nicht täuschen lassen, denn er ist weder eine Gans noch ein Vogel, der Gänse zersägt. Seinen Namensbestandteil „Säger“ hat er aufgrund seines charakteristischen Sägerschnabels mit hornartigen Zähnen, die sich perfekt für den Fischfang eignen. In Deutschland ist der Gänsesäger in der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft. Dieser Status bezieht sich aber nur auf die Brutvögel, denn als Durchzügler und Wintergast konnte ich bereits vor 50 Jahren vom Peenestrom bis hin zum Stettiner Haff schon 2000 Exemplare bei der Internationalen Wasservogelzählung für die Zentrale der Wasservogelforschung in Potsdam erfassen.

Es wird auch auf Dachböden oder im Kamin genistet

Der Gänsesäger hat eine schnittige Form. So imponiert der Erpel durch seinen glänzenden dunkelgrünen Kopf und das schwarz-weiße Gefieder. Zur Balzzeit leuchtet die Brust lachsfarben. Der Höhlenbrüter ist in M-V nicht wählerisch. Bezogen werden Baumhöhlen, Nistkästen und Erdlöcher. Selbst in Kaminen und Dachböden von Schlössern und Häusern wurde er gesichtet.

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Auf Rügen habe ich mehrere besetzte Gänsesägernistkästen gesehen. Der Einschlupf sollte mindestens zwölf Zentimeter Durchmesser besitzen, denn die Wasservögel sind gut ein Kilogramm schwer und 50 Zentimeter lang, so sollte der Kasten auch geräumiger sein als herkömmliche Gärtenkästen. Nur einmal konnte ich einen Gänsesäger mit immerhin elf Jungen bei einer Nandu-Tour beim morgendlichen Bad im Ratzeburger See entdecken.

Gelege mit fünf bis zwölf Eiern

An der Ostseeküste ist ein weiterer Säger, der Mittelsäger, Brutvogel. Er wurde auch schon im Bereich des Greifswalder Boddens entdeckt. Ich selbst konnte den Mittelsäger zur Brutzeit mehrfach bei Peenemünde, der Greifswalder Oie und bei Trassenheide beobachten. Auch auf der Peene gelangen Nachweise. Dieser Säger mit dem rotbraunen Brustschild ist mehr Zugvogel als sein größerer Vetter Gänsesäger, und so treibt es viele aus dem Ostseeraum bis ans Mittelmeer. Das Nest befindet sich gewöhnlich auf dem Erdboden in dichter Ufervegetation und oft auch unter Sträuchern.

Vollgelege von Sägern haben meist zwischen fünf bis zwölf gelbliche Eier. Bis zu einem Kilometer entfernt vom Gewässer kann sich der Brutplatz befinden und dann werden die Kleinen von der Mutter zum Nahrungsgewässer geführt. Anders beim Gänsesäger, die gern in luftiger Höhe in Bruthöhlen nisten. Durch die Lockrufe der Mutter springen die Jungen furchtlos in die Tiefe. Selbst in verlassenen Greifvogelhorsten richtet sich dieser Wasservogel häuslich ein. Ansammlungen von bis zu 3000 Mittelsägern wurden schon im Greifswalder Bodden als Durchzügler gesichtet.

Größte Ansammlung von Zwergsägern am Galenbecker See

Nicht selten auf den größeren Gewässern Vorpommerns, so der Peene, dem Bodden und der Ostsee, erscheint der aus dem Hohen Norden Skandinaviens und Sibiriens kaum stockentengroße Zwergsäger. Der Erpel ist durch seine weithin leuchtende weiße Zeichnung der hellste Wasservogel überhaupt.

Schwarz gefärbt sind lediglich die brillenartige Umgebung der Augen und die Zeichnung im Nacken. Die Weibchen sind wie bei allen Sägerarten mehr unauffällig graubraun. Eine der größten Ansammlungen im Binnenland von M-V wurde mit 453 Zwergsägern als Durchzügler auf dem Galenbecker See beobachtet.

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