StartseiteRegionalAnklam▶ Eugal-Pipeline bei Quilow unter der Peene verlegt (Video)

Gasleitung

▶ Eugal-Pipeline bei Quilow unter der Peene verlegt (Video)

Quilow / Lesedauer: 5 min

Als eines der wenigen besonderen Hindernisse der Eugal-Trasse in Vorpommern ist der Fluss Peene für die Arbeiten eine Herausforderung. Nun wurde der Rohrstrang unter dem Fluss durchgezogen, wie wir in unserem Video zeigen.
Veröffentlicht:04.09.2019, 07:30

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Wolken aus feinem, hellen Sand wabern mit jedem Windstoß über die Baustelle an der geplanten Eugal-Gastrasse. Das sommerliche Wetter hat den Boden zwischen Groß Polzin und Quilow ausgetrocknet. Schon am Vormittag brennt die Sonne unbarmherzig. Schatten für die Arbeiter gibt es kaum. Dennoch stehen die Männer mit schweren Stiefeln und Helmen bereit, um einen großen Schritt für die Fertigstellung der Trasse in Angriff zu nehmen.

Hier finden Sie das Video, wie die Trasse unter Peene verlegt wird:

102 Kilometer lang ist allein der Bauabschnitt in Vorpommern

Bereits Ende Oktober 2018 fiel der Startschuss für die Arbeiten in Vorpommern. Auf insgesamt rund 102 Kilometern erstreckt sich der Bauabschnitt von Lubmin an der Ostseeküste bis an die Grenze nach Brandenburg. Die gesamte Ferngasleitung verläuft auf einer Strecke von 480 Kilometern bis an die deutsch-tschechische Grenze. Die Eugal-Pipeline dient als Verlängerung der neuen "Nord Stream 2"-Pipeline, der gerade in der Ostsee verlegt wird und in Zukunft russisches Erdgas liefern soll.

Seit dem Baubeginn ist viel passiert. „Aktuell fehlen noch 20 Kilometer Rohrleitungen an einzelnen Passagen“, sagt Reemt Bernert, Pressesprecher der zuständigen Betreiberfirma „Gascade“. Zwar sei der Zeitplan, bis Ende 2020 fertig zu sein, sehr ambitioniert, aber aktuell lägen die Arbeiten im Soll.

Doch neben den Gräben, die sich durch die Landschaft ziehen, gibt es beim Trassenbau auch besondere Hindernisse zu überwinden. Eines davon ist die Peene. Bereits im April rückte der Bohrer an, um unter dem Fluss einen Weg für die Rohre zu bahnen. Ausgekleidet mit tonnenschweren Betonelementen, entstand so in gut sechs Metern Tiefe unter der Peene ein Tunnel. Als Schutz für die eigentlichen Rohrleitungen. Bei den Bauarbeiten sorgte eine Verunreinigung im Fluss für Aufregung an der Peene.

Nur ein einziger Fehler würde den Baufortschritt ausbremsen

Die Rohre in dem gut einen Kilometer langen Tunnel zu verlegen, ist allerdings eine Herausforderung, die nur mit schwerem Gerät zu bewältigen ist. 15 sogenannte Seitenbäume stehen dafür Ende August an der Nordseite der Baustelle bereit. Südlich, auf der anderen Seite der Peene, wartet die HDD-Anlage auf ihren Einsatz. Bis zu 500 Tonnen Zugkraft bringt diese Maschine auf, um den Rohrstrang durch den Tunnel zu ziehen.

Dennoch ist ein Strang von 1000 Metern Länge auch mit dieser Technik kaum zu händeln. „Das Rohr wird zweigeteilt“, erklärt Bernert. Dabei gehe es auch darum, die Reibung während des Prozesses zu reduzieren, um die Rohre keiner unnötigen Belastung auszusetzen. Ganz ohne Schwund geht es allerdings dennoch nicht. Um diesen auszugleichen, ist der Strang mit einem speziellen Glasfaserkunststoff ummantelt. „Die Wülste an den Rohren sind extra als Soll-Abtragung eingeplant“, erklärt der Pressesprecher.

Nur vier Tage sind für den gesamten Einsatz angesetzt. Auch das scheint auf den ersten Blick sehr ambitioniert. Zwar herrscht emsiges Treiben entlang der Trasse, doch die meisten Arbeiter müssen am ersten Tag zunächst warten. Und während die Temperaturen an der 30-Grad-Marke kratzen, müssen letzte Vorbereitungen getroffen werden, bevor die Seitenbäume und die Zuganlage den Strang in Bewegung setzen können.

Dabei steht auch die Isolierung der künftigen Gasleitung auf dem Prüfstand. „Da wird leichte Spannung drauf gegeben“, erklärt Bernert. Sollte dabei ein Funke entstehen, muss das entsprechende Rohrteil neu isoliert werden. Zum Glück für den Zeitplan bleiben derartige Zwischenfälle aber aus.

Langsam in kleinen Schritten vorwärts

Als die Seitenbäume am späten Vormittag dröhnend und mit warnendem Piepen zum Leben erwachen, muss die Arbeitsgeschwindigkeit zu Gunsten der Präzision zurückstecken. Langsam geht es in kleinen Schritten vorwärts. Immer nur acht Meter bewegt sich das Rohr Richtung Peene-Tunnel. Denn die Rohrleitung ist nicht etwa mit Seilen an der Zugmaschine am anderen Peeneufer verbunden. Vielmehr sind es Stangenelemente, über die die Kraft an den Strang übertragen wird.

„Die müssen dann auf der anderen Seite abgeschraubt und beiseite gelegt werden“, so Bernert. Für die Arbeiter auf der nördlichen Baustelle bedeutet das jedes Mal eine erneute Zwangspause, unter der die Konzentration jedoch nicht leiden darf. Nur ein Fehler könnte für Beschädigungen an der Isolierung sorgen, die den Baufortschritt ausbremsen würden.

Doch trotz der riesigen Baumaschinen sind die Arbeiter den umsichtigen Einsatz gewohnt. Stück für Stück nähert sich der Rohrstrang dem dunklen Tunneleingang und verschwindet schließlich darin. „Es gab keine Schwierigkeiten bei den beiden Strängen“, freut sich Pressesprecher Bernert.

Ein weiterer Bauabschnitt ist geschafft. Zumindest, was den Einzug der Pipeline-Rohre angeht. Denn bevor das Gas strömen kann, muss der Peene-Tunnel noch verfüllt und die Rohrstränge mit der Hauptleitung verschweißt werden. Und auch, wenn ein Kilometer Rohrleitung im Vergleich zur Gesamtlänge gering wirkt, ist es dennoch ein gewaltiger Fortschritt für die Arbeiten an der Pipeline-Trasse. Denn jetzt sind es nur noch 19 Kilometer, die bis zu ihrer Fertigstellung fehlen.