StartseiteRegionalAnklamDie „Vorpommern“ bangt um die Zukunft

Greifswald

Die „Vorpommern“ bangt um die Zukunft

Greifswald / Lesedauer: 4 min

Die Wohnadresse von Jens Uwe Kiefer ist einfach zu merken: Museumshafen Greifswald – Schwimmkran. Seit Jahren schon lebt der Naturbursche mit ausgeprägtem ...
Veröffentlicht:07.06.2013, 02:24
Artikel teilen:

Die Wohnadresse von Jens Uwe Kiefer ist einfach zu merken: Museumshafen Greifswald – Schwimmkran. Seit Jahren schon lebt der Naturbursche mit ausgeprägtem Faible zum Camping an Bord des vor etwa 100 Jahren in einer Berliner Werft gebauten Kran-Veteranen „Condor“.

Manchmal steigen Neugierige an Deck. Dann zeigt der Schiffer seinen Gästen die nostalgisch anmutende Technik des Schwimmkranes, der einst in der Binnenschifffahrt eingesetzt wurde und bis zu sechs Tonnen Gewicht an den Haken nehmen konnte. Motor- und Getriebe sind im Laufe der Zeit eingerostet, Lasten hebt der „Condor“ nicht mehr. Aber Wohnen lässt es sich an Bord. „In meiner 45 Quadratmeter großen Koje habe ich alles, was ich brauche“, sagt der 51-jährige. Auch im strengsten Winter lasse es sich hier gut leben. „Nur ein bisschen mehr Sanitär wäre schön, aber das ist ja schon seit vielen Jahren im Hafen geplant“.

Ausbau soll im August starten

Kiefers Wunsch dürfte bald in Erfüllung gehen. Denn die EU hat jetzt fast 1,8Millionen Euro für Sanierung und Ausbau des größten Museumshafens in Mecklenburg-Vorpommern bereitgestellt. Die Arbeiten sollen im August beginnen, versichert Greifswalds Oberbürgermeister Arthur König (CDU). Der Hafen sei ein  Besuchermagnet. „Mir geht immer das Herz auf, wenn ich manchmal abends am Ryck entlang radle und viele junge Leute beim Angeln oder Grillen sehe“, sagt König.
Die Gelder aus dem Brüsseler Programm Interreg IV A stockt dieKommunen um eine zusätzliche halbe Million Euro auf. Bis zur nächsten Wassersportsaison werden zum Beispiel die Uferbefestigung im Nordbereich erneuert und der Platz bis zur Steinbecker
Brücke gepflastert.

Polen planen schwimmende Brücken

Auch vor Kiefers Gangway soll der Bereich rund um den Fangenturm, einer einstigen Wehranlage, saniert und mit einem kleinen Sanitär- und Servicetrakt für Freizeitkapitäne bebaut werden. Und weil die Nachfrage von Eignern historischer Wasserfahrzeuge wächst, wird der Hafen sogar noch einmal erweitert. Im Südbereich, am alten Speicher, entsteht eine zusätzliche, etwa 300 Meter lange Steganlage mit weiteren Liegeplätzen.

Das Projekt füge sich ein in das wassertouristische Gesamtkonzept der Euroregion Pomerania, sagt der Geschäftsführer der 1995 gegründeten EU-Region, Peter Heise. Ausgebaut würden unter anderem auch Marinas in Schwedt, Stettin (Szczecin) sowie Greifenhagen) (Gryfino). Greifswald hatte sich zusammen mit der polnischen Stadt Pölitz (Police) beworben. Kürzlich stimmte der Begleitausschuss dem Gemeinschaftsprojekt zu und gab insgesamt 3,6 Millionen Euro frei. Im polnischen Police soll dafür eine Fußgängerpromenade mit Aussichtsplattformen entstehen.

Die polnischen Partner planen außerdem zwei schwimmende Brücken mit Plattformen, die unter anderem als Bühne genutzt werden können. Außerdem sollen am Westufer der Oder zwei Anleger für Kanus, Segelboote und Jet-Skis sowie Freizeitanlagen mit Spielplätzen und Grünanlagen errichtet werden. Das Beispiel zeige, dass es sich lohne, gemeinsam mit polnischen Partnern etwas in Bewegung zu bringen, auch wenn es mitunter etwas zeitaufwändiger sei, sagt Oberbürgermeister König. Die Kooperation soll nun aufrechterhalten werden. „Wir planen gemeinsame Veranstaltungen mit Police, denkbar ist ein gemeinsames Drachenbootfest, mit wechselndem Austragungsort.“

Greifswalds Hafenmeister Arnold Dörling freut sich über die Erneuerungskur am Ryck-Areal in unmittelbarer Nachbarschaft zur Altstadt. Damit würde der Museumshafen weiter aufgewertet, sagt er. Der Spaziergang am Wasser entlang lohne sich schon jetzt noch mehr.

Vier Museumsschiffe bald ohne Zulassung?

In dem Museumsstandort, in dem nach der Wende der wirtschaftkliche Güterumschlag aufgegeben worden war, liegen mittlerweile 47 Schiffsveteranen vor Anker.Manche von ihnen seien Raritäten, sagt Dörling. Zu ihnen gehörten das älteste Schiff in Greifswald, die „Pommernland“, ein im Jahre 1899 gebautes Zeesboot, das einst unter Segeln zum Fischfang vor der pommerschen Küste eingesetzt wurde. Die Flotte der zum größten Teil noch schiffbaren historischen Wasserfahrzeuge reicht vom Lassaner Heimatkutter „Ernestine“, dem 80 Jahre alten Gaffelschoner „Solvang“, dem Hiddenseer Flachbodenschiff „Petrine“ bis zum ehemaligen Lofotenkutter „Stine“.

Doch leider bangten mindestens vier der Greifswalder Museumsschiffe derzeit um ihre Zukunft, sagt Dörling. Wegen nicht anerkannter Umbauten drohten die Zulassungen zu Besucherausfahrten für den Haikutter „Nordwind“, den Logger „Lovis“, das Museumsschiff „Vorpommern“ und den ehemaligen Fischkutter „Seefuchs“ auszulaufen.