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Ortsumgehung

Brücke bei Wolgast – ein Jahr nach erstem Spatenstich geschieht kaum was

Wolgast / Lesedauer: 3 min

Mit viel Tamtam hatte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig 2021 den Baubeginn für die Ortsumgehung zelebriert. Doch zu sehen ist dort immer noch wenig.
Veröffentlicht:24.10.2022, 11:50

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Jedes Mal, wenn er dort vorbei komme, wundere er sich, schreibt Nordkurier-Leser Hans-Michael Wardenga. Da seien Mittel für einen medienwirksamem Auftritt der Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) und ihrem damaligen Verkehrsminister verschwendet worden, doch nach einem anfänglich starken Beginn sei kaum etwas geschehen. Was ist da los?

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Wer mehr als ein Jahr nach dem symbolischen Spatenstich an der B 111 in Richtung Wolgast fährt, überquert den kleinen Ziese-Bach noch immer wie eh und je über die alte marode Brücke. Links daneben, wo die neue Behelfsbrücke als Ersatz für den geplanten Brückenneubau entstehen soll, schiebt ein einzelner Bagger frischen Sand über den Boden. In den nächsten Tagen sollen hier die Rammarbeiten beginnen, sagt der Baggerführer.

Spielt das A20-Debakel eine Rolle?

Eigentlich sollte hier schon im Frühjahr dieses Jahres der Verkehr über die Behelfsbrücke freigegeben werden. Den Bauverzug begründet eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums in Schwerin mit dem aufwändigen Einbau einer Vorlastschüttung zur Konsolidierung der bis zu neun Meter mächtigen Torfschichten.

Offenbar hat das A20-Debakel bei Tribsees, wo vor fünf Jahren ein 40 Meter langer Autobahnabschnitt im Moor versank, nun auch Planer und Bauherren für Baustellen in sumpfigen Gebieten sensibilisiert. Denn eigentlich sei die Sandschüttung am Zieseufer schon am 17. Januar fertiggestellt worden, sagt die Ministeriumssprecherin.

„Der Prozess der Bodenkonsolidierung ist zeitlich jedoch nicht exakt kalkulierbar. Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurden geotechnische Messungen durchgeführt.“ Die eigentlichen Bauleistungen habe man erst nach Erreichen der erforderlichen Bodenverdichtungswerte ausschreiben können. Am 10. Oktober seien die Arbeiten aufgenommen worden.

Verspätung soll keine weitere Folgen haben

Die Fertigstellung der Ziesebrücke verzögert sich also deutlich, aber hat das auch Auswirkungen auf die gesamte, 6,8 Kilometer lange Ortsumgehung, die an genau dieser Stelle abzweigen soll? „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Verkehrsfreigabe für die Ortsumgehung inklusive der neuen Peene-Hochbrücke im Jahr 2026 erfolgt“, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium.

Die Ausführungsplanung für den Streckenbau befinde sich in den letzten Zügen. Derzeit werde der Entwurf für die Peenequerung mittels einer Zügelgurtbrücke erstellt. Ende November soll der Entwurf beim Bundesverkehrsministerium eingereicht werden, sodass die Ausschreibung im ersten Quartal 2023 erfolgen könnte.

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Den Plänen zufolge soll die neue, 1,4 Kilometer lange und 42 Meter hohe Hochbrücke mit einem 70 Meter hohen Pylon südlich von Wolgast über den Peenestrom führen. Als möglicher Baubeginn war ursprünglich schon das zweite Halbjahr 2022 genannt worden.

Brücken werden teurer

Insgesamt sollen sich die Kosten auf knapp 140 Millionen Euro belaufen, darunter rund 100 Millionen Euro für die neue Hochbrücke. Für einige Brückenprojekte zeichnen sich nach Angaben des Landes allerdings inzwischen Mehrkosten durch Preissteigerungen ab. So erhöhten sich die Kostenschätzungen für eine Brücke im Zuge der Kreisstraße 26 über die neue Ortsumgehung von ursprünglich 3,8 auf inzwischen 8,4 Millionen Euro. Und auch die Ziesebrücke wird teurer als geplant. Während man vor einem Jahr noch von 3,1 Millionen Euro ausging, rechnet man heute mit 4,6 Millionen Euro.