„Heute ist ein Tag, an dem wir gemeinsam an Freiheit, Demokratie und das Leben erinnern wollen”, so Initiator Domenik Thrun. In einer kurzen Ansprache sprach er sich außerdem gegen das Vergessen und die Spaltung der Gesellschaft aus, dafür aber für die Liebe und für die Demokratie. Gemeinsam mit Annett Freier und Lars Tschirschwitz vom Demokratie-Laden hatte der Vorsitzende des Anklamer Jugendparlamentes am Dienstagnachmittag spontan einen Gedenk-Spaziergang entlang der neun in Anklam verlegten Stolpersteine durchgeführt.
Schicksale der verfolgten und ermordeten Menschen
Die Route führte von der Peenstraße 22, wo ein Stein an den ehemaligen Bewohner Albert Bernhard erinnert, hinüber in die Brüderstraße. Dort am Eckhaus zur Klosterstraße stand einst das Haus mit der Adresse Brüderstraße 18, das einst das Zuhause von Bernhard und Henriette Philipp war. Die restlichen sechs Stolpersteine verteilen sich über die Straße „Am Markt” und die Anklamer Keilstraße, wohin der gemeinsame Rundgang dann führte.
An allen Stationen schafften es die Initiatoren, das Schicksal der Menschen in die Gegenwart zu holen, in dem sie aus Briefen von ebenfalls verfolgten Anklamerinnen vorlasen. Martha Bauchwitz und Anna Grüneberg hielten in einfachen, wie eindrucksvollen Worten fest, was sie seinerzeit bewegte. So schrieb Anne Grüneberg 1940 noch hoffnungsvoll an ihre Tochter: „Nach dieser Zeit können wir wohl nochmal zusammen kommen. Sei brav und tapfer, mein liebes Mädel, wir sind es auch.” Worten, denen verbunden mit dem heutigen Wissen, eine besondere Bedeutung zukommt.
Mehr lesen: ▶ Pogromnacht in Neubrandenburg – als alles Jüdische brannte