StartseiteRegionalAnklam▶ Reisebüros in Vorpommern stehen vor dem Aus

Demo in Greifswald

▶ Reisebüros in Vorpommern stehen vor dem Aus

Greifswald / Lesedauer: 3 min

Bald soll es im Tourismus trotz Corona weitergehen. Doch die Regelungen lassen viele Fragen offen. Für Mitarbeiter in Reisebüros durchaus existenzielle...
Veröffentlicht:13.05.2020, 18:14

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Mitarbeiter und Besitzer von Reisebüros aus Vorpommern und von der Seenplatte sind am Mittwoch einem Demo-Aufruf nach Greifswald gefolgt. Zeitgleich wurde in rund 40 deutschen Städten demonstriert, um für die Probleme der Branche in der Corona-Krise Aufmerksamkeit zu gewinnen. Das Motto: „Leere Koffer = leere Kassen“ und „Rettet die Reisebüros“.

Es drohe eine Massenpleite

Während in Dresden und Berlin Omnibusse und Autokorsos für Aufmerksamkeit sorgten, sollte in Greifswald, trotz nasskalten Wetters, Partymusik Passanten an Urlaubsgefühle erinnern. Mit Sonnenschirmen und Liegen erinnerten die Demonstranten Zuschauer daran, was ihnen mit einem Wegbrechen der Branche demnächst alles fehlen könnte. Und viel fehlt nicht mehr, bis den Reisebüros eine „Massenpleite“ droht, wie es in einem Aufruf zu der Veranstaltung in der Kreisstadt heißt.

Keine Einnahmen, aber viel Arbeit für die Kunden

Auch die Neubrandenburgerin Bie de Krock ist dem Aufruf gefolgt, hat sich mit anderen Reisebürobesitzern aus dem Land über soziale Netzwerke organisiert und steht jetzt auf dem Greifswalder Marktplatz. Gemeinsam mit ihrem Mann gehört ihr seit 16 Jahren ein Reisebüro im Neubrandenburger Datze-Center. Eine Angestellte haben sie. „Seit März verdienen wir nichts. Wir mussten den gesamten Umsatz rückabwickeln, den Veranstaltern die Provision zurückzahlen.“ Und das ist mit enormem Aufwand verbunden. „Die Stammkunden halten zu uns, das tut gut. Aber die Veranstalter haben die Callcenter auf Kurzarbeit gesetzt, dort arbeitet niemand mehr. Kunden mit Fragen rufen uns an.“ Zusätzliche Arbeit, die niemand bezahlt.

Das Problem einer eng verzahnten Branche

Für de Krock und ihren Mann ist trotz Liquiditätszuschuss vom Land längst klar: Wenn nicht schnell etwas passiert, kommt die Pleitewelle. Das weiß auch Christin Laabs. Die Anklamerin arbeitet im dortigen Reiseservice und hat an diesem Mittwoch Unterstützung mitgebracht. Martin Jager und zwei Kollegen von der Anklamer Verkehrsgesellschaft. Eigentlich sind sie Profiteure vom Tourismusboom in der Region, der über Jahre anhielt. Doch statt voller Auftragsbücher heißt es aktuell Kurzarbeit und Minusstundenaufbau. Das bisschen Linienverkehr ist zu wenig, um über die Runden zu kommen.

Reisebüros stehen nicht im Fokus der Debatte

Trotz öffentlicher Aufträge ist das Verkehrsunternehmen vom zweiten Standbein abhängig – der Vermittlung und Organisation von touristischen Reisen – vom Busausflug bis zur Kreuzfahrt. In der Branche greife eben vieles ineinander und man müsse sich gegenseitig unterstützen, erklärt Jager. Deswegen seien er und seine Kollegen zu der Veranstaltung nach Greifswald gekommen.

Wann es Unterstützung für die Betriebe gibt, ist weiter unklar. Tourismushilfen sind aktuell in aller Munde und doch besteht die Gefahr, dass die Reisebüros dabei in Vergessenheit geraten.