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Mit behördlicher Genehmigung

Mit dem Galgen für das Abendland

Anklam / Lesedauer: 2 min

Wenn Menschen sich angeblich für abendländische Werte einsetzen und dann mit einer brüllenden Horde und einem Galgen herumlaufen, ist das nicht unbedingt eine demokratische Geste. Und schon gar keine friedliche. Erlaubt war es aber.
Veröffentlicht:06.04.2016, 16:59

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In den Augen der rechtsextremen Veranstalter von der NPD geht es ganz gesittet zu, wenn in Anklam und anderswo zur Demo gegen die Asylpolitik geladen wird. Würde man der Partei-Propaganda Glauben schenken, hätten sich am Dienstag die einzig wahren Patrioten und anständigen Bürger in Anklam versammelt, um die abendländischen Werte zu verteidigen.

Daran, dass das auch wirklich so ist, dürften den meisten Menschen wohl ganz von selbst Zweifel kommen, zumal in diesem Fall, bei dem kein scheinbares "Bürgerbündnis" wie MVGida, sondern die rechtsextreme NPD ganz unverblümt als Organisatorin auftrat. Abzulesen ist das auch daran, dass anders als bei früheren Veranstaltungen offenbar kaum noch Bürger mitmarschierten, die sich nicht dem rechtsextremen Spektrum zuordnen lassen.

Wieso der Galgen dabei sein durfte

Das Verhalten eines Demo-Teilnehmers stach am Dienstag allerdings selbst in dieser rechtsextremen Umgebung hervor: Der Mann trug während der Demo durchgängig einen symbolischen Galgen mit sich herum. Das Symbol wurde im vorigen Jahr bekannt, als ein Teilnehmer in Dresden bei einer Pegida-Demo einen Galgen zeigte, an dem er ausweislich eines daran befestigten Schildes mehrere Spitzenpolitiker aufknüpfen wollte. Das hatte seinerzeit staatsanwaltschaftliche Ermittlungen nach sich gezogen.

Für die Behörden war der Galgen bei der Anklamer Demo allerdings kein Problem: Er sei nicht funktionsfähig und niemand werde unmittelbar mit dem Galgen in Verbindung gebracht, hieß es von den begleitenden Polizeikräften - mithin dürfe er gezeigt werden.