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Abgelehnt

Kreistag kippt Schülerfreizeitticket

Greifswald / Lesedauer: 3 min

Bei der jüngsten Kreistagssitzung sollte das Schülerfreizeitticket für Vorpommern-Greifswald beschlossen werden. In den Ausschüssen fand es breite Zustimmung. Die Debatte brachte jedoch auch die Kehrseite der Medaille ans Licht.
Veröffentlicht:20.02.2019, 07:48

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Nach einer monatelangen Beratung, der Anhörung von Beteiligten und zwei Konzeptvorschlägen durch ein unabhängiges Forschungs- und Beratungsinstitut wird es vorerst doch kein Schülerfreizeitticket im Kreis Vorpommern-Greifswald geben. Bei ihrer Sitzung am Montag verwiesen die Kreistagsmitglieder den Beschlusstext der Verwaltung zurück in die Ausschüsse, obwohl diese den Antrag bereits mit großen Mehrheiten angenommen hatten. Zu viele Fragen und kritische Beiträge wurden während der Debatte laut, weswegen man sich für den Schritt rückwärts entschied – sehr zum Leidwesen der Verwaltung, wie auch am Ende der Sitzung Landrat Michael Sack (CDU) erklärte.

Dabei war nach dem Empfinden von Kreisdezernent Jörg Hasselmann alles gut. Noch bei der Antragsvorstellung nannte er das Papier einen guten Schritt für den Kreis und die Schüler vor Ort. Und einen Tag später: „Man hat es versäumt, mit der Beschlussvorlage einen Anfang zu machen, das ist ganz schlimm.“ Der Plan war, ein kreisweites Ticket einzurichten, mit dem Schüler und Auszubildende den ÖPNV an Schultagen ab 12 Uhr und an freien Tagen ganztägig nutzen können. Acht Euro sollte es kosten und wäre vom Kreis mit 95 000 Euro bezuschusst worden.

„Aktuelle Planung nicht auskömmlich“

„Zu wenig, damit können wir nicht leben“, erklärte Henrik Umnus, der Geschäftsführer des Verkehrsbetriebs Greifswald GmbH, machte jedoch auch deutlich, dass sich die Verkehrsbetriebe ein Schülerfreizeitticket sehr gewünscht hätten. „Der Öffentliche Personennahverkehr gehört zur Daseinsvorsorge. Das Ticket ist wichtig und wir wünschen uns diese Verbesserung.“ Er erhielt bei der Kreistagssitzung Rederecht und erklärte dem Kreistag in einer simplen Rechnung seine Bedenken: „Der Kreis will pro Jahr 95 000 geben für theoretisch geplante 16 500 Schüler. Das sind rund 5,70 Euro im Jahr pro Schüler.“ An die Verwaltung gerichtet erhob er den Vorwurf: „Sie kannibalisieren damit die Einnahmen des Verkehrsbetriebes. Ihr Handeln führt zu weiteren Verlusten des Unternehmens.“ Gegenüber dem Nordkurier präzisierte er seine Bedenken: „Auf den Monat gerechnet sollen die Verkehrsbetriebe die Schüler für rund 8,50 Euro im Monat durch den Kreis fahren. Zum Vergleich, eine ermäßigte Monatskarte kostet in Greifswald aktuell 30 Euro. Um auskömmlich zu wirtschaften, müssten wir für ein solches Freizeitticket, wie es die Verwaltung vorschlägt, mindestens 24 Euro nehmen.“

Verkehrsbetriebe nicht genug eingebunden?

Umnus sieht jedoch nicht nur finanzielle Probleme, auch im Hinblick auf die gesamte Planung übte er Kritik am Schülerfreizeitticket. „Die Verkehrsbetriebe wurden genau zwei Mal in den Prozess eingebunden. Es gab ein Treffen im April und eine Mail mit Fragen im Juni. Danach wurden wir erst eine Woche vor der Sitzung informiert, dass der Antrag nun so kommt, dabei sind noch so viele Fragen offen,“ so Umnus. Unter anderem sei noch nicht der Verteilungsschlüssel geklärt, nach dem die Verkehrsbetriebe vom Kreis entschädigt werden. Auch Frank Lettkemann, der Geschäftsführer der Anklamer Verkehrs GmbH, hätte sich über eine tiefergehende Einbindung der Gesellschaften in den Ausschüssen gefreut. Er sieht jedoch eher das Scheitern des Antrags kritisch. „Es wäre schön gewesen für die Schüler und den Nahverkehr im Kreis“, so Lettkemann.

Mitte März beginnt die nächste Ausschussrunde. Dann wird wieder über das Schülerticket gesprochen.