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100. Geburt

Hochschwangere 19-Jährige flieht aus Charkiw und entbindet in Anklam

Anklam / Lesedauer: 3 min

Hochschwanger ist die 19-jährige Maria Timchenko aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine geflohen. Am Anklamer Ameos Klinikum schenkte sie nun einem kleinen Mädchen das Leben.
Veröffentlicht:28.04.2022, 05:34

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Bis vor wenigen Wochen war die Millionenstadt Charkiw im Osten der Ukraine das Zuhause von Maria Timchenko und ihrer Familie. Doch kurz nach Ausbruch des Krieges, in dem gerade auch die Industrieregion um Charkiw zu den meistumkämpften Gebieten für die russischen und ukrainischen Truppen zählt, hat sich auch die 19-jährige Maria schweren Herzens für die Flucht in den sicheren Westen entschieden.

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Dabei ging es schon zu diesem Zeitpunkt nicht nur um ihre eigene Sicherheit, sondern auch um die ihres ungeborenen Kindes, denn Maria war zu diesem Zeitpunkt bereits in den letzten Monaten ihrer Schwangerschaft. Gemeinsam mit ihrer Mutter, ihrer jüngeren Schwester, der Tante und Cousine ist sie mit dem Zug über Polen bis nach Vorpommern gekommen.

In Anklam Sicherheit gefunden

Zunächst seien sie im Zentrum für Erlebnispädagogik und Umweltbildung (Zerum) in Ueckermünde untergekommen und hätten dann nach wenigen Tagen eine Wohnung am Anklamer Stadtwald angeboten gekommen, berichtet Maria Timchenko.

Hier fühlen sich die Ukrainerinnen mittlerweile auch gut und vor allem sicher angekommen. Marias Schwester besucht seit wenigen Tagen die 8. Klasse einer Anklamer Schule. Die Mutter der beiden wartet darauf, eine Arbeit annehmen zu können. Sie ist gelernte Näherin.

Die kleine Frauen-WG hat nun auch den lang ersehnten Zuwachs bekommen. Am vergangenen Samstag, 23. April, hat Maria ihrem Töchterchen Ylyana das Leben geschenkt. Die Kleine kam um 10.26 Uhr zur Welt und brachte dabei 2910 Gramm auf die Waage bei einer Größe von 54 Zentimeter. Ohne Frage ein besonderer Tag für Maria Timchenko, bei dem ihr ihre eigene Mutter helfend zur Seite stand.

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Handy-Übersetzungen im Kreißsaal

Aber wiederum auch ein Meilenstein für das Anklamer Ameos Klinikum. Denn die Geburt der kleinen Ylyana war die bislang 100. Geburt in diesem Jahr am Anklamer Krankenhaus. Hebamme Josephine Klementz hat die Entbindung begleitet und freut sich für die junge Mutter.

Probleme in der Kommunikation hätten sie mit Händen und Füßen sowie mit einem entsprechenden Übersetzungsprogramm auf dem Handy überbrückt, erklärt die Hebamme. Die frisch gebackene Mutter spricht nämlich bislang noch kein Deutsch.

Glücklicherweise sei aber alles ohne Komplikationen gelaufen, so Klementz. Für solche oder ähnliche Fälle würden im Anklamer Krankenhaus jedoch auch einige russisch sprechende Kollegen zur Verfügung stehen.

Ihre eigene Zukunft und die ihrer kleinen Tochter sieht Maria Timchenko zum jetzigen Zeitpunkt in Deutschland und nicht in der Ukraine. Sie hält regelmäßigen Kontakt zu ihrem Vater, der weiterhin im Kriegsgebiet in Charkiw als freiwilliger Helfer arbeitet. Für Ylyana wünscht sie sich jedoch, dass sie hier in den Kindergarten oder in die Schule gehen kann und in Frieden aufwächst.